Kunst & Kultur

Programm der Spielzeit 2023/24 an der Staatsoper Unter den Linden

Wir freuen uns, Ihnen heute das Programm der Saison 2023/24 vorstellen zu können, der wir das Schlagwort »sprachlos« beigegeben haben. Sprachlos sein oder sprachlos werden – das sind ambivalente Zustände. Etwas nicht in Worte fassen oder verbal erklären zu können, etwa in Momenten des Erschreckens oder des Erstaunens, hat wohl schon Jede:r erlebt, mit sehr unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen. Und wie so viele Phänomene besitzt auch Sprachlosigkeit mehrere Seiten, die sich erst in der Gesamtschau zu einem Ganzen fügen. Die kommende Saison bietet Gelegenheit, verschiedene dieser Perspektiven zu erleben – sie spiegeln sich in den fünf Premieren auf der Großen Bühne wie auch in unserem Programm insgesamt. Wir freuen uns auf eine spannende, anregende und erlebnisreiche Spielzeit mit Ihnen!

Besondere Akzente setzen in der Spielzeit 2023/24:

• Eine Uraufführung und vier weitere Premieren im Großen Haus (siehe Abschnitt Premieren).
• Das Format LINDEN 21 mit zwei Uraufführungen und einer Wiederaufnahme (siehe Abschnitt Linden 21).
• Die BAROCKTAGE (17. bis 26. November 2023), mit gleich drei verschiedenen Werken, die um das Sujet »Medea« kreisen: Neben der Premiere von Marc-Antoine Charpentiers französischer Tragédie en musique MÉDÉE aus dem späten 17. Jahrhundert (ML: Simon Rattle, R: Peter Sellars, Bühne: Frank O. Gehry) gibt es die Wiederbegegnung mit Luigi Cherubinis MEDEA in der Regie von Andrea Breth (erstmals von einem Ensemble der »Alten Musik« gespielt), außerdem ein Melodram des Mozart-Zeitgenossen Georg Anton Benda. Flankierend sind Mozarts MITRIDATE, RE DI PONTO sowie zahlreiche Konzerte zu erleben.
• Die FESTTAGE (18. März bis 1. April 2024) mit der Wiederaufnahme von Wagners »Ring«-Tetralogie in der Regie von Dmitri Tcherniakov, erstmals von Philippe Jordan an der Staatsoper Unter den Linden dirigiert, ergänzt durch Konzerte mit der Staatskapelle Berlin und dem Opernkinderorchester.
• 28 wiederaufgenommene Musiktheaterwerke – darunter Peter Eötvösʼ SLEEPLESS und Beat Furrers VIOLETTER SCHNEE, die gemeinsam mit der Premiere von Marc-André Dalbavies MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS eine »Trilogie der Uraufführungen« der vergangenen Jahre bilden.
• Hinzu kommen rund 100 Konzerte in Berlin, darunter u.a. 16 große Sinfoniekonzerte (mit acht Programmen) sowie weitere Sonderkonzerte der Staatskapelle Berlin. Außerdem führt eine Kanada- und USA-Tournee der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim (25. November bis 6. Dezember 2023) in fünf bedeutende Musikzentren.
• Im Fokus des Konzertprogramms der Saison 2023/24 steht sowohl bei den Sinfonie- als auch bei den Kammerkonzerten der Komponist Antonín Dvořák. Aber auch mehrere Werke Anton Bruckners, dessen 200. Geburtstag 2024 gefeiert wird, sind in den Sinfoniekonzerten der Staatskapelle vertreten, ebenso Gustav Mahlers Sinfonien Nr. 1, 5 und 7. Werke der in Berlin lebenden südkoreanische Komponistin Unsuk Chin werden in zwei Abonnementkonzerten erklingen, desgleichen die beiden Violinkonzerte von Béla Bartók.
• Insgesamt präsentiert die Staatsoper Unter den Linden 2023/24 über 320 Veranstaltungen, STAATSOPER FÜR ALLE im Juli 2024 mit einem Open-Air-Konzert der Staatskapelle Berlin, dirigiert von Christian Thielemann, sowie zahlreiche Projekte der Jungen Staatsoper, u. a. mit Aufführungen des Opernkinderorchesters sowie des Kinderopernhauses Unter den Linden.
• Besondere Aufmerksamkeit widmen wir zudem dem Thema der Nachhaltigkeit mit einem besonderen Konzertprojekt des Orchesters des Wandels der Staatskapelle Berlin im Kraftwerk Mitte und der Reihe SUSTAINABLE LISTENING.
• Dirigent:innen, die erstmals an der Staatsoper und mit der Staatskapelle Berlin zu erleben sind: Elim Chan, Pierre Dumoussand, Iván Fischer, Marie Jacquot, Nicola Luisotti, Joana Mallwitz, Rafael Payare, Giedré Šlekytė (Debüt Konzert), Robin Ticciati, Jaap van Zweden.
• Regie Neuproduktionen: Calixto Bieito, Silvia Costa (Hausdebüt), Claus Guth, Julia Lwowski (Hausdebüt), David Marton (Hausdebüt), Kornél Mundruczó, Peter Sellars (Hausdebüt).
• Rollendebüts (Auswahl):
Marina Rebeka – Aida (AIDA) / Médée (MEDEA)
Christiane Karg – Rusalka (RUSALKA)
Sally Matthews – Leonore (FIDELIO)
Siyabonga Maqungo – Mitridate (MITRIDATE, RE DI PONTO)
Elsa Dreisig – Sifare (MITRIDATE, RE DI PONTO)
Andrés Moreno García – Rodolfo (LA BOHÈME)
Rosie Aldridge – Die Küsterin Buryjovka (JENŮFA)
Mika Kares – Iwan Chowanski (CHOWANSCHTSCHINA)
Marina Prudenskaya – Ortrud (LOHENGRIN) / Marfa (CHOWANSCHTSCHINA)
Wolfgang Koch – Jack Rance (LA FANCIULLA DEL WEST)
• Dani Juris wird ist der Spielzeit 2023/24 neuer Chordirektor der Staatsoper Unter den Linden.
• Den Auftakt zur neuen Spielzeit bildet ein Eröffnungsfest am 9. September 2023.

