Ankauf der Mode- und Textilsammlung Ralf Schmitt für das Schloß Wernigerode
„Schloss Wernigerode hatte schon vor 1989 sein Publikum. Stillstand hat es hier aber auch danach nie gegeben. So wurde das Schloss zu einer der ersten Adressen für alle, die wissen wollen, wie höfisches und bürgerliches Leben im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts aussah.
Besonders anschaulich wird das natürlich an der Mode der Zeit“, begründete Ludger Weskamp das gemeinsame Engagement von Ostdeutscher Sparkassenstiftung und Harzsparkasse für den Ankauf.
Die Sammlung wurde durch den früher an der Hochschule Trier tätigen Ralf Schmitt in den letzten 40 Jahren mit viel Liebe und vor allem Sachverstand zusammengetragen und repräsentiert in ihrer Gesamtheit die facettenreiche Lebens- und Kleidungskultur des wohlhabenden Bürgertums und Adels in Mitteleuropa. Ralf Schmitt galt in Fachkreisen als einer der kenntnisreichsten Experten zum Thema historischer Mode.
Fünf ausgewählte Stücke aus der Sammlung waren heute im Festsaal des Schlosses Wernigerode erstmals zu sehen: ein Empirekleid der Zeit um 1810, eine Ballrobe mit Krinoline von 1860/62, ein Herrenmantel der Zeit um 1910 mit dem dazugehörigen Herren- Galaanzug sowie ein Jugendstil-Reformkleid von 1908.
Der Ankauf der Sammlung wurde von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Harzsparkasse, dem Land Sachsen-Anhalt und der Schloß Wernigerode GmbH ermöglicht. Nach der Inventarisierung der umfangreichen Sammlung sollen über Jahre immer jeweils verschiedene thematische Aspekte der Mode in die Schlossräume integriert werden, z.B. Braut-, Trauer-, Kinder- oder Faschingsmode. Diese Aspekte werden dann jeweils für zwei bis drei Jahre im originalen Interieur der Schlossrundgänge unmittelbar (und weitgehend ohne Vitrinen) erlebbar sein.
Der Schwerpunkt der Sammlung behandelt das 19. Jahrhundert, wie sich Schloß Wernigerode als Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte dieser Epoche versteht. In der Sammlung befinden sich aber auch Art Déco-Kleider und Mode der 1930er Jahre – dies korrespondiert mit dem Umbau des Schlosses in den Jahren 1918/19. Hauptelement der Sammlung ist die Damenmode mit den zeittypischen und schnellen Veränderungen der Kleidung zwischen etwa 1800 und 1940. An den Haus- und Morgenkleidern, den Gesellschafts- und Promenadenkleidern, sowie an den Fest- und Ballkleidern lassen sich die gesellschaftlichen Lebensstrukturen perfekt studieren und ablesen.
Wirtschaftliche, wie auch politische Veränderungen sind in der jeweiligen Kleidung klar erkennbar und vermitteln „barrierefrei“ einen direkten Zugang zur Soziologie und Historie der Mode und zu ihren Trägerinnen und Trägern. Herren- und vor allem auch Kinderkleidung ergänzen die Sammlung und bilden jeweils eine eigene kleine Untergruppe.
Modezubehör wie Schuhe, Fächer, Hüte, Taschen, Handschuhe, Capes und Umhänge, Kaschmir- und Spitzenschals, Schmuck, Schleier, Spitzen, Haarschmuck, Korsetts und Mieder, Reifröcke und Gesäßpolster (Tournüren, „Cul de Paris“), Strümpfe , Wäsche, usw. ergänzen die Mode des 19. und frühen 20. Jahrhunderts teilweise zu kompletten Outfits.
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