Vielfalt im Vogelsbergkreis
So wird der geplante Umbau des Alten Postamtes in Schlitz gefördert, das Dr. Julian Dern zu einem Zentrum der Gesundheitsvorsorge ausbauen will. Hierzu soll im Erdgeschoss eine 250 Quadratmeter große Allgemeinmedizinische Praxis mit sieben Behandlungszimmern entstehen. In modernen, großzügigen Praxisräumen werden mehrere Ärzte die Patienten aus der Burgenstadt und der Umgebung hausärztlich versorgen. Vorerst beabsichtigt Dr. Dern mit dem hausärztlichen Internisten Sergej Klimin die Arztpraxis zu betreiben. Perspektivisch sollen weitere Ärzte dort tätig werden.
„Drei der aktuell fünf Hausärzte im Schlitzerland werden voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen“, schildert Landrat Dr. Mischak den Hintergrund. Die Nachfolge ist in den meisten Fällen ungeklärt und somit ist die gesundheitliche Versorgung gefährdet. Mit der Sanierung des Alten Postamtes soll „ein Ort der gesundheitlichen Daseinsvorsorge entstehen, der eine attraktive Arbeitsumgebung für Ärzte bietet und den die Patienten gut erreichen können“. Das 1952 errichtete Gebäude steht unter Denkmalschutz und hat laut Dr. Dern einen großen Investitionsstau. Insgesamt wird mit Kosten im höheren sechsstelligen Bereich gerechnet.
In Schlitz wird noch ein zweites Projekt gefördert: die Anschaffung eines Hochgeschwindigkeitsschneidplotters, den die Firma Willy Kimpel KG benötigt. Diese Firma wurde bereits 1889 gegründet und wird heute von Monika Kimpel in der vierten Generation geführt. Hergestellt wurden Verpackungen aus Karton und schwerer Vollpappe in kleinsten Auflagen für Kunden aus der heimischen Metall-, Textil- und Elektrobranche, erzählt Kimpel, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Volker Krömmelbein und Sohn Christoph zur Bescheidübergabe gekommen ist. Der trat übrigens 2021 in das Unternehmen ein und begann mit dem Aufbau einer digitalen Produktion von Verpackungs- und Displaymustern. Dazu wurde nicht nur in Software-Programme für die Druckdaten-Bearbeitung und CAD-Konstruktion, sondern auch in eine Digital-Druckmaschine und in einen Mus-terschneidplotter investiert. Ziel war, den Kunden nicht nur das Entwickeln von individuellen Verpackungs- und Displaylösungen als Dienstleistung anzubieten, sondern auch komplett bedruckte Einzelmuster aus Originalmaterial herzustellen.
Inzwischen werden allerdings weniger Einzelmuster, sondern immer häufiger Kleinst- und Kleinauflagen von Verpackungen und Displays angefragt, die früher aufwendig und teuer konventionell hergestellt werden mussten. Die Firma Willy Kimpel KG sieht in der Beschaffung des geplanten Hochgeschwindigkeitsschneidplotters eine gute Möglichkeit, wirtschaftlich rentabel in das Geschäftsfeld der digital produzierten Kleinauflagen einzusteigen. Zudem wäre die Produktion von digitalen Kleinauflagen „eine ideale Ergänzung zum jetzigen erfolgreichen Geschäftsmodel der digitalen Herstellung von Einzelmustern“, zeigen sich die Firmenvertreter überzeugt und kündigten an, dass zudem ein Vollzeit- und ein weiterer Teilzeitarbeitsplatz geschaffen werden sollen. Insgesamt kostet der Plotter fast 240.000 Euro, gefördert wird er mit 60.000 Euro.