PREMIEREN

Der Auftakt der Spielzeit 2023/24 an der Staatsoper Unter den Linden steht ganz im Zeichen von Verdi mit den Wiederaufnahmen von MACBETH und DON CARLO im September, noch vor der Saison-Eröffnungspremiere mit AIDA am 3. Oktober, in der Regie von Calixto Bieito (dessen Produktion von Wagners LOHENGRIN ebenfalls im Repertoire wiederkehrt). Die musikalische Leitung übernimmt Nicola Luisotti. Der ausgewiesene Verdi-Experte ist erstmals mit der Staatskapelle Berlin und dem Staatsopernchor zu erleben. In seiner Inszenierung rückt Bieito die kammerspielhaften Momente in AIDA sowie das Spannungsverhältnis zwischen den politischen Geschehnissen der Entstehungszeit des Stückes und unserer Gegenwart in den Fokus. Mit u.a. Marina Rebeka (Titelrolle / Rollendebüt), Elīna Garanča, Yusif Eyvazov und René Pape.

Am 19. November 2023 ist die BAROCKTAGE-Premiere Marc-Antoine Charpentiers MÉDÉE, dirigiert von Simon Rattle und in der Regie von Peter Sellars, der damit erstmals eine Oper an der Staatsoper Unter den Linden erarbeitet. Das Bühnenbild entwirft Frank O. Gehry.  Mit u.a. Magdalena Kožená (in der Titelpartie), Reinoud Van Mechelen (Jason), Luca Tittoto, Carolyn Sampson, Angela Hicks, Gyula Orendt und dem Staatsopernchor. Es spielt das Freiburger Barockorchester.
Der Medea-Stoff steht im Fokus der BAROCKTAGE, die 2023 vom 17. bis 26. November stattfinden: Der Premiere von Charpentiers Version der mythischen Figur und Geschichte wird Luigi Cherubinis MEDEA in der Regie von Andrea Breth gegenübergestellt, dirigiert von Christophe Rousset, erstmals von der Akademie für Alte Musik Berlin gespielt. Ergänzt wird der Schwerpunkt durch Georg Anton Bendas Melodram MEDEA, ebenfalls mit der Akademie für Alte Musik sowie Meike Droste und Max Urlacher als Sprecher:innen im Pierre Boulez Saal.  Außerdem umfasst das Programm des zehntägigen Festivals die Wiederaufnahme von Mozarts MITRIDATE, RE DI PONTO, bei der Ensemblemitglied Siyabonga Maqungo sein Rollendebüt in der Titelpartie gibt, Konzerte rund um Charpentier und seine Zeitgenossen, einen Round Table sowie Angebote für Kinder, wie etwa die mobile Oper THESEUS’ REISE IN DIE UNTERWELT.

