Vogelgrippe bei Zootieren
Am 24. November 2022 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in Absprache mit den Kantonen schweizweite Schutzmassnahmen zur Eindämmung der Vogelgruppe verordnet und die Schweiz im Zuge dessen zum Kontrollgebiet erklärt. Die Einschränkungen gelten seit dem 28. November 2022 sowohl für Nutztier- als auch für Hobbyhaltungen und dauern vorerst bis Mitte Februar 2023 an. Alle Geflügelhalterinnen und Geflügelhalter in der Schweiz sind verpflichtet, den Auslauf des Hausgeflügels auf einen vor Wildvögel geschützten Bereich zu beschränken, Futter- und Wasserstellen für Wildvögel unzugänglich zu machen, Hühner getrennt von Gänsen und Enten zu halten, das Einschleppen des Virus in die Tierhaltung durch Zutrittsbeschränkung zu verhindern, Hygieneschleusen einzurichten, saubere Schuhe und Kleider zu tragen sowie eine korrekte Händehygiene anzuwenden. Auch der Zoo Basel muss diese Schutzmassnahmen umsetzen.
Die Vogelgrippe kurz erklärt
Die Vogelgrippe, in der Fachsprache «Aviäre Influenza» genannt, ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die in den meisten Krankheitsfällen akut verläuft. Empfänglich sind alle Vogelarten, insbesondere Hühner und Truten. In den letzten Monaten wurden aber auch Ausbrüche in Kolonien von freilebenden Pelikanen und Kranichen registriert. Wasservögel wie Enten und Gänse werden hingegen seltener krank. Sie können das Virus aber dennoch in sich tragen und weiterverbreiten. Die Übertragung kann direkt durch Ausscheidungen von kranken Tieren oder indirekt durch kontaminiertes Wasser, Geräte oder Personen geschehen. Die Sterblichkeit kann je nach Vogelart bis zu 100 Prozent betragen. Nach heutigen Erkenntnissen ist der Virusstamm H5N1 nur in äusserst seltenen Fällen und nur bei sehr engem Kontakt auf den Menschen übertragbar.
Welche Zolli-Tiere betroffen sind
Die aktuelle Verordnung des BLV gilt gegenwärtig nur für Hühner-, Gänse- und Laufvögel. Im Zoo Basel sind die Seiden-, Orpington-, Perl- und Buschhühner, Goldfasane, Enten, Gänse, Schwäne und Strausse betroffen. Um alle Zoovögel bestmöglich vor dem Virus zu schützen, transferierte der Zolli einige Vögel in für Besucherinnen und Besucher nicht einsehbare Bereiche und setzte vereinzelt bauliche Massnahmen um. Der Pinguinspaziergang findet momentan normal statt. Im engen Austausch mit dem Veterinäramt Basel-Stadt wird die Situation jeden Tag neu evaluiert. Änderungen sind vorbehalten. Die Pelikanfütterung hingegen findet derzeit ohne Zoo-Publikum statt. Damit Krankheitsausbrüche frühzeitig entdeckt werden können, untersucht der Zoo Basel alle Verdachtsfälle kranker oder verendeter Wild- und Zoovögel auf das Vogelgrippe-Virus.
Angewandte Forschung geplant
Um die Zoovögel längerfristig zu schützen, plant der Zoo Basel in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie und Immunologie (IVI) und dem Tierpark Bern verschiedene Vogelarten gegen die Tierseuche zu impfen. Der neuartige Impfstoff wurde am IVI entwickelt und führt bei Hühnern zu einem sehr guten Schutz. Derzeit sind keine Nebenwirkungen der Impfung bekannt. Wenn alle Bewilligungen vorliegen, könnten Zoovögel möglicherweise bereits im Herbst 2023 geimpft werden. Dies bedeutet, dass zukünftige Schutzmassnahmen zugunsten des Tierwohls reduziert werden könnten.
Neuankömmling bei den Weisskopfsakis
Am 28. Oktober 2022 ist ein neues Weisskopfsaki-Männchen ins Affenhaus eingezogen. Neuankömmling Diego stammt aus dem schwedischen Tierpark Skansen-Akvariet und soll die erfolgreiche Zucht in Basel weiterführen. Er wurde von den beiden Weibchen Estrella und Feliz offen empfangen und hat sich entsprechend schnell im Zolli eingelebt.
Weisskopfsakis (Pithecia pithecia) sind eine Affenart aus der Gruppe der Neuweltaffen, die alle Primaten des südamerikanischen Kontinents zusammenfasst. Die Männchen machen ihrem Namen alle Ehre: Ihr eindrückliches, an eine weisse Maske erinnerndes Gesicht hebt sich markant vom einheitlich schwarzen Fell ab. Das macht sie sehr kontrastreich. Ihr auffälliges Äusseres zwingt sie, sich gegenüber Fressfeinden zu behaupten. Die Weibchen hingegen sind gut getarnt; sie sind graubraun und dadurch unauffällig. Dieser deutlich erkennbare Unterschied wird in der Fachsprache «Geschlechtsdimorphismus» genannt. Was Männchen und Weibchen gemeinsam haben, sind ihre aussergewöhnlich langen Fellhaare. Diese schützen sie vor den sintflutartigen Regengüssen, die für ihr natürliches Verbreitungsgebiet im tropischen, nordöstlichen Südamerika typisch sind.
Diego und seine Weibchen
In der Natur leben Weisskopfsakis in der Regel in monogamen Familienbanden, die aus einem Paar und dessen Nachkommen bestehen. Es gibt aber auch Gruppen, welche mehrere Männchen bzw. Weibchen umfassen, die alle untereinander verwandt sind. Im Zolli ist Neuankömmling Diego (2) der «Hahn im Korb». Er lebt mit dem Schwesternpaar Estrella (15) und Feliz (14) zusammen. Eine spezielle Konstellation, die bis anhin gut funktioniert. Trotz des grossen Altersunterschieds verstehen sich die drei Tiere bestens. Ob das so bleibt, gilt es abzuwarten. Sollten sich Spannungen ergeben, müsste eines der Weibchen in einen anderen Zoo umziehen. Solche Transferempfehlungen gehören dann zur Aufgabe des EAZA Ex-situ-Programms (EEP, Zuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria) für Weisskopfsakis.
Erfolgreiche Zucht soll weitergehen
Der Zoo Basel hält Weisskopfsakis seit fast 20 Jahren. Die ersten beiden Tiere, Männchen Patric und Weibchen Mop, kamen 2003 aus Belgien respektive Südafrika nach Basel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappte es ab 2006 regelmässig mit der Fortpflanzung. Die beiden zeugten neun Nachkommen. Mit Estrella und Feliz leben noch heute deren zwei in Basel. Nachdem Patric im Juli 2022 im stolzen Alter von 38 Jahren verstarb, musste ein neues Männchen her. Mit Diego konnten die Zuchtbuchverantwortlichen im holländischen Zoo Parc Overloon schnell einen geeigneten Kandidaten präsentieren. Diego stammt aus dem schwedischen Tierpark Skansen-Akvariet und wurde auserwählt, um die erfolgreiche Zucht in Basel weiterzuführen.
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