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Interview zum Thema Wasserstoff

 

1. Frage:
Herr Professor Britz, können Sie uns einen Überblick über das Wasserstoffprojekt der Hochschule Weserbergland geben und erläutern, welche zentralen Ziele Sie damit verfolgen, insbesondere im Hinblick auf die Energiewende und Klimaziele?

Antwort:
Das Wasserstoffprojekt der Hochschule Weserbergland hat zum Ziel, nachhaltige Lösungen für die Energiewende zu erforschen und in die Praxis umzusetzen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung und Integration von Wasserstofftechnologien für die dezentrale Hausenergieversorgung.

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse mit Hilfe erneuerbarer Energien. Dieser Wasserstoff kann zur Speicherung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien genutzt und effizient in die Hausenergieversorgung integriert werden.

Darüber hinaus dient das Projekt als Forschungs- und Lehrplattform, um Studierenden und Fachkräften praxisnahes Wissen über Wasserstofftechnologien zu vermitteln. Durch die enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Handwerksbetrieben fördern wir die Akzeptanz und den praktischen Einsatz von Wasserstoff.

Langfristig leistet unser Projekt einen Beitrag zur CO₂-Reduktion und zur Erreichung der Klimaziele. Insbesondere wollen wir zeigen, wie Wasserstoff als integraler Bestandteil einer nachhaltigen Energieversorgung fossile Energieträger ersetzen und die regionale Wertschöpfung stärken kann.

2. Frage:
Wie wird die Kombination von Photovoltaikmodulen und Elektrolyse-Elementen zur Wasserstoffproduktion auf Einfamilienhäusern konkret umgesetzt? Welche technologischen Innovationen und Herausforderungen sehen Sie, insbesondere im Hinblick auf Frostsicherheit und extremen Wetterbedingungen?

Antwort:
Die Kombination von Photovoltaikmodulen und Elektrolyse-Elementen zur Wasserstoffproduktion in Einfamilienhäusern basiert auf einer integrativen Konstruktion und einem intelligenten Energiemanagementsystem. Der erzeugte Wasserstoff kann in Drucktanks gespeichert und bei Bedarf entweder in einer Brennstoffzelle in Strom und Wärme umgewandelt oder über ein Wasserstoffheizgerät direkt zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Dadurch wird eine ganzjährige, unabhängige Energieversorgung ermöglicht.

Zentrale Innovationen sind kompakte und hocheffiziente PV-Elektrolyseure, die speziell für dezentrale Anwendungen in Wohngebäuden entwickelt werden. Fortschritte bei der Wasserstoffspeicherung, insbesondere bei druck- und temperaturbeständigen Tanks, ermöglichen eine sichere und platzsparende Speicherung. Moderne Steuerungssysteme mit KI-gestützten Prognosen optimieren zudem die Nutzung erneuerbarer Energien und passen Erzeugung und Speicherung dynamisch an den Bedarf an.

Eine große Herausforderung ist die Frostsicherheit der Elektrolyseanlagen, insbesondere in Regionen mit strengen Wintern. Hier kommen thermisch isolierte Systeme und spezielle Heizkonzepte zum Einsatz, um eine Vereisung zu verhindern. Auch extreme Wetterbedingungen wie starke Stürme oder Hagel erfordern robuste Lösungen. Die integrierten Photovoltaik-Elektrolyse-Module und Wasserstoffspeicher müssen daher besonders widerstandsfähig ausgelegt und sicher in die Gebäudestruktur integriert werden.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer robusten, wetterfesten Bauweise, einer intelligenten Steuerung und einer nahtlosen Integration in bestehende Energiesysteme. Diese Technologie bietet das Potenzial, Einfamilienhäuser autark mit klimaneutraler Energie zu versorgen und damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

3. Frage:
Die Markteinführung der Wasserstoffmodule ist für 2030 angestrebt. Welche notwendigen Schritte planen Sie, um dieses Ziel zu erreichen, und wie möchten Sie die Akzeptanz in der Region fördern?

Antwort:
Die erfolgreiche Markteinführung der Wasserstoffmodule bis 2030 erfordert ein strukturiertes Vorgehen in mehreren Schlüsselbereichen:

Technologieentwicklung und Optimierung

Bis Ende 2027 liegt der Fokus auf der Prototypenentwicklung der PV-Wasserstoffmodule, insbesondere in Bezug auf Effizienz, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit. Durch kontinuierliche Tests sollen die Systeme praxisnah im Labor erprobt und optimiert werden.

