Energie- / Umwelttechnik

CO2-Minderung bei Gebäuden: Erst Heizung, dann Dämmung

Zum dritten Mal in Folge hat der Gebäudebereich im Jahr 2022 seine Klimaziele verfehlt. Viele Hauseigentümer stehen vor der Herausforderung, den Gebäudebestand effizienter und klimafreundlicher zu machen. Den größten Hebel, um im Gebäude CO2 einzusparen, hat dabei die Heizung. Das Problem: Mehr als 80 Prozent des Wärmebedarfs werden heute noch immer durch fossile Energieträger gedeckt. Schlechte Isolierungen und veraltete Heizungen sorgen nicht nur für einen überdurchschnittlich hohen Energieverbrauch, sondern auch für höhere Kosten.

Laut den Ergebnissen der Studie CO2-Optimist, die das Schweizer Forschungsinstitut Empa im Auftrag von E.ON durchgeführt hat, kann ein Heizungswechsel in Verbindung mit dem Austausch von Türen und Fenstern die CO2-Emissionen eines Einfamilienhauses um mehr als 80 Prozent reduzieren. Das Heizsystem mit den geringsten Emissionen ist dabei die Wärmepumpe mit Erdkollektor gekoppelt mit einer Photovoltaikanlage. Wärmepumpen nutzen elektrische Energie, um in der Erde gespeicherte Wärme verfügbar zu machen. Mit einer Photovoltaikanlage lässt sich ein erheblicher Teil des dafür notwendigen Stroms aus Sonnenenergie erzeugen. Das bedeutet mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und geringere Stromkosten.

Patrick Lammers, im E.ON-Vorstand für Kundenlösungen zuständig: „Die Energiekrise hat uns deutlich vor Augen geführt, dass der Gebäudebereich im Rahmen der Energiewende viel zu lange vernachlässigt wurde. Viele Hausbesitzer wollen jetzt ihre Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen und stärker auf klimafreundliche Technologien setzen. Dafür muss die Politik finanzielle Anreize setzen. Die Nachfrage nach Beratungen zu erneuerbarer Wärme und Wärmepumpen ist so groß wie nie zuvor. Wir unterstützen unsere Kunden beim Umstieg und forschen gleichzeitig an innovativen Konzepten, um die Wärmewende auch zukünftig effektiv voranzutreiben.“

2021 gab es in Deutschland rund 19,4 Millionen Wohngebäude, davon 16,1 Millionen Einfamilienhäuser. Dabei wurden knapp zwei Drittel aller Gebäude vor 1979 erbaut. Das durchschnittliche Alter der Heizungsanlagen lag im Jahr 2019 bei rund 17 Jahren. E.ON und Empa haben am Beispiel eines typischen Einfamilienhauses aus den 1960er Jahren die Kosten und CO2-Emissionen untersucht, die bei verschiedenen Sanierungs- und Neubauszenarien anfallen. Die Studie berücksichtigt dabei als eine der ersten Untersuchungen auf diesem Gebiet auch die eingesetzten Baumaterialien. Für Ersatz-Neubauten verglichen die Forscher dabei verschiedene Bauweisen hinsichtlich ihrer CO2-Emmissionen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.
 
Die Wissenschaftler untersuchten auch, welche Sanierungsmaßnahmen sich aus Emissionssicht vorrangig lohnen, wenn sich Eigentümer mangels finanzieller oder personaler Kapazitäten entscheiden müssen. Hier zeigen die Ergebnisse der Studie: Der Austausch einer veralteten Heizungsanlage lohnt sich in der Regel vor einer Sanierung der Gebäudehülle, sofern nicht beides gleichzeitig möglich ist. Optimal, wenngleich deutlich kostenintensiver und zeitaufwendiger, ist ein vollständiger Ersatzneubau. Je nach eingesetzten Baumaterialien lassen sich hierbei sogar negative Emissionen realisieren. Erdgasbasierte Technologien erreichen laut den Ergebnissen der Studie unter den betrachteten Kombinationen die geringsten CO2-Einsparungen.

„Damit der Gebäudesektor seine Klimaziele erreichen kann, muss kurzfristig stark investiert werden. Moderne Wärmepumpen sind für die Wärmewende in Bestandsgebäuden unverzichtbar. Aber auch Fernwärmelösungen und grüne Gase werden eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung des Wärmesektors spielen,“ ergänzt Lammers. So weist E.ON darauf hin, dass im Sinne der CO2-Vermeidung stärkere Förderanreize für Erdwärmepumpen und PV-Anlagen sowie für CO2-arme Fernwärme unabdingbar sind, um die Wärmewende im Gebäudesektor zu beschleunigen. Grüne Gase wurden im Rahmen der Studie nicht untersucht. Nichtsdestotrotz kann der wachsende Einsatz von grünem Gas die Elektrifizierung und den Ausbau von Wärmepumpen sinnvoll ergänzen.

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