Fit für die neue Saison: Elektroräder aus dem Winterschlaf holen
Den Akku richtig pflegen
Der Akku ist oft das empfindlichste und teuerste Bauteil eines E-Bikes oder Pedelecs. Wer ihn im Winter längere Zeit nicht benutzt hat, sollte zunächst seinen Ladezustand überprüfen. „Lithium-Ionen-Akkus altern schneller, wenn sie über Monate komplett entladen werden oder voll geladen sind“, sagt Zalwert. Der optimale Ladezustand liegt zwischen 20 und 80 Prozent. Wird das Rad längere Zeit nicht genutzt, sollten Verbraucher:innen den entnehmbaren Akku bei Raumtemperatur aufbewahren und den Ladestand im Auge behalten. Eine Tiefentladung kann zu irreversiblen Schäden an den Batteriezellen führen. Vor der ersten Ladung nach der Winterpause sollte die Batterie auf Risse oder Beschädigungen überprüft werden. Auch die Ladekontakte sollten sauber und trocken sein, um Korrosion zu vermeiden.
Ein häufiges Sicherheitsrisiko für Brände ist unsachgemäßes Laden. Die meisten Gefahren entstehen beim Aufladen – oft durch defekte oder minderwertige Akkus. „Akkus sollten immer mit dem Original-Ladegerät auf einer nicht brennbaren Unterlage geladen werden“, sagt Zalwert. Wer einen neuen Akku benötigt, sollte nur geprüfte Originalakkus oder zertifizierte Ersatzmodelle verwenden.
Motor und Elektronik: Auf Schäden prüfen
Nach einer längeren Standzeit kann es vorkommen, dass der Motor oder die Elektronik nicht einwandfrei funktionieren. Ein erster Testlauf zeigt, ob das Display reagiert, die Tretunterstützung funktioniert und keine Fehlermeldungen auftreten. Falls das E-Bike oder Pedelec ungewohnt ruckelt oder der Motor ungewöhnliche Geräusche macht, ist eine Überprüfung in der Fachwerkstatt ratsam.
Feuchtigkeit kann insbesondere nach einer unsachgemäßen Lagerung im Winter Schäden verursachen. Wer sein E-Bike im Keller oder in der Garage abgestellt hat, sollte daher prüfen, ob sich Kondenswasser gebildet hat. Wichtig: Motor und Steckverbindungen sollten nur mit einem nebelfeuchten Tuch gereinigt werden – Hochdruckreiniger oder übermäßige Feuchtigkeit können Schäden an der Elektronik verursachen. Bei Bedarf können die Ladekontakte mit Kontaktspray behandelt werden, danach unbedingt ausreichend trocknen lassen.
Bremsen und Reifen: Sicherheit hat Vorrang
Die Bremsen gehören zu den am stärksten beanspruchten Komponenten eines E-Bikes. Durch das höhere Gewicht und die höhere Geschwindigkeit verschleißen die Bremsbeläge schneller als bei herkömmlichen Fahrrädern. „Wer unsicher ist, ob die Bremsleistung noch ausreicht, sollte eine Fachwerkstatt aufsuchen. Generell wird empfohlen, das E-Bike einmal im Jahr oder alle 1.000 bis 1.500 Kilometer zur Inspektion zu bringen“, rät Zalwert. E-Bikes und Pedelecs sind zwar häufig mit stärkeren Bremssystemen ausgestattet. Dennoch sollten Verbraucher:innen nach der Winterpause einen genauen Blick auf die Bremsen werfen. Moderne Fahrräder sind meist mit Scheibenbremsen ausgestattet. Sie bieten eine konstant hohe Bremskraft, müssen aber regelmäßig überprüft werden. Ältere oder preiswerte Modelle können auch mit Felgenbremsen ausgestattet sein. Hier ist der Verschleiß oft mit bloßem Auge zu erkennen.
Auch die Reifen verdienen nach dem Winter Aufmerksamkeit. Der Luftdruck sollte an die Herstellerangaben angepasst werden, da zu weiche Reifen die Reichweite verringern und den Fahrkomfort verschlechtern. Wer kleine Risse, Schnitte, eingefahrene Fremdkörper oder einen stark abgefahrenen Reifen entdeckt, sollte diesen austauschen.
Allgemeine Fahrradpflege und erste Probefahrt
Neben den technischen Komponenten wie Motor und Akku sollten E-Fahrrad-Fahrende auch die mechanischen Bauteile regelmäßig überprüfen, um die Sicherheit und Langlebigkeit ihres Rads zu gewährleisten. Dazu gehören folgende Punkte:
- Schrauben auf festen Sitz kontrollieren: Durch Erschütterungen und Vibrationen während der Fahrt können sich Schrauben an Lenker, Vorbau, Sattel, Gepäckträger oder Schutzblechen lockern. Eine regelmäßige Kontrolle mit einem passenden Werkzeug verhindert unerwartete Defekte oder Sicherheitsrisiken.
- Kette reinigen und schmieren: Gerade bei E-Bikes steht die Kette unter höherer Belastung als bei herkömmlichen Fahrrädern. Wegen der elektrischen Unterstützung bleibt eine schwerfällig gleitende Kette jedoch häufig unbemerkt. Rost, Schmutz und Feuchtigkeit können zu erhöhtem Verschleiß und schlechterer Kraftübertragung führen. Die Kette sollte regelmäßig mit einem trockenen Tuch gereinigt und geeignetem Kettenöl oder Kettenwachs geschmiert werden.
- Lichtanlage testen: Die Funktion von Scheinwerfer und Rücklicht sollten regelmäßig – am besten vor jeder Fahrt – überprüft werden. Die Scheinwerfer sollten so eingestellt sein, dass entgegenkommende Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden. Bei E-Bikes mit batteriebetriebener Lichtanlage sollte zusätzlich der Ladestand kontrolliert werden.
Vor der ersten längeren Tour empfiehlt sich eine kurze Probefahrt, um die Bremsen, die Schaltung und den Motor unter realen Bedingungen zu testen. „Ein paar Runden auf einem sicheren Gelände helfen, sich wieder an das Fahrgefühl zu gewöhnen und mögliche Mängel frühzeitig zu erkennen“, sagt Zalwert.
Info – E-Bike, Pedelec, S-Pedelec: Was sind die Unterschiede?
Nicht jedes Fahrrad mit elektrischem Antrieb ist gleich. Während der Begriff „E-Bike“ oft umgangssprachlich für alle elektrisch unterstützten Fahrräder verwendet wird, gibt es klare Unterschiede zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und echten E-Bikes. Ein Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt die Fahrer:innen nur dann, wenn in die Pedale getreten wird – bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Es gilt rechtlich als Fahrrad und erfordert weder eine Zulassung noch eine Versicherung. Ein S-Pedelec („Schnelles Pedelec“) dagegen kann bis zu 45 km/h unterstützen und fällt unter die Kategorie der Kleinkrafträder. Hier sind eine Zulassung, ein Versicherungskennzeichen sowie ein entsprechender Führerschein der Klasse AM erforderlich. Ein E-Bike im engeren Sinne hingegen kann auch ohne Treten beschleunigen und ist je nach Leistungsklasse entweder als Kleinkraftrad oder Leichtmofa eingestuft.
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