Reisemythen im Faktencheck
Reisemythos 1: Eine Impfung kurz vor Abreise wirkt nicht mehr
Ob eine Impfung kurz vor Urlaubsstart noch sinnvoll ist, hängt von der Art des Schutzstoffes ab. „Impfungen gegen Hepatitis A, Diphtherie oder Tetanus können Urlauber noch am Tag der Abreise vornehmen. Gleiches gilt auch für alle Auffrischimpfungen“, so Carsten Sellmer, Gesundheitsexperte der IDEAL Versicherung. Doch es gibt auch Impfungen, etwa gegen Tollwut, Hepatitis B, Gelbfieber oder Japanische Enzephalitis, die Zeit brauchen, um ihren kompletten Wirkschutz aufzubauen. Je nach Impfung kann das bis zu drei Wochen dauern. Der IDEAL-Gesundheitsexperte rät, sich dennoch auch kurz vor der Abreise noch impfen zu lassen, da sich der Impfschutz mit jedem Tag aufbaut. Problematisch ist eine kurzfristige Spritze nur dann, wenn ein Impfnachweis Voraussetzung für die Einreise ist – beispielsweise die Gelbfieberimpfung für viele afrikanische Länder. „Diese muss mindestens zehn Tage vor Abreise erfolgen, sonst können Länder die Einreise verweigern“, so Sellmer. „Urlauber sollten sich daher frühzeitig über die geltenden Einreisebedingungen informieren.“
Reisemythos 2: Im Solarium vorbräunen erhöht den Eigenschutz der Haut
Damit die Haut sich vor der Sonne schützen kann, benötigt sie nicht nur UV-A-, sondern auch UV-B-Strahlung. Im Solarium bekommen Urlauber jedoch meist nur UV-A-Strahlen. Durch das Vorbräunen erhöht sich der Eigenschutz der Haut daher nicht. Doch auch durch Sonne vorgebräunte Haut schützt nicht ausreichend: „Den Schutz, den Eigenbräune bei Menschen mit hellem Hauttyp erreichen kann, entspricht einer Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 1,5“, weiß der IDEAL-Gesundheitsexperte. Er warnt außerdem davor, ohne den richtigen Sonnenschutz ein Sonnenbad zu nehmen. Denn ohne Sonnencreme steigt das Hautkrebsrisiko – Gleiches gilt übrigens auch für den Besuch im Solarium.
Reisemythos 3: Klimaanlagen in Flugzeugen sind richtige Keimschleudern
Moderne Klimaanlagen in Flugzeugen erneuern die Luft alle zwei bis drei Minuten. Dabei mischen sich die recycelte Kabinen- und die Außenluft. „Die Hochleistungsfilter in der Klimaanlage können etwa 99,97 Prozent aller Mikroteilchen wie Viren und Bakterien – auch beispielsweise das Corona-Virus – entfernen“, so der Experte. Die angesaugte Außenluft hat außerdem eine Temperatur von minus 50 Grad Celsius, bei der Krankheitserreger kaum überleben können. „Urlauber müssen sich also keine Sorgen machen“, gibt Sellmer Entwarnung. Die Luftqualität in einer Flugzeugkabine ist sogar besser als in manchen Wohn- und Arbeitsräumen und entspricht in etwa der in einem Krankenhaus.
Reisemythos 4: Im Urlaub besser die Zähne nicht mit Leitungswasser putzen
Je nachdem wo die Reise hingeht, unterscheidet sich die Trinkwasserqualität vor Ort. Vor allem in Zielen außerhalb Europas hat das Leitungswasser häufig keine Trinkwasserqualität. „In EU-Staaten gelten hingegen für Grund- und Trinkwasser einige Richtlinien“, erklärt der Gesundheitsexperte der IDEAL Versicherung. „Daher ist das Zähneputzen mit Leitungswasser hier in der Regel bedenkenlos möglich.“ Doch etwa auf kleineren Inseln oder aufgrund von älteren, verschmutzten Leitungssystemen kann es hier auch Ausnahmen geben. „Urlauber sollten sich vor der Anreise über die Wasserqualität vor Ort informieren“, rät Sellmer. Dies ist zum Beispiel auf der Website der US-Gesundheitsbehörde Centers for Desease Control and Prevention (CDC) möglich. Sind sich Reisende unsicher, empfiehlt der Experte, lieber zu Wasser aus abgefüllten Flaschen zu greifen. Das verhindert unangenehme Magenverstimmungen.
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