Mit Antonín Dvořáks RUSALKA (Premiere: 4. Februar 2024) kehrt Kornél Mundruczó nach seiner Inszenierung von Eötvösʼ SLEEPLESS, 2021 von der Zeitschrift Opernwelt als »Uraufführung des Jahres« ausgezeichnet, an die Staatsoper zurück. Dirigiert wird die Neuproduktion von Robin Ticciati, der damit erstmals am Pult der Staatskapelle Berlin zu erleben ist. Christiane Karg gibt ihr Rollendebüt in der Titelpartie. Mundruczó betont in seiner Lesart die Aktualität des Stoffes: Es ist das Seelendrama einer Frau und zugleich ein modernes Märchen, das Fragen nach Identität und Körperlichkeit aufwirft. Neben der Premiere wird auch Mundruczós Inszenierung von SLEEPLESS 2023/24 wieder zu sehen sein, als Teil der »Uraufführungs-Trilogie« (MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS, VIOLETTER SCHNEE, SLEEPLESS). Musikalisch beleuchtet wird Dvořák nicht nur im Opernprogramm: Die Staatskapelle Berlin widmet diesem Komponisten 2023/24 sowohl bei den Sinfonie- als auch bei den Kammerkonzerten besondere Aufmerksamkeit.

Am 2. Juni 2024 feiert Modest Mussorgskys CHOWANSCHTSCHINA Premiere, in der Regie von Claus Guth und Dirigiert von Simone Young (die ebenfalls die Wiederaufnahme von Puccinis LA FANCIULLA DEL WEST musikalisch leitet).
In den Jahren zwischen 1682 und 1687 wird Moskau zum Schauplatz chaotischer politischer Zustände, in deren Ausgang der energische Zarewitsch Peter (später als Zar »der Große« genannt) die Macht übernimmt. Die verschiedensten Parteien tragen brutale Kämpfe um den Thron aus: fanatische Sektierer, sogenannte »Altgläubige«, die Strelitzen – die Leibwache der Zaren –, anarchistische Einzelkämpfer und überzeugte Anhänger Peters. Der eigentliche Protagonist der Oper aber ist das Volk. In dem Entwurf zu seiner fünfaktigen Oper »Chowanschtschina« (»Die Sache Chowanski«) ging es Modest Mussorgsky nicht darum, die politischen Ereignisse und brutalen Machtspiele detailgetreu nachzubilden, sondern in einer gewaltigen Collage aus historischen Dokumenten »das Vergangene im Gegenwärtigen« darzustellen – eine Art Meditation über die Geschichte mit den Mitteln der Oper. Claus Guth, als Regisseur an einer konturierten Zeichnung der Figuren in ihren jeweiligen Lebenswelten interessiert, wird sich Mussorgskys unvollendet gebliebenen Bühnenwerk annehmen. Gespielt wird die von Dmitri Schostakowitsch erstellte Fassung mit dem Finale von Igor Strawinsky.
Neben dieser Premiere wird auch Guths Inszenierung von VIOLETTER SCHNEE 2023/24 wieder zu sehen sein.

