Arbeitgeberpräsident Dulger: Den Äußerungen des Bundesarbeitsministers mangelt es an Respekt gegenüber den Leistungen der Betriebe
Zu der unberechtigten Kritik des Arbeitsministers und zur Renten-Debatte erklärt Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger:
Den Äußerungen des Bundesarbeitsministers mangelt es an Respekt gegenüber den Leistungen der Betriebe
„Ein Bundesarbeitsminister sollte sich viel besser an den Aussagen seines Bundeskanzlers orientieren, als Nebelkerzen zu zünden. Die Anwürfe des Bundesarbeitsministers gegenüber der deutschen Wirtschaft sind irreführend und sollen offenbar von den Fehlanreizen durch die Politik ablenken, die den Arbeits- und Fachkräftemangel verschärfen:
1. Die abschlagsfreien Frühverrentungen mit 63 Jahren holen Menschen aus den Betrieben, die als Erfahrungs- und Verantwortungsträger tiefe Lücken hinterlassen. Die Politik selbst zeigt sich überrascht von den Auswirkungen ihrer Fehlentscheidung.
2. Die beispiellose Ausweitung staatlicher Zuständigkeiten führt zu einer ebenso beispiellosen Ausweitung von Stellen in öffentlichen Bereichen. Der Staat selbst verschärft das Arbeits- und Fachkräfteproblem für die privaten Unternehmen. Nicht nur auf der politischen Leitungsebene, sondern auch bis in die Tiefe der Administration – überall will der Staat mehr Personal. Ständig neue Bürokratien, die administrieren und kontrollieren wollen. Noch nie hat der Staat so tief in die unternehmerische Freiheit eingegriffen wie in diesen Tagen. Und selten war eine öffentliche Verwaltung so umfangreich personell ausgestaltet. Hier fehlt es offensichtlich an der nötigen Balance.
Den Äußerungen des Bundesarbeitsministers mangelt es an Respekt gegenüber den Leistungen der Betriebe in der Phase der multiplen Krisen. So ist die Beschäftigung Älterer auch weiterhin eine Erfolgsgeschichte. Die Erwerbstätigkeit der Älteren in unseren Betrieben hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt – und das in vielen Branchen. Die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jährigen hat sich von 2000 bis 2021 verdoppelt – von 37 % auf 72 %.
Gemeinsam mit unseren Beschäftigten nutzen wir die Möglichkeiten des Flexirentengesetzes. Wir haben unsere Personalplanungen schon längst auf die neue Lage eingestellt. Das Umdenken in den Betrieben ist offensichtlich weiter als in der Politik.
Wir sind attraktive private Arbeitgeber, werben um jedes Talent, das in unseren Betrieben dazu beiträgt, dass wir rasch aus diesen multiplen Krisen herauswachsen. Wir brauchen eine Politik, die dies konstruktiv begleitet, Anreize für Frühverrentungen oder verzögerte Arbeitsaufnahme beseitigt – und keine realitätsfernen Belehrungen.
Die Analyse des Bundeskanzlers zu Frühverrentungen war hingegen richtig. Die Politik kann handeln – sie muss nur handeln.“
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