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Nachfrage bei Bahnen und Bussen steigt weiter

Das Fahrgastaufkommen in den Bahnen und Bussen im VVS ist seit Jahresbeginn kontinuierlich gestiegen. Mit dem 9-Euro-Ticket gab es im Sommer sogar einen besonderen Booster für die Nachfrage. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten 238 Millionen Fahrten mit den Bahnen und Bussen im VVS unternommen. Das Nachfrageniveau vor der Corona-Pandemie (Referenzjahr 2019) ist allerdings noch nicht ganz erreicht. 

Während das erste Quartal dieses Jahres noch etwas von den öffentlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geprägt war, sorgten die Lockerungen im zweiten Quartal für ein kräftiges Wachstum im Vergleich zu 2021. So konnten zahlreiche Veranstaltungen erstmals seit zwei Jahren wieder ohne Einschränkungen besucht werden. Von Juni bis August war das bundesweit im Nahverkehr gültige 9-Euro-Ticket ein Absatzschlager. Diese Sondersituation sorgte dafür, dass die Fahrgastzahlen zwischenzeitlich sogar wieder das Vor-Corona-Niveau erreichten. Seit September setzte sich der Aufwärtstrend des Frühjahrs fort und sorgte für weiteren Optimismus.

Große Sorgen bereitet den Verkehrsunternehmen im VVS allerdings die Rekordinflation in Deutschland, die auch im Nahverkehr zu einer wahren Kostenexplosion führte. Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise (Diesel und Bahnstrom) belasten die Verkehrsunternehmen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Deshalb müssen sich die finanziellen Rahmenbedingungen sehr bald ändern. Die Erhöhung der Regionalisierungsmittel und die auch für Verkehrsunternehmen geltende Strompreisbremse sind erste Schritte in die richtige Richtung. Sie müssen aber auch bei den Verkehrsunternehmen ankommen. Das Deutschland-Ticket kann die Nachfrage im nächsten Jahr nochmals kräftig ankurbeln. Allerdings muss vor der Einführung die vollständige Finanzierung durch Bund und Länder verbindlich zugesagt werden.

35 Prozent mehr Fahrten als im Vorjahr

In den ersten neun Monaten wurden rund 238 Millionen Fahrten im VVS unternommen. Das sind über 62 Millionen Fahrten (+ 35,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 – also vor Corona – sind das aber immer noch etwa 17 Prozent weniger Fahrten, was vor allem auf ein schwächeres erstes Quartal 2022 zurückzuführen ist.

Als im Juni auf Initiative des Bundes das 9-Euro-Ticket eingeführt wurde, sind die Fahrgastzahlen weit überdurchschnittlich gestiegen: „Schon vor dem 9-Euro-Ticket ging es kontinuierlich aufwärts. Durch das 9-Euro-Ticket wurde im Juni, Juli und August sogar das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Das Ticket wurde vor allem im Freizeitverkehr genutzt. Seit Ende des preisgünstigen Angebots hat sich der Aufwärtstrend verstetigt und die Bahnen und Busse werden immer voller“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. „Die geballte Nachfrage durch das 9-Euro-Ticket hat aber auch dazu geführt, dass Infrastruktur und Kapazitäten, aber auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Verkehrsunternehmen an ihre Belastungsgrenzen gekommen sind“, ergänzt Geschäftsführerkollege Thomas Hachenberger.

„Die stark gestiegenen Energiekosten stellen die Verkehrsunternehmen vor große finanzielle Probleme. Ein Ausgleich allein durch die kommunalen Aufgabenträger ist auf Dauer nicht möglich. Die Sicherung des bestehenden Verkehrsangebotes und den Angebotsausbau durch eine Aufstockung der Regionalisierungsmittel des Bundes, aber auch durch ergänzende Landesmittel, sehen der VVS sowie die gesamte ÖPNV-Branche derzeit als höchste Priorität“, sagt Hachenberger

Gelegenheitsverkehr legt zu

Durch die Aufhebung von Beschränkungen und das Comeback von Veranstaltungen, vor allem aber das 9-Euro-Ticket im Sommer haben die Fahrgastzahlen im Gelegenheitsverkehr in den ersten drei Quartalen um 39 Millionen Fahrten zugelegt. Das ist eine Steigerung um 155 Prozent gegenüber 2021. Sogar im Vergleich zu 2019 ist ein Zuwachs zu verzeichnen. Das hohe Plus liegt aber vor allem daran, dass die 9-Euro-Ticket-Verkäufe aus den Barverkäufen, dazu zählen zum Beispiel Verkäufe aus Fahrausweisautomaten, statistisch dem Bereich des Gelegenheitsverkehr zugeordnet worden sind. Die meisten Fahrgäste waren mit dem vom Bund stark subventionierten Ticket vor allem im Freizeitverkehr für Ausflüge, zum Einkaufen oder zum Besuch von Freunden unterwegs.

Berufsverkehr stagniert

Im Berufsverkehr ist die Zahl der Fahrten verglichen mit dem Vorjahr ungefähr gleichgeblieben – das liegt unter anderem auch daran, dass VVS-Abonnenten frühzeitig über das 9-Euro-Ticket informiert wurden und in der Regel automatisch auf das günstige Ticket umgestellt worden sind.

Das Plus im Berufsverkehr von rund 500.000 Fahrten entspricht einer Steigerung von etwa 0,7 Prozent. Nimmt man 2019 als Basis, liegt der Rückgang bei 36 Prozent. Der starke Rückgang hat auch statistische Gründe, da alle neu verkauften 9-Euro-Tickets dem Gelegenheitsverkehr zugerechnet wurden. Das bundesweit gültige Ticket hat dafür gesorgt, dass im Juni, Juli und August überhaupt keine klassischen Wochen- und Monatstickets mehr verkauft wurden.

Aufwärtstendenz im Ausbildungsverkehr

An Schulen und Universtäten wird wieder in Präsenz unterrichtet, sodass Schüler und Schülerinnen, Studierende und Auszubildende die Bahnen und Busse im VVS wieder häufiger nutzen. Im Vergleich zu 2021 sind die Fahrgastzahlen im Ausbildungsverkehr um rund 28 Prozent gestiegen. Gegenüber 2019 liegen sie jedoch immer noch um gut 20 Prozent niedriger.

Fahrgeldeinnahmen wegen des 9-Euro-Tickets rückläufig – Rettungsschirm von Bund und Land dringend notwendig

Der VVS hat in den ersten drei Quartalen 2022 insgesamt 244 Millionen Euro von den Fahrgästen eingenommen. Der Rückgang um rund 30 Millionen Euro ist dem politisch vorgegebenen abgesenkten Preis des 9-Euro-Tickets zuzuschreiben. Die dadurch entstandenen Mindereinnahmen werden vollständig vom Bund ausgeglichen.

Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit dem bisherigen Rekordjahr 2019, sind die Einnahmen um knapp 130 Millionen Euro oder um 35 Prozent zurückgegangen. Das verdeutlicht, dass der Rettungsschirm für den öffentlichen Nahverkehr auch im Jahr 2022 dringend nötig ist. Dadurch wird sichergestellt, dass die Verkehrsunternehmen in der Region Stuttgart das gute und weiter ausgebaute Verkehrsangebot aufrechterhalten können.               

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