Zum Abschluss der Saison zeigt die Staatsoper Unter den Linden die Uraufführung von Marc-André Dalbavies Oper MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS, ein Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden. Die musikalische Leitung übernimmt die 1990 in Paris geborene Dirigentin Marie Jacquot, die ab der Spielzeit 2023/24 Erste Gastdirigentin der Wiener Symphoniker wird und ab der Spielzeit 2024/25 Chefdirigentin des Königlich Dänischen Theaters Kopenhagen. Inszeniert wird die Uraufführung von David Marton, der erstmals an der Staatsoper Unter den Linden arbeitet. Der in Ungarn geborene Theater- und Opernregisseur und ausgebildete Pianist und Dirigent begann seine Karriere als Theatermusiker für Regisseure wie Christoph Marthaler und Frank Castorf. Er inszenierte sowohl an freien Spielstätten wie den Berliner Sophiensaelen als auch an Häusern wie der Schaubühne Berlin, der Volksbühne Berlin, dem Burgtheater Wien, dem Königlichen Schauspielhaus in Kopenhagen, dem Staatsschauspiel Stuttgart, an der MC93 in Paris und an den Münchner Kammerspielen, wo er das »Opernhaus der Kammerspiele« gründete. Opernarbeiten führten ihn u. a. die Bayerische Staatsoper München, die Opéra National de Lyon und das Opernhaus La Monnaie in Brüssel.
Die Vorlage für die Uraufführung, mit einem Libretto von Guillaume Métayer, bildet gleichnamige Roman des ungarischen Schriftstellers László Krasznahorkai, der als erzählerischer Meister der Apokalypse mit seinem Roman eine schwarze Parabel auf die gegenwärtige Situation in Osteuropa geschaffen hat. Der französische Komponist Marc-André Dalbavie gilt als Repräsentant der Spektralmusik. Seine Arbeiten prägen die Öffnung der zeitgenössischen Musik hin zu verschiedenen musikalischen Klangsprachen. Charakteristisch für seine Orchesterwerke ist die Bedeutung von Klangfarben sowie das sinnliche Erlebnis, das im Zentrum seiner Arbeiten steht. Die Uraufführung findet am 30. Juni 2024 statt.

FOKUS URAUFFÜHRUNGEN: Apokalyptisches, Dystopisches, Utopisches: Drei große und eindrückliche Uraufführungen in Form von Auftragswerken der Staatsoper Unter den Linden sind zwischen 2019 und 2024 für die große Bühne entstanden: VIOLETTER SCHNEE von Beat Furrer, 2019 (Regie: Claus Guth), SLEEPLESS von Peter Eötvös, ausgezeichnet als »Uraufführung des Jahres 2021« (Regie: Kornél Mundruczó), und MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS von Marc-André Dalbavie (Regie: David Marton), mit der sich Matthias Schulz als Intendant von der Staatsoper verabschiedet und zugleich ein Signal in Richtung Zukunft setzt. Förderung zeitgenössischer Musik in Form von Auftragswerken bedeutet, die Aufgabe der Opernhäuser ernst zu nehmen, ihr Engagement als »Auftraggebende« kontinuierlich fortzusetzen und neben etablierten Werken verschiedener Epochen, die auf ihre Aktualität hin befragt werden, Räume für neue Werke zu schaffen, um die Gegenwart zu prägen und die Erneuerung des Repertoires mitzugestalten. Alle drei zeitgenössischen Opern stehen in der Spielzeit 2023/24 auf dem Spielplan.

Das Format LINDEN 21 umfasst Stückentwicklungen sowie die Produktionen und Projekte des Spielplans, die den vielfältigen Formen zeitgenössischen Musiktheaters nachspüren. 2023/24 stehen hier zwei Uraufführungen sowie eine Wiederaufnahme auf dem Programm:

Mit der Uraufführung von DON‘T YOU NOMI? entwickelt die Regisseurin Julia Lwowski, die mit dem Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen 2022 für den deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert wurde, gemeinsam mit ihrem Team eine Hommage an den Ausnahmekünstler und Pionier des Crossovers Klaus Nomi. Die Uraufführung findet am 7. Oktober 2023 statt, nur wenige Wochen nachdem sich Nomis Todestag (6. August 1983) zum 40. Mal jährt. Die musikalische Leitung übernimmt Roman Lemberg. Nomi wird u.a. von dem Countertenor Nils Wanderer verkörpert.
Als Sänger verkannt, zog es den aus dem Allgäu stammenden Klaus Nomi nach New York. Der visionäre deutsche Countertenor stand quer zu den Grenzen und Genres. Mit seinem Crossover aus Oper, Pop und New Wave war er seiner Zeit voraus und wurde mit seinem außergewöhnlichen Auftreten als retro-futuristische Kunstfigur zu einer Underground-Attraktion. David Bowie zeigte sich von Nomi inspiriert, engagierte diesen für einen Auftritt bei der NBC-Show »Saturday Night Live« und verhalf ihm so zum Durchbruch. Noch bevor er seinen unbeirrbar verfolgten, als Platzanwärter und Konditor finanzierten künstlerischen Weg hin zu einem wertgeschätzten Künstler erleben konnte, starb Nomi tragisch als eines der ersten prominenten Aids-Opfer in Armut und Einsamkeit in einem New Yorker Krankenhaus.

