Ethenea: Trendwende von TINA zu TARA
Wer eine positive Realrendite einfahren wolle, käme kaum am Aktienmarkt vorbei, so Bold: „Diesen Status, TINA, haben Aktien insbesondere im Niedrig(st)zinsumfeld der letzten Dekade gewonnen“. In den zehn Jahren zwischen (Anfang) 2012 und (Ende) 2021 stand einer Aktiengewinnrendite von durchschnittlich 5,8 % im S&P 500 eine Rendite von 2,0 % bei 10-jährigen US-Staatsanleihen gegenüber. „Letztere konnten also gerade so die Inflationsrate kompensieren“, sagt der Portfolio Manager. Der Renditevergleich zwischen Staatsanleihen höchster Bonität und Aktienmarkt hinke natürlich, da er die unterschiedlichen Risikoprofile ausklammert, so Bold weiter: „Allerdings rentierten auch US-Unternehmensanleihen, die sich am Rande zum Ramschstatus bewegten (BBB-Anleihen), im genannten Zeitraum im Durchschnitt gerade einmal mit 3,6 %“.
Investoren kletterten Risikoskala hoch
„Aufgrund dieses realen Renditedrucks waren auch konservativere Multi-Asset-Investoren, beispielsweise Versicherungen, in den letzten Jahren dazu gezwungen, die Risikoskala weiter hochzusteigen“, so Philip Bold. Folglich sei das Engagement im Anleihenmarkt zugunsten des Aktienmarktes abgebaut worden. Diese Zuflüsse waren in der Vergangenheit eine Stütze des Aktienmarktes und wurden mit dem Akronym TINA („There Is No Alternative“) popularisiert.
„Der Rückenwind relativer Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen legte sich 2022 allerdings – zum einen, weil die Notenbanken zur Inflationsbekämpfung das Zinsniveau rasant angehoben haben und weiter anheben werden – und zum anderen, weil die Risikoprämien zuletzt wieder deutlich gestiegen sind“, erläutert Bold. 10-jährige US-Staatsanleihen würden mittlerweile wieder über 4 % gehandelt und BBB-US-Unternehmensanleihen böten eine Rendite von rund 6,2 %. „Letztere sind also an den erwarteten Gewinnrenditen des S&P 500 vorbeigezogen“, so Bold.
„Zugegeben: Das ist eine reine US-Betrachtung und der europäische Renditevergleich sieht beispielsweise anders aus“, räumt der Portfolio Manager ein. „Trotzdem ist die Tendenz klar – eine Verlagerung von TINA zu TARA.“
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