„Soziale Temperatur hochhalten“: vom Landtag zur Diakonie
Steinbrecher ist beim Wohlfahrtsverband künftig zuständig für die Begleitung und Weiterentwicklung der Beratungsstellen der Diakonie in über 70 Orten in Württemberg. Beratungen der Diakonie werden in über 40 Kirchenbezirken und in zahlreichen diakonischen Einrichtungen täglich für Menschen in sozialen und seelischen Krisen geleistet. Viele Stellen haben ein differenziertes Angebot: Psychosoziale und Psychologische Beratung von Einzelnen, Paaren und Familien, Sozial- und Lebensberatung, Eltern-Kind-Kurberatung, Suchtberatung, Schwangeren-und Schwangerschaftskonfliktberatung, Migrationsberatung, Flüchtlingsarbeit und anderes mehr. Zur Abteilung gehören auch die Hilfen für arme, überschuldete, arbeits- und wohnungslose Menschen, Frauen- und Kinderschutzhäuser, die Fachberatungsstellen zu Prostitution und Menschenhandel, die Fachstelle Pränataldiagnostik und Reproduktionsmedizin und die Suchthilfe.
Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, freut sich über die neue Führungskraft. „Mit Herrn Steinbrecher gewinnt die Diakonie einen theologisch und politisch sehr versierten Menschen, der gewohnt ist zu vernetzen und Themen voranzubringen. Das wichtige Zusammenspiel von freier Wohlfahrtspflege, Kirche und Politik ist ihm gut bekannt.“
Volker Steinbrecher ist „die Option für die Armen und die Teilhabe und Menschenwürde als Ausgangspunkt kirchlich-diakonischen und politischen Handelns“ wichtig. Theologisches Denken und Handeln müsse sich immer an den Alltagsrealitäten der Menschen prüfen lassen. „Ich will dabei mitwirken, dass unsere Kirche eine starke diakonische Kirche ist, dass unsere diakonischen Einrichtungen auch weiterhin für viele Menschen gute und wichtige Angebote machen können, weil sie dadurch die soziale Temperatur im Land hochhalten.“ Selbst in einem reichen Land wie Baden-Württemberg steige die Zahl bedürftiger Menschen, die Hilfe und Schutz brauchen, die sie nicht von staatlichen Einrichtungen bekommen. „Dabei ist das System subsidiärer Verantwortungsübernahme gerade in der jetzigen Zeit multipler Krisensituationen nicht gefestigt und muss angesichts sich ständig verändernder gesellschaftlicher Bedingungen und politischer Vorgaben immer neu gestärkt werden.“
Steinbrecher stammt aus Dellstedt in Schleswig-Holstein. Ein Praktikum im Mutterhaus der Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf gab ihm den Impuls für ein Theologiestudium in Hamburg. Auch ein Auslandsjahr in Brasilien hat ihn geprägt. Sein Vikariat machte er in Reutlingen-Pfullingen, anschließend war er Pfarrvikar in Weil der Stadt-Merklingen und schließlich Gemeindepfarrer in Heilbronn. Ab 2001 war Steinbrecher Studienleiter für Sport und Tourismus an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Seit 2011 ist er Beauftragter der Landeskirchen bei Landtag und Landesregierung. Zu seinen Aufgaben als Leiter des Evangelischen Büros gehört zum Beispiel die Koordinierung und Abstimmung von Gesetzesvorhaben zwischen dem Land und den Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg. Außerdem initiiert und organisiert er Gespräche zwischen Landesbischöfen, Oberkirchenräten und Ministerinnen und Ministern, zwischen den Geschäftsleitungen der Landeskirchen mit den leitenden Beamten der Ministerien. Zentraler Dienst ist die Seelsorge und Begleitung derer, die ein politisches Mandat haben oder in den Verwaltungen von Landtag und Ministerien arbeiten. Auch Andachten und Gottesdienste im Landtagsgebäude zusammen mit dem katholischen Kollegen gehören dazu.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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