Bei der Uraufführung THE TIMELESS MOMENT, ebenfalls eine Stückentwicklung, laden die italienische Regisseurin, Performerin und Bühnenbildnerin Silvia Costa (Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme) und Alain Franco (Musikalisches Konzept, Klavier) zu einer sinnlichen, installativen Hörerfahrung mit Klangwelten Claude Debussys und Tristan Murails in den Alten Orchesterprobensaal ein. Die Begegnung der beiden Komponisten setzt sich mit der Frage auseinander, was wir wahrnehmen, wenn wir zuhören. Das Publikum taucht ein in die Welt der Dunkelheit und erlebt die Musik mit allen Sinnen. Klänge werden zu visuellen Landschaften, die sich jenseits der Vorurteile des Sehens in einer inneren Welt bewegen. Uraufführung am 6. Januar 2024.

Ergänzend zu der Uraufführung von MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS auf der großen Bühne kommt Thom Luz’ Stückentwicklung WERCKMEISTER HARMONIEN zurück in den Apollosaal (Juli 2024). Beide Produktionen greifen die 1682 von dem Musiker und Musiktheoretiker Andreas Werckmeister formulierten Grundlagen zur wohltemperierten Klavierstimmung auf. WERCKMEISTER HARMONIEN rückt den von der Öffentlichkeit meist unbeachteten Beruf des Klavierstimmers ins Zentrum. Dieser sucht nach einer perfekten Stimmung, ebenso wie der Musiker und Musiktheoretiker Andreas Werckmeister versuchte, eine neue Ordnung der Tonhöhen und -beziehungen zu finden und fixierte die Grundlagen zur heute üblichen gleichstufigen Klavierstimmung. Die Musiktheaterperformance thematisiert dabei das menschliche Streben nach Ordnungssystemen und Perfektion.

AUSGEWÄHLTE WIEDERAUFNAHMEN

• Wiederaufnahme des RING-Zyklus bei den FESTTAGEN 2024, dirigiert von Philippe Jordan.
• Strauss’ ELEKTRA, in der Inszenierung von Patrice Chéreau, mit Ricarda Merbeth in der Titelpartie sowie mit Waltraud Meier als Klytämnestra, die damit ihren Bühnenabschied gibt (Oktober 2023).
• Mozarts DIE ZAUBERFLÖTE in der Inszenierung von Yuval Sharon, dirigiert von Kristiina Poska und Giuseppe Mentuccia (November / Dezember 2023 sowie Januar / April / Mai 2024).
• Strauss‘ DER ROSENKAVALIER dirigiert von Joana Mallwitz die damit ihr Debüt am Haus gibt. Mit Julia Kleiter als Feldmarschallin, Golda Schultz als Sophie und Günther Groissböck, wie bei der Premierenserie, als Baron Ochs (Dezember 2023 / Januar 2024).
• Speranza Scappucci dirigiert Verdis LA TRAVIATA mit Pretty Yende als Violetta Valéry (Januar 2024). Mit der Premiere von AIDA sowie den Wiederaufnahmen von LA TRAVIATA, MACBETH, DON CARLO, und RIGOLETTO (mit Pene Pati als Herzog von Mantua) gibt es 2023/24 an der Staatsoper Unter den Linden einen Verdi-Schwerpunkt.
• Puccinis LA FANCIULLA DEL WEST kommt im Juni und Juli 2024 zurück, in der Inszenierung von Lydia Steier und dirigiert von Simone Young, die außerdem bei der Premiere von Mussorgskys CHOWANSCHTSCHINA am Pult der Staatskapelle Berlin zu erleben ist. Zu den weiteren Puccini-Opern, die in der Spielzeit 2023/24 zu sehen sind, zählen TURANDOT (dirigiert von Rafael Payare und mit Liudmyla Monastyrska in der Titelpartie), LA BOHÈME (mit Valentina Naforniţa und Evelin Novak als Mimi, Victoria Randem / Maria Kokareva als Musetta und Freddie De Tommaso / Andrés Moreno García als Rodolfo) TOSCA (mit Maria Agresta / Aleksandra Kurzak / Sonya Yoncheva in der Titelpartie und Michael Fabiano / Joseph Calleja als Cavaradossi) sowie MADAMA BUTTERFLY (mit Sonya Yoncheva / Anna Princeva als Cio-Cio San).
• Mit Mozarts IDOMENEO (dirigiert von Pierre Dumoussaud, Hausdebüt) und MITRIDATE, RE DI PONTO (mit Ensemblemitglied Siyabonga Maqungo, der sein Rollendebüt in der Titelpartie gibt und dirigiert von Marc Minkowski, der außerdem LE NOZZE DI FIGARO und DON GIOVANNI dirigiert) sowie mit Strauss’ DAPHNE kommen drei Neuproduktionen erneut auf die Bühne, die in der Spielzeit 2022/23 Premiere gefeiert haben.

