Frauen deutlich stärker unter Stress als Männer
Frau Hübers, die Zahlen des neuen DAK Psychreports offenbaren einen besorgniserregenden Anstieg der Ausfallzeiten im Beruf – bei Männern und Frauen. Was kann der Grund für diesen Anstieg sein?
Petra Sofia Hübers: Das berufliche aber auch private Leben wird immer weniger langfristig planbar, die politischen Situationen weltweit ändern sich rapide, Arbeit verdichtet sich, die schnelllebige Digitalisierung nimmt weiter zu, weniger Mitarbeiter:innen müssen mehr Arbeit übernehmen, Fehlzeiten und Fluktuation nehmen zu… Die Notwendigkeit, in Vollzeit oder wenigstens in einem 30-Stunden-Arbeitsverhältnis zu arbeiten, nimmt vor dem Hintergrund steigender Kosten zu, um den Lebensstandard zu sichern. Das erfordert von Mitarbeiter:innen mehr Flexibilität und Einsatz. Wenn dann auch noch Kinder großgezogen werden müssen, stellt das Beschäftigte vor immer größere Herausforderungen, die mehr oder weniger gemeistert werden müssen. Vor allem dann, wenn die persönlichen Ansprüche an sich selbst hoch sind.
Von psychischen Belastungen sind laut Psychreport besonders häufig Frauen betroffen. Diese Gruppe verzeichnete im vergangenen Jahr 380 Fehltage pro 100 Versicherte und damit deutlich mehr als Männer. Warum erkranken Frauen häufiger durch Stress als Männer?
Hübers: Vermutlich liegt dies an der Doppelbelastung durch Familie und Beruf. Noch immer liegt Erziehungszeit mehrheitlich bei den Frauen. Auch die Hausarbeit wird noch überwiegend von Frauen ad on erledigt. Kommen dann noch temporär Pflegezeiten hinzu, steigt die Gefahr, irgendwann nicht mehr „funktionieren“ zu können.
Um dem „Nicht-funktionieren“ vorzubeugen, wären regelmäßige Entspannungsphasen in stressigen Zeiten richtig. Aber offensichtlich gelingt das zu selten oder nicht in der richtigen Art und Weise. Entspannen Frauen eigentlich anders als Männer?
Hübers: Ja, in der Tat. Frauen entspannen tendenziell anders als Männer: Sie suchen häufiger Entspannung in Yogakursen, Entspannungs-Anwendungen, -Methoden oder Ähnliches. Sie sind tendenziell auch eher bereit, an ihrer persönlichen Situation etwas zu ändern.
Im Grunde ja der richtige Ansatz. Aber die Anzahl der Fehltage steigt leider. Wenn nun jemand zu Ihnen ins Coaching kommt, weil er:sie alleine nicht mehr weiter weiß, wenden Sie bei Frauen andere Methoden des Stressabbaus an als bei Männern?
Hübers: Ich differenziere nicht vorab. Die Methoden, die ich anwende im Bereich des Stresscoachings, orientieren sich immer individuell an der Persönlichkeit der Hilfesuchenden, am Maß seiner:ihrer Resilienz, an seinen:ihren Strategien, Stress zu bewältigen, und letztendlich an der persönlichen Zielsetzung.
Sie bringen Ihr Wissen und Ihre Erfahrung als Dozentin in die Weiterbildung „Stress- und Mentalcoach:in“ des IST-Studieninstituts ein und arbeiten intensiv mit den Teilnehmer:innen. Kommen diese mehrheitlich aus privaten Gründen, weil sie beispielsweise betroffen sind, oder aus beruflichem Interesse?
Hübers: Sowohl als auch. Viele Teilnehmer:innen haben eigene Erfahrungen gemacht und absolvieren die anspruchsvolle Ausbildung, um anderen in ähnlichen Situationen helfen zu können. Viele fügen die Ausbildung auch ihrem bestehenden beruflichen Portfolio hinzu. Das gilt insbesondere für beratend Tätige, für Menschen in pflegerischen, lehrenden oder medizinischen Berufen.
Wie bewerten Sie die Weiterbildung? Sind Absolvent:innen mit dem Wissen, das hier vermittelt wird, für die Anforderungen, die im echten Leben warten, gerüstet?
Hübers: Weitgehend ja, die kognitiven Grundlagen sind auf jeden Fall gelegt. Gut wäre es aber, wenn ein zukünftiger Coach, der aus unserer Weiterbildung kommt und noch keine praktische Erfahrung hat, bei erfahrenen Coaches assistieren würde, um etwas mehr Sicherheit und Erfahrung zu erhalten. Diejenigen, die aus privaten Gründen an der Weiterbildung teilgenommen haben, können in jedem Fall viel für sich und ihre individuelle Lebenssituation mitnehmen.
Alle Informationen zur Weiterbildung "Stress- und Mentalcoach:in" , in der Petra Sophie Hübers das Seminar "Erfolgreiches Stress- und Konfliktmanagement in der Praxis" leitet, gibt es hier.
Unter dem Motto „Bildung, die bewegt“ bietet das IST-Studieninstitut seit mehr als 30 Jahren berufsbegleitende Weiterbildungen in Form des staatlich zugelassenen Fernunterrichts an. Zur Wahl steht eine Vielzahl an beruflichen Qualifikationen aus den Fachbereichen „Fitness“, „Sport & Management“, „Tourismus & Hospitality“, „Gesundheit & Wellness“ sowie „Kommunikation & Wirtschaft“. Die angebotenen Abschlüsse reichen von Trainingslizenzen über IST-Diplome bis zu öffentlich-rechtlichen IHK-Fachwirt-Abschlüssen. Die Studierenden profitieren beim IST von aktuellem und praxisnahem Fachwissen, von anerkannten Abschlüssen, erfahrenen Dozent:innen aus der Berufspraxis und einer kompetenten und persönlichen Betreuung.
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