Finanzen / Bilanzen

USA vs. China Handelskrieg 2.0 oder Zölle sind das schönste Wort im Wörterbuch

Die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wird die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen China und den USA wohl weiter belasten. Die Ablehnung bestehender [Frei-] Handelsregeln führte 2018 bereits zu eskalierenden Zöllen und Sanktionen gegen China und löste zusammen mit Vergeltungsmaßnahmen Pekings den damaligen Handelskrieg aus. Dieser Konflikt hat sich seitdem auf die Bereiche Technologie, Investitionen und Finanzen ausgeweitet, was zu einer fortschreitenden "Entkopplung" zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt geführt hat.

Trump könnte Zölle, die er einmal als "das schönste Wort im Wörterbuch" bezeichnet hat, verstärkt einsetzen, um sein Wahlversprechen zu erfüllen. Er glaubt, dass Zölle dazu beitragen, Amerikas Handelsdefizite zu verringern, Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe wiederherzustellen und damit die kräftigen Steuersenkungen finanzieren helfen.

Zölle in Höhe von 60 % auf chinesische Produkte und 10-20 % auf alles andere könnten den Welthandel weiter schwächen. Noch schlimmer ist, dass die wahrscheinlichen Gegenmaßnahmen der wichtigsten Handelspartner den Schaden eines Handelskriegs 2.0 über die Erfahrungen von 2018-19 hinaus verschlimmern könnten. Die Folge wären vermehrte Handelsspannungen weltweit und angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten gäbe es keine Gewinner.

China würde am meisten unter den Zöllen leiden. Eine aktuelle Reuters-Umfrage unter Ökonomen zeigt, dass selbst eine teilweise Umsetzung der geplanten Abgaben das Wachstum des Landes 2025 um einen ganzen Prozentpunkt schmälern könnte. Unser internes Modell zeigt, dass die kumulierten Auswirkungen von Zöllen in Höhe von 60 % noch deutlich schädlicher sein werden, wenn Peking keine Abhilfemaßnahmen ergreift.

Dies sind ernsthafte Bedrohungen für eine Wirtschaft, die immer noch von den Schocks im Immobilienmarkt und der Pandemie betroffen ist. Die Exporte waren einer der wenigen funktionierenden Wachstumsmotoren, aber der drohende Zollkrieg könnte ihn vollständig abwürgen. Die Wirtschafts- und Marktaussichten Chinas werden stark davon abhängen, wie sich das externe Umfeld entwickelt und wie Peking darauf reagiert.

China hat aber mehrere Möglichkeiten, die Auswirkungen der Zölle abzumildern. Die erste besteht in Verhandlungen. Der zweite Faktor ist die Abwertung der Währung, die dazu beigetragen hatte, die Folgen der Zölle 2018-19 zu lindern. Der CNY/USD stieg von unter 6,3 auf fast 7,1 und wertete in weniger als 18 Monaten um 11 % ab. So wirkte die Währung effektiv als Schockabsorber und half den Exporteuren, den Sturm zu überstehen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Umleitung des Handels. Die Ausdehnung der Produktion auf Standorte, die von zusätzlichen Zöllen befreit sind, wie Südostasien, hat es einigen chinesischen Unternehmen in den letzten Jahren ermöglicht, die US-Beschränkungen zu umgehen. Eine pauschale Abgabe auf alle US-Importe wird zwar eine vollständige Umgehung der Zölle unmöglich machen. Aber die Zahlung von 10-20 % Steuern anstelle von 60 % lohnt sich für chinesische Unternehmen, die auf den US-Märkten wettbewerbsfähig bleiben wollen, dennoch.

Die Androhung von Vergeltungsmaßnahmen könnte eine Abschreckungstaktik sein. Abgesehen von den Gegenzöllen könnte Peking auch die Ausfuhr wichtiger Produkte wie seltene Erden und pharmazeutische Inhaltsstoffe einschränken, bei denen die USA auf Lieferungen aus China angewiesen sind. Die Beschränkung des Zugangs amerikanischer Unternehmen zu den chinesischen Märkten könnte ebenfalls Druck auf die US-Regierung ausüben. Angesichts des Interesses Pekings, ausländische Investitionen anzulocken, wird dies wohl kaum das bevorzugte Mittel sein, aber es ist dennoch möglich.

Binnenmarkt first

Nicht zuletzt könnte Peking die Binnennachfrage ankurbeln, um die Exportschwäche auszugleichen. Dies dürfte die wirksamste und nachhaltigste Strategie sein, um der Wirtschaft zu helfen, den Zollschock zu überstehen. Sie ist am effektivsten, weil sich die grundlegenden Treiber der chinesischen Wirtschaft verändert haben. Der Anteil der Exporte am BIP ist von einem Höchststand von fast 40 % auf unter 20 % im Jahr 2023 gesunken. Innerhalb der Ausfuhren macht der US-Markt, auf den früher 21 % der Lieferungen entfielen, heute weniger als 15 % aus. Diese Veränderungen spiegeln Chinas Entwicklung hin zu einer eigenständigeren, binnenmarktorientierten Wirtschaft wider, die weniger abhängig von den USA ist. Die Konzentration auf die Inlandsnachfrage wird daher die Wirkung der kurzfristigen Konjunkturmaßnahmen Pekings maximieren und längerfristig die wirtschaftliche Neuausrichtung vorantreiben.

Eine Hinwendung nach innen könnte auch dazu beitragen, die möglichen Gegenreaktionen gegen die Maßnahmen zur Stützung der Exporte zu begrenzen. Eine übermäßige Abwertung des Renminbi, Handelsverlagerungen und Vergeltungsmaßnahmen könnte bestehende Spannungen verschärfen, den Zollkrieg eskalieren lassen oder neue Streitigkeiten um Währungsmanipulationen auslösen.

Eine Erholung der chinesischen Wirtschaft könnte die weltweiten Rohstoff- und Energiepreise in die Höhe treiben und damit Inflationsimpulse setzen, die wiederum die Zollaggression der USA begrenzen könnten. Da das Wachstum über dem Trend liegt und der Arbeitsmarkt nahezu rekordverdächtig angespannt ist, ist die hartnäckige Inflation die Achillesferse einer ansonsten makellosen US-Wirtschaft. Trump hat die Frustration der Amerikaner über die Inflation ausgenutzt, um gewählt zu werden. Er möchte dieses Vertrauen vielleicht nicht aufs Spiel setzen, indem er mit hochinflationären Maßnahmen wie Zöllen spielt, während die Wirtschaft noch auf Hochtouren läuft.

Insgesamt hat Peking viele Möglichkeiten, die sich abzeichnenden Herausforderungen zu bewältigen. Die wirksamste und nachhaltigste Lösung besteht darin, das eigene Haus in Ordnung zu bringen, indem man sich auf die Wiederbelebung der Binnennachfrage konzentriert. Auch wenn die jüngsten politischen Veränderungen darauf hindeuten, dass die Behörden die richtigen Schritte unternehmen, müssen sie mehr tun, um die Wirtschaft durch raue und turbulente Gewässer zu lenken.

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