Religionsfreiheit in ständiger Feinabstimmung – Neue Ausgabe der Zeitschrift „Gewissen und Freiheit“ erschienen
Im Vorwort zur neuen Ausgabe schreibt Mario Brito (Bern), Präsident der VVR: „Die Menschen sind das Wertvollste in der Welt. Wir können nicht von einer stabilen und florierenden Gesellschaft träumen, wenn wir uns nicht auf Grundprinzipien wie die Achtung der Menschenwürde, das Wohl für alle und Prosperität einigen und uns dafür einsetzen.“
Der Band beginnt mit dem Artikel „Hassreden, Beleidigung von Religion und öffentlicher Moral in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte“ von Javier-Martinez-Torrón, Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Complutense in Madrid. Im anschließendem „Profil“ wird der Diplomat Robert Řehák, derzeit Vorsitzender der Konferenz für Religions- und Weltanschauungsfreiheit (IRFBA) sowie Sonderbeauftragter im tschechischen Außenministerium in Prag für Holocaust-Fragen, interreligiösen Dialog und Religions- und Glaubensfreiheit, vorgestellt. Alexis Artraud de la Ferrière, Dozent für Soziologie an der Royal Holloway Universität von London, befasst sich dem Thema „Menschliche Sexualität, Religionen und Religionsfreiheit“. Dabei geht es ihm vor allem um die schwierige Diskussion über die Transgeschlechtlichkeit. Auch Ganoune Diop, Generalsekretär der International Religious Liberty Association (IRLA) in Silver Spring, Maryland/USA, schreibt über „Menschliche Sexualität, Religionen und Religionsfreiheit“. Neben unterschiedlichen Auffassungen findet er dabei auch Überschneidungen.
„Frauen, Religion und Menschenrechte: Betrachtungen aus der Perspektive westlicher Rechtssysteme“ lautet der Artikel von Jaime Rossell Grandados, Professor für Kirchenrecht an der Universität de Extemadurda in Badajoz/Spanien. Andrea Pin, Ordinarius für vergleichendes öffentliches Recht an der juristischen Fakultät der Universität in Padua/Italien, beleuchtet mit „Gewissensfreiheit und künstliche Intelligenz“ einen noch sehr neuen Bereich. Ihm schließt sich Salvatore Amato, Ordinarius für Rechtsphilosophie an der juristischen Fakultät der Universität von Catania/Italien, mit dem Beitrag „Religionsfreiheit, informelle Selbstbestimmung und Datenschutz“ an. Silvia Baldassarre, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Rechtswissenschaft der Universität Florenz, folgt mit dem Thema „Religiöser Pluralismus am Arbeitsplatz – die Entwicklung neuer Strategien zur Inklusion“. Der 185-seitige Band schließ mit einem Schreiben der IVVR an die neu gewählten Mitglieder der europäischen Institutionen sowie einer Auflistung von Berichten, Resolutionen und schriftlichen Stellungnahmen zu Religionsfragen der Vereinten Nationen, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission von 2023.
Neue Technologien könnten laut IVVR-Präsident Mario Brito hervorragen dazu geeignet sein, rasche und umfassende Entwicklungen in allen Bereichen des Lebens zu erzielen. Leider könnten sie aber auch dazu benutzt werden, um Menschen zu kontrollieren und ihnen schließlich ihr Privatsphäre und Freiheit zu rauben, selbst die Gewissens- und Meinungsfreiheit. Deshalb befinde sich auch die Religionsfreiheit in ständiger Feinabstimmung.
Internationale Vereinigung zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit (IVVR)
Die IVVR wurde 1946 von dem Arzt Dr. Jean Nussbaum in Paris gegründet und hat heute ihren Sitz in Bern. Der junge Arzt war 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges, als Freiwilliger nach Serbien gegangen, um bei der Bekämpfung einer rasch um sich greifenden Typhusepidemie zu helfen. Während seines Aufenthalts in diesem Land erlebte er, dass Menschen, die Minderheitengruppen angehörten oder sich zu anderen religiösen Überzeugungen und Praktiken bekannten, ins Gefängnis geworfen und auf unterschiedliche Weise schikaniert wurden. Dass sie andere Anschauungen vertraten, wurde als eine Bedrohung empfunden und nicht als eine Bereicherung. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und die schrecklichen Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen in all ihren Einzelheiten ans Licht kamen, beschloss Dr. Nussbaum mit Gleichgesinnten die IVVR zu gründen.
Die IVVR ist von den Vereinten Nationen, dem Europarat und der UNECO mit beratendem Status anerkannt. Präsidenten des Ehrenkomitees waren unter anderem Eleanor Roosevelt, Dr. Albert Schweitzer und Mary Robinson, frühere Hochkommissarin für Menschenrechte. Gegenwärtig ist Adama Dieng, Sonderberater am Internationalen Strafgerichtshof, Präsident des Ehrenkomitees.
Ziel der Vereinigung ist die Förderung und Wahrung der Grundsätze der Religionsfreiheit, die wissenschaftliche Erforschung der Grundrechte der Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie die Förderung der allgemeinen Toleranz durch Wahrung der Rechte des Einzelnen seinen Glauben und seine Überzeugung öffentlich oder privat zu vertreten.
Deutsche Vereinigung für Religionsfreiheit e. V. (DVR)
Die DVR ist ein Zweig der IVVR. Die Registrierung der Vereinigung beim Deutschen Bundestag ist in der öffentlichen Liste des Bundesanzeigers bekannt. Gefördert wird die Arbeit der DVR durch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, einer evangelischen Freikirche. Sie ist Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) sowie in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).
Das Institut für Religionsfreiheit ist eine Einrichtung der Deutschen Vereinigung für Religionsfreiheit e. V. an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg. Zielsetzung ist es, nationale und internationale Fragen der Religionsfreiheit sowie der Beziehung Kirche – Staat aus juristischer, theologischer und historischer Sicht wissenschaftlich zu behandeln. Es sollen Ergebnisse und Antworten verfügbar gemacht werden, die besonders die Anliegen von Freikirchen und religiösen Minderheiten berücksichtigen. Es gilt, die Art der Gewährleistung von Religionsfreiheit zu beobachten und Verstöße gegebenenfalls zu dokumentieren.
Laut dem Vorsitzenden der DVR, Johannes Naether (Hannover), hat die Zeitschrift „Gewissen und Freiheit“ folgende Zielsetzung:
- Wissenschaftliche und theologische Grundlagen der Religionsfreiheit zu beschreiben,
- die rechtlichen, sozialen und politischen Folgerungen aus der Anwendung der religiösen Freiheit und ihrer Prinzipien zu diskutieren,
- das gegenseitige Verständnis und die wirkungsvolle Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Religionsfreiheit zu fördern,
- Wissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Möglichkeit zu geben, ihre Standpunkte und Überzeugungen darzulegen,
- die historischen Auseinandersetzungen um die Religionsfreiheit aufzuzeigen.
Personen, die beruflich mit dem Themenbereich der Menschenrechte und/oder der Religionsfreiheit zu tun haben, können kostenlos die einmal jährlich erscheinende Ausgabe von „Gewissen und Freiheit“ erhalten. Kontakt: https://dv-religionsfreiheit.org/kontakt.
Weitere Informationen zur DVR: https://dv-religionsfreiheit.org/wer-wir-sind.
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