Über 50 Akteure aus dem Gesundheitssektor fordern Nichtverbreitungsvertrag für fossile Brennstoffe
Der Nichtverbreitungsvertrag soll drei Elemente enthalten:
- Den Stopp jeder neuen Erschließung und Produktion von Kohle, Öl und Gas
- Den Ausstieg aus bestehenden Vorräten und der Produktion von fossilen Brennstoffen in Übereinstimmung mit dem globalen Klimaziel von max. 1,5 °C Temperaturanstieg
- Gewährleistung eines gerechten Übergangs bei der Umstellung
Zu den Erstunterzeichnern des Appells gehören die Weltgesundheitsorganisation, der Weltärztebund, der Weltverband der Public Health-Vereinigungen, die British Medical Association, die Global Climate and Health Alliance, die UK Health Alliance on Climate Change und das Medical Society Consortium on Climate and Health (USA).
Initiiert von dem Deutschen Pflegerat, der Bundesärztekammer und der Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit haben sich über 50 namhafte Akteure aus dem deutschen Gesundheitssystem ebenfalls der Forderung angeschlossen, darunter Landesärztekammern, Landespflegeräte, Fachgesellschaften, Berufsverbände, Gewerkschaften und Gesundheitseinrichtungen (Liste nachstehend).
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, kommentiert: „Der Klimawandel ist längst eine Klimakrise und eine maximale weltweite Gesundheitsbedrohung. Das Erreichen irreversibler Kipppunkte steht kurz bevor. Nach wie vor schließen wir davor die Augen. Die Sucht nach fossilen Brennstoffen muss beendet werden.“
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer: „Gesundes Leben ist ohne gesunde Umwelt nicht möglich. Schon heute leidet die Menschheit massiv unter den Folgen des Klimawandels. Daher ist es höchste Zeit, unsere Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas zu beenden und das postfossile Zeitalter einzuläuten.“
Prof. Dr. Christian Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit: "Wir müssen unsere Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern rasch überwinden. Nur so werden wir die Gesundheitserfolge der letzten Jahrzehnte auch zukünftig aufrechterhalten. Bereits jetzt sterben infolge von Hitzewellen und Luftverschmutzung Hunderttausende Menschen in Europa jedes Jahr zu früh".
Hintergrund
2015 von Regierenden des globalen Südens ins Leben gerufen wird die Initiative seither von über 100 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträgern, zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Parlamentarierinnen und Parlamentariern, großen Städten, und einigen Ländern und Regierungsmitgliedern (Vatikan, Neuseeland, den Präsidenten von Vanuatu und Timor-Leste) unterstützt.
Bereits im Herbst 2022 riefen Politik und Wissenschaft dazu auf, die Abhängigkeit von nachweislich krank machenden, den Klimawandel beschleunigenden fossilen Brennstoffen umgehend zu beenden. So forderte das EU-Parlament die Mitgliedsstaaten am 20. Oktober 2022 auf, einen Nichtverbreitungsvertrag für nicht erneuerbare Energien auf den Weg zu bringen. Fast zeitgleich erschien am 26. Oktober 2022 der Lancet Countdown-Bericht on Health and Climate Change. Seine Verfasser:innen kamen zu dem Schluss, dass die anhaltende Abhängigkeit von Kohle, Gas und Erdöl den Klimawandel beschleunigt und Menschen krank macht – sogar tötet. Ungeachtet der Evidenz fördern zahlreiche Regierungen hingegen nach wie vor in großem Stil fossile Brennstoffe – mit Finanzmitteln, die in manchen Staaten sogar die nationalen Ausgaben für Gesundheit übersteigen.
Am 3. November 2022 hatten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Johan Rockström, Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt und der Vorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit Martin Herrmann auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die massive Beschleunigung der Energiewende gefordert mit dem Ziel, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden (Link zur Pressemeldung).
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