Plädoyer für eine vorsorgende Sozialpolitik
Das unterstrich der katholische Wohlfahrtsverband bei seinem Jahresauftakt am Donnerstag (6. Februar) im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart, bei dem die diesjährige Kampagne „Caritas öffnet Türen“ vorgestellt wurde. Die offene Tür ruft dazu auf, den Mitmenschen mit Offenheit und Hilfsbereitschaft zu begegnen. Und sie unterstreicht gleichzeitig die Bedeutung der Demokratie: Eine offene Tür steht für Zugang, Transparenz und soziale Inklusion. Diese Prinzipien sind, so die Caritas Baden-Württemberg, in einer demokratischen Gesellschaft von zentraler Bedeutung.
Vor rund 200 Gästen aus Politik, Medien, Kirche und Wissenschaft machte Diözesan-Caritasdirektor Oliver Merkelbach (Stuttgart) deutlich, dass es allerdings immer schwieriger werde, die Türen von sozialen Diensten und Einrichtungen – „von der Schuldnerberatung bis zur Sozialstation“ – offen zu halten. „Wir brauchen eine vorausschauende und vorsorgende Sozialpolitik, die Abwärtsspiralen frühzeitig und wirksam stoppt. Dies sollte auch der neuen Bundesregierung, die am 23. Februar gewählt wird, bewusst sein“, sagte Merkelbach. Es brauche die offenen Türen, denn diese stellten sicher, dass Staat und Gesellschaft wettbewerbsfähig blieben.
Diözesan-Caritasdirektorin Birgit Schaer (Freiburg) unterstrich, dass die Caritas nicht nur Türen öffne, sondern dahinter liegende Resonanzräume: „Diese Räume bieten den Menschen die Möglichkeit, sich zu entfalten, ihre Potenziale zu entdecken. Das ist in einer Gesellschaft, in der man sich immer weniger verbunden fühlt, umso wichtiger und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl“. Als „Türöffner“ setze die Caritas ein Zeichen für Solidarität und Demokratie. „Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die soziale Infrastruktur angesichts mannigfacher Herausforderungen und knapper werdenden Kassen nicht unter die Räder kommt, sondern dass der Sozialstaat als Solidar-Gemeinschaft vielmehr gestärkt wird“, so Schaer.
Beim Jahresauftakt berichteten mehrere Menschen von ihren persönlichen Erfahrungen, wie die Caritas ihnen Türen öffnete und damit neue Chancen ermöglichte. Eine alleinerziehende Mutter fand über die kirchliche Wohnrauminitiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart endlich eine Wohnung, zwei Jugendliche bekamen durch die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Raphael in Fichtenau das erforderliche Rüstzeug für eine tragende Lebensperspektive und ein Mann, der selbst einige Zeit in Armut gelebt und sich in der Landesarmutskonferenz engagiert hat, bringt seine Expertise inzwischen als Referent für Armut und Solidarität beim Diözesan-Caritasverband Freiburg ein.
Caritas-Journalistenpreis würdigt herausragende publizistische Leistungen
In der Veranstaltung wurden fünf Journalistinnen und Journalisten mit dem 36. Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit ihren herausragenden Beiträgen halten sie „den Sinn für die sozialen Anliegen in unserer Gesellschaft wach“, so die beiden Caritas-direktoren, „und dies ist so wichtig, damit sich der Geist von Mitmenschlichkeit entfalten kann“.
Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt der Krisenreporter Wolfgang Bauer. In seinem in der ZEIT erschienenen Artikel “In der Warteschleife” geht er der Frage nach, ob Geflüchtete, die er nach der Machtübernahme der Taliban 2021 aus Afghanistan nach Reutlingen brachte, dort jemals ankommen können. Nach Auffassung der Jury zeichnet er ein beeindruckend differenziertes Bild von dem staatlichen und persönlichen Bemühen, geflüchtete Menschen bei der Integration in einer für sie völlig fremden Welt zu unterstützen. Er wirft ein erhellendes Licht auf viele Themen rund um Migration und Integration.
Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.500 Euro ging an Lukas Fleischmann und Ralph Würschinger für ihren von der Badischen Zeitung veröffentlichten Podcast „Jenseits der Schwerkraft“. Darin schildern sie in sechs Folgen den Alltag des ambulanten Kinderpalliativteams der Uniklinik Freiburg. Sie begleiten Teammitglieder zu den Familien nach Hause, wo über die fachliche Aufgabe hinaus besonders Empathie und der Aufbau von Vertrauen im Vordergrund stehen. Die Jury lobte die ungewöhnliche Umsetzung in Form eines Podcast, der gefühl- und respektvoll ein schweres Thema erkundet.
Ebenfalls mit einem zweiten Preis ausgezeichnet wurde Miriam Staber für ihre Filmreihe „Unser Markt: Arbeit für Menschen mit und ohne Behinderung“. In fünfminütigen Filmen wird darin ein inklusiver CAP-Markt vorgestellt, in dem die Mitarbeitenden nicht nur Eigenständigkeit erfahren, sondern auch die Nahversorgung vor allem für die älteren Menschen im Ort sicherstellen. Eindrucksvoll wird gezeigt, wie Inklusion ganz praktisch geht und das für alle ein Gewinn ist. Die Jury würdigte insbesondere auch, dass das Thema als fünfteilige Serie in der SWR-Landesschau einen prominenten Platz erhielt.
Mit einer „Lobenden Erwähnung“ wurde die Redaktion der Stuttgarter Zeitung für ihre Serie „Stolpersteine – die Menschen hinter den Namen“ gewürdigt, die sie über ein Jahr lang wöchentlich auf einer digitalen Themenseite und einmal im Monat auf ihrer Reportageseite veröffentlichte. Geschrieben wurden die Beiträge von Autor*innen und Volontär*innen aus der ganzen Redaktion. Nach Auffassung der Jury ist dieses Langzeitprojekt nicht nur eine herausragende redaktionelle Gemeinschaftsleistung, sondern auch ein klares Statement der Stuttgarter Zeitung zu Menschenwürde, Freiheit und Vielfalt.
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