KONZERTPROGRAMM

2023/24 spannt die Staatskapelle Berlin in ihren Konzerten den Bogen von der Wiener Klassik bis zur zeitgenössischen Musik, u. a. mit Werken von Béla Bartók, Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner, Unsuk Chin, Antonín Dvořák, Gustav Mahler, Camille Saint-Saëns, Sergej Rachmaninow und Kurt Weill.
Flankierend zur Premiere von RUSALKA, steht beim Konzertprogramm der Saison 2023/24 sowohl bei den Sinfonie- als auch bei den Kammerkonzerten der Komponist Antonín Dvořák im Fokus. Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag 2024 gefeiert wird, ist mehrfach in den Sinfoniekonzerten der Staatskapelle vertreten, ebenso wie Gustav Mahler, für den Bruckners Sinfonik in vielfacher Weise vorbildhaft war. Werke der in Berlin lebenden südkoreanische Komponistin Unsuk Chin werden beim Abonnementkonzert I und IV erklingen.

Die Staatskapelle Berlin spielt in der Saison 2023/24 in Berlin 16 große Sinfoniekonzerte mit acht Programmen – im Opernhaus Unter den Linden sowie in der Philharmonie Berlin. Die Abonnementkonzerte werden geleitet von Rafael Payare (Hausdebüt), Philippe Jordan, Christian Thielemann, Elim Chan (Hausdebüt), Manfred Honeck (Hausdebüt), Iván Fischer (Hausdebüt), Lorenzo Viotti sowie Simon Rattle. Solist:innen der Abonnementkonzerte sind Alisa Weilerstein (Violoncello), Gidon Kremer, Leonidas Kavakos (Violine), Igor Levit, Lang Lang (Klavier), sowie die Mezzosopranistin Magdalena Kožená. Das erste Abonnementkonzert im September 2023 findet in Kooperation mit den Berliner Festspielen / Musikfest Berlin statt.

Auf dem FESTTAGE-Konzertprogramm steht 2024 Anton Bruckners 8. Sinfonie mit der Staatskapelle Berlin, dirigiert von ihrem Ehrendirigent Zubin Mehta (29. März) sowie das mittlerweile traditionelle Konzert des Kinderopernorchesters, dirigiert von Giuseppe Mentuccia, ebenfalls mit Werken Dvořáks sowie der Uraufführung eines Auftragswerks von Marius Felix Lange (29. März im Rahmen der FESTTAGE, 11. April und 1. Mai in der Staatsoper Unter den Linden sowie am 10. April im Nikolaisaal Potsdam).

Bei den neun BAROCKTAGE-Konzerten (17. bis 26. November) steht 2023 die französische Barockmusik, mit Charpentier als Angelpunkt, im Mittelpunkt. Zu den Gästen zählen u. a. Dorothee Oberlinger, Jordi Savall, Nicolas Altstaedt, Jean Rondeau, Meike Droste und Max Urlacher, sowie die Vokal- und Instrumentalensembles Voces Suaves, Concerto de‘ Cavalieri, Quatuor Nevermind, Ensemble 1700, La Capella Reial de Catalunya, Le Concert des Nations sowie die Akademie für Alte Musik. Für ein junges Publikum wird es bei den BAROCKTAGEN Kinderkonzerte sowie die mobile Kinderoper THESEUS‘ REISE IN DIE UNTERWELT geben. Die BAROCKTAGE-Konzerte finden im Apollosaal, im Alten Orchesterprobensaal sowie im Pierre Boulez Saal statt.