Pilotprojekte und Skalierung

Ab 2028 werden in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und Handwerksbetrieben Pilotanlagen in verschiedenen Gebäudeanwendungen installiert. Diese Projekte dienen als Referenz für die Skalierbarkeit und praktische Umsetzbarkeit der Technologie.

Zertifizierung und Marktzulassung

Parallel dazu wird die Zertifizierung der Module nach nationalen und internationalen Standards vorangetrieben. Dies umfasst sicherheitsrelevante Prüfungen sowie die Integration in bestehende Energiesysteme zur Gebäudeenergieversorgung.

Förderung der regionalen Akzeptanz

Die Akzeptanz der Wasserstofftechnologie in der Region ist entscheidend für den Erfolg. Geplante Maßnahmen umfassen:

  • Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Kommunen
  • Kooperationen mit Handwerksbetrieben zur Schulung und Einbindung lokaler Fachkräfte
  • Transparente Kommunikation über Vorteile, Sicherheitsaspekte und Fördermöglichkeiten
  • Erprobung in öffentlichen Gebäuden und Quartieren, um Vorreiterprojekte sichtbar zu machen

Wirtschaftliche und politische Weichenstellungen

Um die Markteinführung zu beschleunigen, wird die enge Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, Förderprogrammen und Industriepartnern intensiviert. Förderanträge und Investitionsanreize sollen den Markthochlauf unterstützen und wirtschaftliche Hürden abbauen.

Durch eine Kombination aus technologischer Weiterentwicklung, regionaler Einbindung und strategischer Förderung wollen wir mit regionalen Industriepartnern eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft etablieren. Unser Ziel ist es, bis 2030 mit den Industriepartnern eine wirtschaftlich tragfähige und breit akzeptierte Lösung auf den Markt zu bringen, die einen aktiven Beitrag zur Energiewende leistet.

4. Frage:
Inwiefern spielt die Einbindung regionaler Unternehmen und Fachkräfte eine Rolle in Ihrem Projekt? Welche Vorteile erwarten Sie sich von dieser Zusammenarbeit für die Entwicklung und Markteinführung der Wasserstofftechnologie?

Antwort:
Die Einbindung regionaler Unternehmen und Fachkräfte ist ein zentraler Bestandteil unseres Projekts, da sie sowohl die technische Umsetzung als auch die Akzeptanz und langfristige Etablierung der Wasserstofftechnologie maßgeblich unterstützt.

Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit

Durch die Kooperation mit lokalen Handwerksbetrieben und Industrieunternehmen können wir die Wertschöpfung in der Region stärken und gleichzeitig praxisnahe Lösungen entwickeln. Fachkräfte aus der Region bringen wertvolles Know-how mit und ermöglichen eine effiziente Umsetzung der Wasserstoffinfrastruktur, von der Installation über Wartung bis hin zur Produktion der Systeme.

Erwartete Vorteile der Zusammenarbeit:

Praxisnahe Entwicklung und schnelle Umsetzung

  • Regionale Unternehmen ermöglichen eine agile und bedarfsgerechte Anpassung der Technologie an reale Bedingungen.
  • Durch kurze Wege und direkte Abstimmung mit Fachkräften können Entwicklungsprozesse beschleunigt werden.

Stärkung der regionalen Wirtschaft und Schaffung neuer Arbeitsplätze

  • Die Einführung der Wasserstofftechnologie eröffnet neue Geschäftsfelder für Handwerksbetriebe und Technologieunternehmen.
  • Schulungen und Qualifizierungen für Fachkräfte fördern den Aufbau spezialisierter Kompetenzen in der Region.

Erhöhung der Akzeptanz und Sichtbarkeit der Wasserstofftechnologie

  • Wenn lokale Unternehmen aktiv in die Umsetzung eingebunden sind, steigt die Akzeptanz in der Bevölkerung.
  • Praxisnahe Demonstrationsprojekte zeigen, dass Wasserstoff eine sichere und nachhaltige Energiequelle ist.

Nachhaltigkeit und langfristige Versorgungssicherheit

  • Eine starke regionale Wertschöpfungskette reduziert Abhängigkeiten von globalen Lieferketten.
  • Die Nutzung lokaler Ressourcen fördert eine resiliente und nachhaltige dezentrale Energieversorgung im Gebäudesektor.

Die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Fachkräften ist nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil, sondern auch ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Markteintritt der Wasserstofftechnologie. Durch den Aufbau eines starken Netzwerks vor Ort können wir eine nachhaltige, praxisnahe und breit akzeptierte Lösung für die Energiewende im Bereich der dezentralen Energieversorgung im Gebäudesektor schaffen.

