Versorgungslücke durch Tierärztemangel – Es muss gehandelt werden
Tatsächlich reicht das Problem „Tierarztmangel“ aber noch viel weiter in die Gesellschaft hinein. Denn neben der kurativen Tätigkeit an Haus-, Heim- und Nutztieren ist das Spektrum an Tätigkeiten, zu denen das Studium der Veterinärmedizin befähigt, sehr viel größer: So arbeiten viele Tierärzte auch an kritischen Schlüsselstellen öffentlicher Einrichtungen des Veterinär- und Gesundheitswesens (RKI, BfR, FLI). Weitere Schlüsselpositionen nehmen sie in der Lebensmittelproduktion und -überwachung sowie in Industrie, Forschung und Lehre ein. Damit bekommt das Szenario „Tierärztemangel“ eine herausragende gesellschaftliche und politische Relevanz.
Vor diesem Hintergrund hat der Dessauer Zukunftskreis (DZK) das Thema „Tierärztemangel“ auf TOP 1 der Agenda zu seinem 10-jährigen Bestehen gemacht: Am 1. und 2. September 2022 trafen sich die Mitglieder des DZK in Wörlitz mit mehr als 50 Branchenvertretern aus kurativer Praxis, Landestierärztekammern, Verbänden, tierärztlichen Hochschulen, öffentlichem Dienst und Tiergesundheitsindustrie, um die Ursachen der Problematik genau zu beleuchten und lösungsorientierte Perspektiven aufzuzeigen.
Die Ergebnisse aus Vorträgen und Diskussion haben Eingang in das Wörlitzer Memorandum gefunden. Ziel ist es, das Thema „Tierärztemangel“ mehr in Politik und Gesellschaft zu tragen, zu sensibilisieren und die bestehende Dringlichkeit zu vermitteln. Gleichzeitig ist es eine Handlungsaufforderung an alle beteiligten Akteure (veterinärmedizinische Kammern, Verbände, Lehreinrichtungen, Institute und Industrien), das Problem umgehend anzugehen.
Das Wörlitzer Memorandum umfasst 14 Themenfelder und fordert die Branchenvertretungen dazu auf, sich der Thematik umgehend zu widmen, einen „Runden Tisch“ zu initiieren und dort kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu beschließen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sowohl die Ursachen als auch die Lösungsansätze einerseits im Berufsstand selbst und andererseits in den politischen Rahmenbedingungen zum Thema „Arbeit“ zu suchen sind. Es spielen aber auch diverse gesellschaftliche, d.h. sozio-kulturelle Aspekte, eine Rolle. Daraus folgt außerdem, dass verschiedenste Ansprechpartner für die Einleitung von Gegenmaßnahmen identifiziert werden müssen.
Die 14 Punkte des Wörlitzer Memorandums sind nachzulesen unter www.tierarztmangel.de. Die Webseite ist eine Branchen-Initiative, die auch zukünftig Informationen rund um das Thema „Tierarztmangel“ zusammenführen und ein von aktuellen Zahlen und Fakten getragenes Bild der Tiermedizin in Deutschland zeichnen will.
Jede/r Interessierte kann den Kontakt zu den Initiatoren aufnehmen und das Thema voranbringen: rolf.nathaus@farmtool.de
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