Vom 25. November bis 6. Dezember 2023 ist eine GASTSPIELREISE der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim nach Kanada und in die USA geplant. Mit Stationen in Toronto, Chicago, New York, Philadelphia und Miami und den vier Sinfonien von Johannes Brahms.

Die Konzerte zum Jahreswechsel in der Staatsoper Unter den Linden mit der Staatskapelle Berlin am 31. Dezember 2023 und 1. Januar 2024 werden von Jaap van Zweden dirigiert, der damit sein Debüt mit dem Orchester gibt. Auf dem Programm steht Beethovens 9. Sinfonie mit den Solist:innen Simone Schneider (Sopran), Marina Prudenskaya (Alt), Klaus Florian Vogt (Tenor), René Pape (Bass) sowie dem Staatsopernchor, einstudiert vom neuen Chordirektor Dani Juris. 

Im Rahmen von STAATSOPER FÜR ALLE dirigiert Christian Thielemann am 13. Juli 2024 auf dem Bebelplatz das Open-Air-Konzert der Staatskapelle Berlin mit Richard Strauss’ »Eine Alpensinfonie«. Wie immer bei freiem Eintritt – dank BMW.

Zwei Konzerte finden in Zusammenarbeit mit dem Pierre Boulez Saal statt. Das erste Konzert am 10. November 2023 wird dirigiert von Giedrė Šlekytė, mit Jiyoon Lee, der 1. Konzertmeisterin der Staatskapelle Berlin, als Solistin und mit Werken von Antonín Dvořák, Felix Mendelssohn Bartholdy und der litauischen Komponistin Raminta Šerkšnytė. Das zweite Konzert dirigiert Finnegan Downie Dear am 18. Februar 2024, mit Sopranistin Sarah Aristidou als Solistin und Werken von Maurice Ravel, Olivier Messiaen sowie George Benjamin.

Die Kammerkonzerte mit Mitgliedern der Staatskapelle Berlin widmen sich 2023/24 – flankierend zur Premiere von RUSALKA und den Sinfoniekonzerten – schwerpunktmäßig dem kammermusikalischen Schaffen von Antonín Dvořák.

Das Klimakonzert des Orchesters des Wandels. Seit über zehn Jahren engagieren sich die Musiker:innen der Staatskapelle Berlin für den Klima- und Umweltschutz. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht ein jährliches »Klimakonzert«. In dieser Saison wird es im Rahmen dieses Engagements am 9. Mai 2024 ab 15.00 einen Tag im Kraftwerk Mitte geben, mit einer ganzen Reihe von musikalischen Ereignissen. Das Thema Nachhaltigkeit und die künstlerische Auseinandersetzung damit steht auch im Zentrum der Veranstaltungsreihe SUSTAINABLE LISTENING (»Nachhaltiges Hören«), die sich in Diskurs und Konzertperformances Klima- und Umweltfragen widmet (1. November 2023 und 15. Mai 2024, Apollosaal). Partner dieser Veranstaltung ist German Zero.

Zu den weiteren Konzertformaten zählen u. a. die Konzerte von Preußens Hofmusik im Apollosaal, die Sonntagsmatineen im Bode-Museum, Chorkonzerte, das Adventskonzert des Kinderchors sowie Kinderkonzerte für verschiedene Altersgruppen.

2023/24 gibt es Liederabende im großen Saal mit Sonya Yoncheva und Joyce DiDonato, Liedrecitals im Apollosaal mit Sänger:innen des Ensembles sowie den Abend SONGSCAPES mit Ensemblemitglied Victoria Randem und der Pianistin Eleonora Pertz.