5000 Euro Förderung bekommt Francesca Hild, die in der Homberger Marktstraße ihr „Café Franny´s“ eröffnen wird. „Ein schönes Projekt – Sie machen Homberg um einen Ort reicher“, lobt Landrat Mischak. Großer Wert wird im neuen Café auf Vielfalt und Inklusivität gelegt. Das Angebot umfasst nicht nur klassische Speisen, sondern auch eine breite Palette an glutenfreien, vegetarischen und veganen Optionen. „Es wird ein Frühstücksangebot geben, eine kleine Mittagskarte und natürlich ganz klassisch Kaffee und Kuchen“, kündigt Francesca Hild. Sie wird zudem auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzen. Die Zutaten werden von lokalen Produzenten und Bauern bezogen, um einen positiven Beitrag zur Förderung der lokalen Wirtschaft und zum Umweltschutz zu leisten, verspricht Hild. Sie wird ihr Café gemeinsam mit fünf Aushilfskräfte betreiben. Das Café verfügt über 24 Innen- sowie über 20 bis 40 Außenplätze. Gefördert wird nun die Ausstattung des neuen Cafés. Sie umfasst die Inneneinrichtung wie Stühle und Tische sowie Küchengeräte und Geschirr. Die Kosten belaufen sich auf rund 20.000 Euro.
Mit sage und schreibe 200.000 Euro wird der „Erlebnisweg Flusslauf Nidda“, ein Kooperationsprojekt der Städte Nidda und Schotten, gefördert. Wobei auf die Leader-Region Wetterau die größere Summe von 115.000 Euro entfällt, die Leader-Region Vogelsbergkreis erhält 85.000 Euro. Diesen Förderbescheid nimmt Schottens Bürgermeister Benjamn Göbl aus den Händen des Landrates entgegen, der das Projekt gleichzeitig vorstellt: Die Städte Nidda und Schotten haben sich entschlossen, den Radweg beziehungsweise die Wege von der Niddaquelle bis zum Bereich „Am Orbes“ auf einer Länge von fast 38 Kilometern in einem Interkommunalen Projekt touristisch und qualitativ aufzuwerten. Der Erlebnisweg Flusslauf Nidda wird in seiner ganzen Länge einheitlich ausgeschildert. Besondere Wegweiser in Form von Stelen sollen in regelmäßigen Abständen aufgestellt werden und an einzelnen, sorgfältig ausgewählten Standorten sogenannte begehbare Erlebnisstationen errichtet werden. Des Weiteren sind eine Vielzahl von Infotafeln mit Informationen zu den entsprechenden Standorten geplant. Hauptthema der Erlebnisweges wird das Medium Wasser sein. Sechs thematische Kategorien um das Thema wurden festgelegt: Flusslauf, Herkunft des Wassers, Mühlen/Wasserkraft, Tiere und Pflanzen und der Mensch im Zeichen des Klimawandels.
Der Radweg, der die beiden Städte Nidda und Schotten verbindet, wird bereits rege genutzt und lässt diese bereits davon profitieren. Geplant ist, mit diesem Projekt für die Landesgartenschau 2027 zu werben und darüber hinaus, am touristischen Markt mit einer attraktiven und zeitgemäßen Infrastruktur vertreten zu sein. Die Gesamtkosten beziffert der Landrat auf 300.000 Euro.
Rainer und Lukas Volp wollen ihren Haustechnik-Betrieb in Lautertal-Eichelhain erweitern und haben sich daher für eine Leader-Förderung beworben. Fast 400.000 Euro werden sie investieren, unterstützt werden sie mit rund 110.000 Euro. Rainer Volp gründete die Firma 1995 – zunächst mit den Gewerken Heizung und Sanitär. Entsprechend der technischen Entwicklung und den sich veränderten Anforderungen des Marktes wurde das Angebot des Unternehmens sowohl an Produkten als auch an Leistungen ständig weiterentwickelt und das Personal entsprechend der technischen Entwicklung weitergebildet. 2017 wurde der Betrieb um das Geschäftsfeld Elektroinstallation erweitert. Dieser Bereich wird vom Sohn des Betriebsinhabers, Lukas Volp (Meister im Elektrotechnikerhandwerk), geleitet. Das Angebot der Firma mit dem Bereich Heizung (Wärmepumpen) und Elektro (PV-Anlagen) ist heute entsprechend den Erfordernissen des Marktes aufgestellt, da auch die technische Entwicklung im Bereich der modernen Gebäudetechnik ein Zusammendenken verschiedener Gewerke erfordert. Hieraus hat sich das Geschäftsfeld „Schaltschrankbau“ entwickelt, das gute Wachstumsperspektiven für das Unternehmen bietet, aber als eigenes Geschäftsfeld eigene betriebliche Räume erfordert. Hierfür wird eine weitere Werkstatt benötigt, die im jetzigen Gebäude nicht mehr untergebracht werden kann. Demnach soll das Gebäude einen zwei-stöckigen Anbau erhalten. Im Erdgeschoss sollen die Werkstatt sowie Stellplätze für die Firmenfahrzeuge entstehen. Im Obergeschoss sollen Büros und weitere Sozialraume entstehen. Mit der Betriebserweiterung soll mindestens ein Arbeitsplatz geschaffen werden, kündigen Volps an.
