Ingolf Jakobi: fast drei Jahrzehnte im Dienst der E-Handwerke
Als Ingolf Jakobi 1993 als Geschäftsführer bei den E-Handwerken antrat, zählten diese etwas mehr als 300.000 Beschäftigte und waren von ihrem heutigen, guten Prestige weit entfernt: Da Strom seinerzeit vor allem durch Atomkraft gewonnen wurde, färbte dessen „Negativimage“ auch auf die Branche ab.
Wenn Jakobi nun zum 31. Januar 2023 und damit fast auf den Tag genau 30 Jahre nach seinem Eintritt in die E-Handwerke als Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) in den Ruhestand geht, kann er das in der Gewissheit tun, dass die Branche auf einem sehr guten Weg ist. Elektro- und Informationstechniker gelten als „Klimaschützer“ und „Fortschrittmacher“, mit weit über 520.000 Beschäftigten, knapp 46.000 Auszubildenden, einem Umsatz von 72,2 Milliarden Euro und dem Siegel „systemrelevant“ sind die E-Handwerke bestens auf die vor ihnen liegenden Herausforderungen von Digitalisierung und Energiewende vorbereitet. Und das ist ganz wesentlich das Verdienst des 1957 geborenen Rechtsanwalts, der den ZVEH fast 30 Jahre durch nicht immer ruhige Gewässer steuerte und in jüngster Zeit miterleben durfte, wie Gewerkegrenzen in positiver Hinsicht verschwimmen.
Eine Entwicklung, die der Hauptgeschäftsführer – Ingolf Jakobi hatte diese Position seit 2004 inne –, wie viele andere Entwicklungen auch, früh aufgegriffen und im Sinne einer dynamischen Handwerksentwicklung unterstützt hat. Zusammen mit dem Vorstand und den Geschäftsführungskollegen gelang es, den Transformationsprozess erfolgreich in die richtigen Bahnen zu lenken – auch, indem jüngst die Ausbildung neu geordnet und der Beruf des Elektronikers für Gebäudesystemintegration geschaffen wurde.
Die Liste der Verdienste von Ingolf Jakobi ist lang. Ganz sicher zählt dazu die Zusammenfassung von sechs Elektrogewerken zu drei neuen breitbandigen Gewerben. Auch, dass die Meister-Berufsbezeichnungen Elektro- und Informationstechniker die modernen Geschäftsfelder widerspiegeln, ist Jakobis beharrlicher Überzeugungsarbeit zu verdanken.
Stolz ist der Vater zweier Söhne zudem auf die Modernisierung der Ausbildungsberufe in den Jahren 2004 und 2021 sowie darauf, dass die elektrohandwerklichen Berufe durch moderne Bezeichnungen und Technologieoffenheit beim Nachwuchs außerordentlich attraktiv gemacht wurden und dass er das Bild der Elektrohandwerke als modernes, technologieoffenes Gewerk, das mit seinen Dienstleistungen am Puls der Zeit arbeitet, ganz wesentlich mitprägen konnte. Darüber hinaus setzte sich Jakobi, der seit 1994 auch in den Selbstverwaltungsgremien der BG ETEM saß, erfolgreich für das Thema „Beitragsstabilität“ ein; an der Entwicklung des Unternehmermodells war er ebenfalls beteiligt.
Zu den Erfolgen, die Ingolf Jakobi während seines beinahe 30-jährigen Einsatzes für die E-Handwerke verbuchen konnte, zählt zudem die Entwicklung des E-Marken-Konzeptes. Die E-Marke steht heute für Qualität, Service- und Kundenorientierung – den Kunden, aber auch den mittlerweile 73 Partnern der E-Handwerke gegenüber. Mehr noch: Die E-Marken-Partnerschaft und renommierte Gremien und Institutionen wie der E-Marken-Beirat oder die E-Akademie sind Garanten für einen kontinuierlichen Dialog. „Dialogbereitschaft“ – ein Stichwort, das Ingolf Jakobi kennzeichnet, wie kaum ein anderes.
Denn der gebürtige Südhesse setzte sich nicht nur stets mit viel Herzblut und Energie für die E-Handwerke ein, sondern bewies auch immer diplomatisches Geschick sowie ein offenes Ohr für die Belange der Partner aus Großhandel und E-Industrie. Auf diese Weise konnten in den vergangenen Jahren nicht nur Krisen wie die Corona-Pandemie gemeinsam von einem starken dreistufigen Vertrieb gemanagt werden. Auch bei konträren Interessen oder gar Konflikten innerhalb der E-Branche ließ Jakobi den Gesprächsfaden nie abreißen und zeigte sich offen für Kompromisse, von denen am Ende alle profitierten.
Am gestrigen Tag (13.12.) wurde Ingolf Jakobi offiziell verabschiedet. Zu den Feierlichkeiten waren rund 130 hochkarätige Gäste aus den E-Handwerken, dem Elektrogroßhandel, der Elektroindustrie und befreundeten Verbänden und Organisationen in die ZVEH-Geschäftsstelle in Frankfurt gekommen. In seiner Rede erinnerte ZVEH-Präsident Lothar Hellmann noch einmal an die vielen wichtigen Weichenstellungen, die der Hauptgeschäftsführer während seiner Verbandstätigkeit vorgenommen hatte, würdigte dessen Verdienste im Einsatz für die E-Handwerke und bedankte sich auch im Namen des Vorstandes für den jahrzehntelangen Einsatz.
„Mit Ihnen geht eine Ära zu Ende. Eine Ära, auf die Sie mit Stolz zurückblicken können. Denn Sie hinterlassen nicht nur verbandsintern ein gut bestelltes Haus. Ihr Abgang erfolgt auch zu einem Zeitpunkt, an dem unsere Branche – Ukraine-Krieg und Inflation zum Trotz – mit großem Optimismus und Selbstvertrauen Richtung Zukunft blicken kann“, so ZVEH-Präsident Lothar Hellmann in seiner Laudatio.
Hellmann verwies dabei insbesondere auf die erfolgreiche Modernisierung der elektrohandwerklichen Berufsbilder, die Positionierung als Klimahandwerk und die frühe Ausrichtung auf die Energiewende und eine vernetzte, gewerkeübergreifende Arbeit: „Diese Offenheit Trends und Entwicklungen gegenüber, gepaart mit einem guten Gespür für künftige Herausforderungen und Chancen, haben es der e-handwerklichen Organisation immer wieder erlaubt, die Weichen früh zu stellen und sich an die Spitze von Entwicklungen zu setzen, statt Zeit damit zu vertun, Fortschritt zu verhindern.“
Nachfolger von Ingolf Jakobi als ZVEH-Hauptgeschäftsführer ist RA Alexander Neuhäuser, der 2007 in die elektrohandwerkliche Organisation eintrat und der Geschäftsführung seit 2014 angehört. Neuhäuser übernimmt die Verbandsführung offiziell zum 1. Januar 2023.
Der ZVEH: Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) vertritt die Interessen von 49.592 Unternehmen aus den drei Handwerken Elektrotechnik, Informationstechnik und Elektromaschinenbau. Mit 518.176 Beschäftigten, davon 45.808 Auszubildende, erwirtschaften die Unternehmen einen Jahresumsatz von 72,2 Milliarden Euro. Dem ZVEH als Bundesinnungsverband gehören zwölf Landesverbände mit 313 Innungen an.
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