KINDER- UND JUGENDPROGRAMM

Das seit 2018 bestehende Opernkinderorchester, eine Kooperation mit den zwölf bezirklichen Musikschulen und unterstützt durch Mentor:innen der Staatskapelle Berlin, tritt am 29. März 2023 im Rahmen der FESTTAGE 2024 gemeinsam mit dem Kinderchor der Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Giuseppe Mentuccia und mit der Sopranistin Maria Kokareva auf. Die jungen Musiker:innen im Alter von 7 bis 13 Jahren schlagen bei ihrem Konzert mit einer Auswahl von Antonín Dvořáks »Slawischen Tänzen« und »Klängen aus Mähren« sowie Dvořáks »Lied an den Mond« aus der Oper RUSALKA eine Brücke zum Opernprogramm und Konzertschwerpunkt 2023/24. Des Weiteren steht erstmals eine Uraufführung für Kinderorchester und Gesang des Komponisten Marius Felix Lange auf dem Programm. Darüber hinaus ist das Opernkinderorchester nicht nur im Großen Saal der Staatsoper, sondern auch wieder in Brandenburg mit dem Programm zu erleben. Weitere Termine: 11. April und 1. Mai 2024 (Staatsoper Unter den Linden) sowie am 10. April 2024 (Nikolaisaal Potsdam). Das Opernkinderorchester wird gefördert von der Hilti Foundation, der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Karl Schlecht Stiftung, KPMG und dem Verein der Freunde und Förderer der Staatsoper Unter den Linden.

Das 2020 mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnete Kinderopernhaus Berlin, das inzwischen in sechs Berliner Bezirken fest verankert ist, gehört ebenso wie das Opernkinderorchester zu den Säulen der Educationarbeit an der Staatsoper. Im Ursprungsbezirk Lichtenberg, wo das Projekt der kulturellen Bildung vor über zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, sowie in Marzahn-Hellersdorf und Reinickendorf existieren regionale Kinderopernhäuser, die im Bezirk  eigene Produktionen zur Aufführung bringen Im September 2023 eröffnet die Staatsoper Unter den Linden in der Neuköllner Gropiusstadt ihr fünftes Kinderopernhaus in Kooperation mit dem Bezirk Neukölln. An insgesamt dreizehn Orten sind Schul-AGs initiiert worden, während in der Staatsoper Unter den Linden seit der Spielzeit 2018/19 die Fäden zusammenlaufen. Neben der Staatsoper sind 17 weitere Kooperationspartner beteiligt, darunter Grundschulen, Musikschulen, das Caritas Kinder- und Jugendzentrum Steinhaus und der Basketballverein ALBA Berlin. Insgesamt werden Hunderte von Kindern aus allen Berliner Bezirken erreicht, die zum Teil erstmals mit der Kunstform Oper in Berührung kommen. Das Ensemble des Kinderopernhauses Unter den Linden feiert am 26. April 2024 in der Staatsoper Premiere mit ihrer aktuellen Produktion EINFACH MOZART. Das Kinderopernhaus Berlin wird als stadtweites Projekt der Kulturellen Bildung durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert und über die beteiligten Bezirke kofinanziert. Darüber hinaus wird das Kinderopernhaus Berlin von der Hilti Foundation und der Stiftung Berliner Sparkasse.

Der Jugendchor der Staatsoper feiert am 7. Juni 2024 im Alten Orchesterprobensaal mit DÜNNES EIS Premiere und lädt am 4. Dezember 2023 zum Konzert in den Apollosaal.

Für ein junges Publikum bietet die Staatsoper Berlin Familien- und Schulvorstellungen sowie Kinderkonzerte, die auch in die BAROCKTAGE 2023 eingebunden sind und im Rahmen derer sie mit Mitgliedern der Akademie für Alte Musik Berlin stattfinden. Außerdem umfasst das weitere Angebot Workshops, Probenbesuche, die Kompositionswerkstatt, Projekte wie »Rhapsody goes Opera« oder TUSCH – Theater und Schule, der Jugendchor sowie die Kooperation mit dem Universitätslehrgang »Musiktheatervermittlung« der Jungen Staatsoper in Zusammenarbeit mit der Universität Mozarteum Salzburg, der Komischen Oper Berlin und dem Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater (ISIM).

Hauptpartner des Kinder- und Jugendprogramms der Staatsoper Unter den Linden ist die Hilti Foundation, Liechtenstein im Rahmen ihres Förderschwerpunkts »Community Arts & Culture«.

Mit Programmen wie dem von der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung geförderten Internationalen Opernstudio oder der Orchesterakademie bei der Staatskapelle Berlin werden an der Staatsoper Unter den Linden junge professionelle Sänger:innen sowie Musiker:innen gefördert.

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