Die nächste stolze Förderung – immerhin knapp 180.000 Euro – fließt nach Alsfeld. Dr. Christos Vittoratos und Nadja von Werner haben einen Förderantrag gestellt, um ein ganz besonderes Gebäude in der Metzgergasse zu sanieren und zu einem Schaulager der Feuerwehrhistorik umbauen zu können. „Wir haben die vorderen Gebäude gekauft“, erzählt Dr. Vittoratos, eine dahinter liegende Scheune sollte eigentlich auch zu Wohnzwecken ausgebaut werden. Doch: Bei der Scheune handelt es sich um eines der kunsthistorisch wertvollsten Gebäude der Altstadt. Bei dem um 1660 errichteten Gebäude, das ein hessisches Kulturdenkmal ist, wurde anders als bei seinen bäuerlichen Pendants Wert auf eine repräsentative Ausführung gelegt. Zuletzt nur als Scheune und Unterstand für Traktoren genutzt, blieb das Gebäude selbst unangetastet, mit ungestrichenen Eichenbalken und Lehmgefachen. Um diese Zeitkapsel retten zu können, kommen nur Nutzungen in Betracht, die keine Änderung in Konstruktion und Erscheinung mit sich bringen.
Den Antragstellern war bekannt, dass die Feuerwehrhistorik-Oldtimerfreunde Alsfeld eine Unterstellmöglichkeit für historische Feuerwehrfahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände suchen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Man setzte sich zusammen und entwickelte die Idee eines „Schaulagers“. Zwei Flächen werden thematischen Ausstellungen vorbehalten sein und zwei Fahrzeuge sollen darin ihren Platz finden. Weiterhin sollen Nebenräume wie eine Küche und ein WC sowie Lagerflächen in den oberen Ebenen geschaffen werden, zudem soll der Vorplatz gestaltet werden.
„Durch die nun vorgesehene Nutzung kann das wertvolle Gebäude und Einzelkulturdenkmal nun langfristig gesichert, dem kleinen Innenstadtquartier wird ein wertvoller Impuls gegeben“, freut sich Landrat Dr. Mischak, der die Gesamtkosten mit fast 380.000 Euro angibt.
Und schließlich wird der Verein „Region Vogelsberg“ mit 20.000 Euro unterstützt, dem es um die Frage geht „Wir viel Bioökonomie steckt im Vogelsberg?“. Konkret gefördert wird eine Studie, deren Ziel es ist, den aktuellen Status ansässiger Firmen und Einrichtungen sowie deren Potential für bioökonomische Prozesse zu analysieren. „Diese Daten gibt es bisher im Vogelsberg noch nicht gibt“, erläutert Vereinsmitglied Jennifer Berger. Nun sollen also relevante Rohstoffe und Stoffgruppen, die in die Transformation einbezogen werden können, erfasst und bewertet werden. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen zielorientierte Vernetzungen auf regionaler Ebene, Konzepte und Impulsprojekte auf unterschiedlichen Ebenen (kommunal, kreisweit, themenspezifisch) entwickelt und vorangetrieben werden. Die Bioökonomie stellt ein zukunftweisendes Konzept dar, das auf nachhaltiger Produktion und Nutzung biologischer Ressourcen basiert. Der Vogelsbergkreis verfügt über eine Vielzahl natürlicher Ressourcen und eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur, die ein erhebliches Potential für die Transformation hin zu einer bioökonomischen Wirtschaftsweise bietet. Durch die systematische Erfassung und Analyse dieses Potentials kann die Region nicht nur ökologisch nachhaltiger, sondern auch wirtschaftlich wettbewerbsfähiger werden, sind sich alle Beteiligten sicher. Insgesamt kostet die Studie 30.000 Euro.
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