5. Frage:
Können Sie uns einen Ausblick auf mögliche Anwendungsgebiete des erzeugten Wasserstoffs geben und erklären, wie Ihr Projekt zur Förderung der Energieautarkie von Haushalten beitragen könnte?

Antwort:
Mögliche Anwendungsgebiete des erzeugten Wasserstoffs

Der in unserem Projekt erzeugte grüne Wasserstoff kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, um eine nachhaltige Energieversorgung zu ermöglichen:

Hausenergieversorgung

  • Wasserstoff kann in Brennstoffzellen zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden, wodurch Haushalte unabhängig von fossilen Energieträgern werden.
  • Alternativ kann er über ein Wasserstoffheizgerät direkt zur Wärmeversorgung eingesetzt werden.

Beitrag zur Energieautarkie von Haushalten

Unser Projekt zielt darauf ab, Haushalte unabhängiger von externen Energiequellen zu machen. Durch die Kombination von Photovoltaik, Wasserstoffproduktion, Wasserstoffspeicherung und Brennstoffzellentechnologie oder Wasserstoffheizung kann eine nahezu vollständige Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie erreicht werden.

Dezentrale Energieproduktion: Haushalte können ihren eigenen Strom und Wärmebedarf decken, ohne auf fossile Brennstoffe angewiesen zu sein.

Wetterunabhängige Versorgung: Während Batterien nur kurzfristig speichern können, ermöglicht Wasserstoff eine saisonale Speicherung von Energie.

Netzunabhängigkeit: Haushalte reduzieren ihre Abhängigkeit von steigenden Energiepreisen und Netzschwankungen.

Unser Projekt zeigt, dass Wasserstoff ein entscheidender Baustein für eine nachhaltige, autarke Energieversorgung im Gebäudeenergiesektor sein kann. Durch intelligente Nutzung und Speicherung erneuerbarer Energien leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und CO₂-Reduktion – sowohl für private Haushalte als auch für gewerbliche Anwendungen.

6. Frage:
Inwiefern sehen Sie die Region Weserbergland als Vorreiter in der Wasserstoffwirtschaft und welche Rolle könnten Ihre Entwicklungen in diesem Kontext spielen?

Antwort:
Die Region Weserbergland verfügt über ideale Voraussetzungen, um eine Vorreiterrolle in der Wasserstoffwirtschaft einzunehmen. Durch eine hohe Dichte an erneuerbaren Energiequellen, insbesondere Photovoltaik und Windkraft, besteht ein großes Potenzial zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Zudem engagieren sich regionale Akteure – von der Hochschule Weserbergland über Unternehmen bis hin zum ISFH Institut für Sonnenenergieforschung  – bereits intensiv in der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Energielösungen.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die enge Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Region. Durch gezielte Kooperationen mit dem Landkreis Hameln Pyrmont und können Innovationen schnell in die Praxis überführt und in realen Anwendungsfällen erprobt werden. Die bestehende Infrastruktur sowie die Offenheit für technologische Neuerungen bieten eine ideale Basis, um Wasserstoff als Schlüsseltechnologie für die Energiewende zu etablieren.

Rolle unserer Entwicklungen

Unser Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Positionierung des Weserberglands als Wasserstoffregion:

Praxisnahe Technologien für Haushalte und Gewerbe

  • Unsere Entwicklungen ermöglichen die dezentrale Wasserstoffproduktion und -nutzung in Haushalten und Unternehmen, wodurch eine höhere regionale Energieunabhängigkeit entsteht.

Modellprojekte als Vorbild für andere Regionen

  • Durch die Umsetzung konkreter Pilotprojekte schaffen wir praxisnahe Beispiele, die als Blaupause für andere Kommunen und Regionen dienen können.

Fachkräftequalifikation und regionale Wertschöpfung

  • Wir setzen auf die Zusammenarbeit mit regionalen Handwerksbetrieben und Unternehmen, um notwendige Kompetenzen für den Bau, die Installation und Wartung von Wasserstoffsystemen aufzubauen.
  • Dies stärkt nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze in einem zukunftsweisenden Sektor.

Durch die Kombination aus wissenschaftlicher Forschung, praxisnahen Anwendungen und regionaler Vernetzung kann das Weserbergland zu einer Modellregion für die Wasserstoffwirtschaft werden. Unsere Entwicklungen treiben diesen Prozess aktiv voran und zeigen, wie Wasserstoff als nachhaltige Energiequelle zur Energiewende und wirtschaftlichen Stärkung der Region beitragen kann.

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