Die FTX-Pleite beweist erneut: Kryptowährungen sind kein gutes Investment
Seit dem Höchststand im Jahr 2021 haben Kryptowährungen einen Wert von mehr als 2 Billionen US-Dollar verloren und erleben derzeit einen dramatischen Absturz. Das führt dazu, dass sie weltweit die Aufmerksamkeit von Aufsichtsbehörden auf sich ziehen und genauer geprüft werden. Und auch Michael Barr, der stellvertretende Fed-Vorsitzende für die Bankenaufsicht, kommentierte dass die Ereignisse auf den Kryptomärkten „die Risiken für Investoren und Verbraucher aufgezeigt haben, die mit neuen und neuartigen Anlageklassen und Aktivitäten verbunden sind, wenn sie nicht von klaren Rahmenbedingungen flankiert werden.“
Diese Entwicklung steht in einem drastischen Gegensatz zur Situation weniger Monate zuvor, als Krypto-Enthusiasten die Aufnahme von Kryptowährungen in institutionelle Portfolios und 401(k)-Konten befürworteten und in einigen Fällen auch umsetzten.
Wer noch immer mit dem Gedanken spielt, zu einem potenziell attraktiven, niedrigeren Preis in die Welt der Kryptowährungen einzusteigen, sollte eines bedenken: Die gravierendsten Risiken bei Investments in Kryptowährungen stehen uns vermutlich erst noch bevor. Diejenigen Anleger, die eine langfristige Allokation in Kryptowährungen in Erwägung ziehen, sollten vor allem aus drei Gründen vorsichtig sein:
- Fehlen eines einheitlichen Regulierungsrahmens
Erstens schafft das Fehlen einer klaren und einheitlichen Regulierung von Kryptowährungen – sowohl innerhalb eines Landes als auch länderübergreifend – eine enorme Unsicherheit für langfristige Investoren. So ist beispielsweise in den USA immer noch unklar, wann eine Kryptowährung unter den regulatorischen Rahmen eines Wertpapiers fällt, das den SEC-Vorschriften unterliegt, und wann sie als Vermögenswert oder Rohstoff eingestuft wird, wie Bitcoin und Ethereum gefordert haben. Hinzu kommt, dass Kryptowährungen in einigen Ländern sogar gänzlich verboten sind. Ein prominentes Beispiel ist Chinas abruptes Verbot des gesamten Handels mit Kryptowährungen und des Minings im Jahr 2021, das aber bei weitem nicht das einzige ist. Hinzu kommen die erheblichen und wiederholten Ausfälle in der Infrastruktur, die das Mining und den Handel mit Kryptowährungen ermöglichen und ein weiterer Bereich sind, in dem noch erhebliche regulatorische Unsicherheiten bestehen. Die Folgen des Zusammenbruchs von FTX machen eines deutlich: Selbstregulierung und Transparenz sind eine Illusion.
- Kryptowährungen sind keine „Safe–Haven“-Assets
Zweitens kommt hinzu, dass Kryptowährungen trotz des ganzen Hypes um das digitale Gold weder die Eigenschaften eines sicheren Hafens noch die eines Inflationsschutzes aufweisen konnten, als sie sich mit der konkreten Marktvolatilität oder dem ersten ernsthaften Inflationsschub in den entwickelten Märkten konfrontiert sahen. Zwischen 2010 und 2022 verzeichnete Bitcoin ganze 29-mal Rückgänge von 25 % und darüber hinaus. Bei Aktien und Rohstoffen hingegen war dies nur einmal der Fall. Selbst während des pandemiebedingten Marktausverkaufs im März 2020 erlitt Bitcoin deutlich größere Rückschläge als die klassischen Anlageklassen wie etwa Aktien oder Anleihen. Obwohl Bitcoins festgelegtes Angebot – das in seinem Quellcode spezifiziert ist – implizieren könnte, dass er gegen eine Entwertung resistent ist, hat Bitcoin während der jüngsten Episoden erhöhter globaler Inflation nur einen begrenzten Inflationsschutz geboten. Im Gegenteil, die Kurse fielen sogar während der Inflationsschübe in den USA, in Großbritannien und in Europa.
- ESG-Problematik insbesondere aus ökologischer Sicht
Zu guter Letzt sind Kryptowährungen in Hinblick auf ESG nach wie vor höchst problematisch. Am besorgniserregendsten sind jedoch die Probleme in Bezug auf die Unternehmensführung, die durch die FTX-Implosion zutage getreten sind. Allzu oft führen nicht vorhandene Kontrollsysteme und eine auf einen kleinen inneren Kreis beschränkte Entscheidungsfindung zu einer Blackbox, die keine Rücksicht auf die Anleger und ihre Beteiligungen nimmt. Darüber hinaus machen die dezentralen Rahmenbedingungen und die Anonymität von Kryptowährungen diese für illegale Aktivitäten, Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen besonders attraktiv. Auch wenn der Übergang von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake, den Ethereum derzeit anstrebt, den massiven Energieverbrauch für das Mining und die Validierung von Kryptowährungen reduziert, ist dies aus ökologischer Sicht noch immer nicht vertretbar. Hinzu kommt, dass Bitcoin, mit einem Anteil von etwa 40 % an der derzeitigen Marktkapitalisierung von Kryptowährungen, weiterhin einen Validierungsprozess verwenden wird, bei dem eine einzige Transaktion so viel Energie benötigt wie der Zweimonatsbedarf an Strom eins durchschnittlichen amerikanischen Hauses. Und auch was die soziale Ebene betrifft, scheint das Versprechen von Kryptowährungen, finanzielle Inklusion zu ermöglichen, übertrieben. Denn das Krypto-Vermögen ist genauso ungleich verteilt wie herkömmliches Vermögen. Zudem bieten einfache telefonbasierte Zahlungsdienste wie M-Pesa in Kenia oder das Pilotprojekt für internationale Überweisungen der Grameen Bank in Bangladesch bereits eine digitale Plattform für Haushalte, die nicht über ein Bankkonto verfügen. Dabei ist weder eine neue Währung noch eine Zahlungsverkehrsinfrastruktur notwendig.
Der Zusammenbruch von FTX rückt Kryptowährungen erneut ins Rampenlicht und nur die Zeit kann zeigen, ob sich die verbleibenden Akteure behaupten können. Denn die die Branche wird nach wie vor von düsteren Ereignissen überschattet. Langfristig orientierte Anleger sollten Kryptowährungen sorgfältig aus der Ferne beobachten, um den tatsächlichen Wert besser einschätzen zu können, bevor sie sich für eine Investition entscheiden.
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