VKU-Positionspapier: Wasserstoff für Energie- und Wärmewende unverzichtbar
Wasserstoff, Biomethan und synthetisches Erdgas seien wichtige Bestandteile eines klimaneutralen Energiesystems, so Liebing. Auch nach 2045 würden gasförmige Energieträger benötigt werden, so seine Prognose. Die begründet er insbesondere mit dem Bedarf von Industrie, Gewerbe und Mittelstand: 99 Prozent der Industrie- und Gewerbekunden beziehen Gas über die Verteilnetze, darunter 1,8 Millionen Betriebe aller Größen mit mehreren Millionen Arbeitsplätzen.
Die im deutschen Gasnetz verbauten Materialien wie Stahl oder Kunststoff gelten für den Transport und die Verteilung von Wasserstoff als geeignet. „Durch den schrittweisen und bedarfsorientieren Umbau kann das bestehende Gasnetz für klimaneutrale Energieträger, wie Wasserstoff und grüne Gase, genutzt werden“, sagte Liebing.
Der VKU fordert bei der Wärmewende tatsächliche und rechtsverbindliche Technologieoffenheit. „Entscheidend ist, dass die Nutzung grüner Gase zur Wärmeerzeugung grundsätzlich möglich bleibt, insbesondere in KWK-Anlagen, sowie zur Versorgung von industriellen und gewerblichen Anwendungen sowie in Haushalten“, so Liebing.
Kommunale Wärmeplanung sei das optimale Instrument um unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten vor Ort, die effizientesten und sinnvollsten Technologien zur Versorgung mit Wärme zu identifizieren. Im Gebäudeenergiegesetz seien die Hürden allerdings so hoch, dass sie die Umstellung auf Wasserstoff und grüne Gase in der Praxis verhindern werden. „Das kann sich Deutschland nicht leisten“, mahnte Liebing.
Aufbau von Wasserstoffspeichern
„In allen relevanten Szenarien bis zum Jahr 2045 übersteigt der prognostizierte H2- Speicherbedarf das theoretische Umstellungspotenzial, so dass neben der Transformation bestehender auch der Aufbau neuer Wasserstoff-Speicherkapazitäten erforderlich ist“, sagte Liebing.
Regelungen, die Wasserstoff für Anwendungen im Wärmemarkt faktisch ausschließen, seien schon allein deswegen problematisch, weil Wärmepumpen nicht ausreichen würden, um den Gebäudebestand gesichert zu dekarbonisieren. Die Schwierigkeiten sind vielfältig und reichen vom Fachkräfte- und Gerätemangel über den erforderlichen Ausbaubedarf der Stromnetze bis hin zum Zustand des Gebäudebestands und der niedrigen Sanierungsquote. Die Schwierigkeiten würden sich zeitnah nicht lösen lassen.
Allein mit der Wärmepumpentechnologie und dem Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze werde die Politik der Vielfalt der Anforderungen des Wärmemarktes vor Ort nicht gerecht. „Eine technologieoffene kommunale Wärmeplanung darf auch Wasserstoff in der Wärmeversorgung nicht grundsätzlich ausschließen.“ Das gelte in technischer, baulicher, sozialer und finanzieller Hinsicht.
Aufgrund langer Planungs- und Umsetzungshorizonte sei eine frühzeitige Weichenstellung elementar. „Das Elektrolyseziel von zehn Gigawatt bis 2030 muss zügig realisiert werden“, so Liebing. Notwendig sei ein Starterprogramm, um dieses Ziel erreichen zu können. Dies müsse Hand in Hand gehen mit einer effektiven Importstrategie und Partnerschaften mit Ländern, die eine großes Potenzial für die Erzeugung grünen Wasserstoffs aufweisen.
Der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur müsse gemeinsam von Staat, Unternehmen und Bevölkerung gestaltet werden. Mit den richtigen Rahmenbedingungen würde über den Wärmemarkt eine verlässliche Nachfrage nach grünem Wasserstoff entstehen, die den erwarteten Markthochlauf unterstützt.
Der VKU hat ein Positionspapier veröffentlicht, das Wege zur Errichtung eines deutschen Wasserstoffnetzes und den Aufbau von Wasserstoffspeicherkapazitäten aufzeigt: VKU-Positionspapier zum Markthochlauf von Wasserstoff: VKU
Außerdem hat der VKU eine aktualisierte Stellungnahme zur geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes veröffentlicht: Stellungnahme zum Regierungsentwurf zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes und zur Änderung der Heizkostenverordnung sowie zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung vom 19. April 2023: VKU
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