Energie- / Umwelttechnik

Das Tier des Jahres 2023 ist auch durch Gifte stark gefährdet – #BesserOhneGift

  • Pestizide in fast allen untersuchten Gartenschläfer-Totfunden nachgewiesen
  • Überwiegend sogar mehrere Chemikalien, darunter DDT und Rattengift
  • Pestizide führen nicht nur zu Vergiftung, sondern auch zu Verhungern infolge des Insektensterbens

Der Einsatz von Pestiziden gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den wesentlichen Ursachen für das dramatische Verschwinden des Gartenschläfers, dem Wildtier des Jahres 2023. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben in ihrem Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ nachgewiesen, dass die Tiere erheblich durch verschiedene Insektizide und Rattengifte belastet sind.

Sven Büchner, Gartenschläfer-Experte der Justus-Liebig-Universität Gießen: „Wir haben inzwischen mehr als 100 tote Gartenschläfer untersucht und kaum einer davon war frei von Gift. Zwischen vier und 21 Substanzen wurden gleichzeitig in den Tieren nachgewiesen. Und das in zum Teil erheblichen Konzentrationen.“

Der Gartenschläfer ist ein kleiner Verwandter des Siebenschläfers und war ursprünglich weit in Deutschland und Europa verbreitet. Doch allein in den letzten 30 Jahren ging die Verbreitung des Gartenschläfers europaweit um rund 50 Prozent zurück. In Thüringen gilt der Bilch in der Roten Liste (2021) als „vom Aussterben bedroht“. Ein Verdacht: Pestizide könnten dabei eine Rolle spielen.

Büchner: „Im Labor kam die Bestätigung: In den Lebern der toten Gartenschläfer fanden sich zahlreiche Pestizide, die aktuell im Einsatz sind, darunter Insektizide und Fungizide.“ Gleichzeitig wiesen die Forscher*innen auch hohe Konzentrationen des Insektengifts DDT bzw. dessen Abbauprodukten in den Tieren nach. „Das hat uns doch erschrocken, da DDT in Deutschland bereits seit den 1970er Jahren verboten ist. Diese super-persistenten Chemikalien verbleiben in der Umwelt und gefährden über Jahrzehnte Wildtiere, Umwelt und auch die Gesundheit des Menschen.“ Darüber hinaus war jeder zweite Totfund zusätzlich mit Rattengift (Rodentiziden) belastet, das auch für Greifvögel, Füchse, Wiesel und andere Wildtiere hochtoxisch ist.

Anita Giermann, Projektleiterin der „Spurensuche Gartenschläfer“ beim BUND Thüringen: „Wir haben damit eine dreifache Pestizid-Gefahr für Säugetiere wie den Gartenschläfer: Durch das Insektensterben ist für sie weniger Nahrung verfügbar. Mit den Insekten nehmen sie Gift auf, das sich in ihrem Fettgewebe anlagert. Und zusätzlich droht ihnen Nagergift. Für den Schutz der Artenvielfalt brauchen wir deshalb dringend einen Kurswechsel beim Pestizideinsatz.“ Der BUND fordert die Bundesregierung auf, sich jetzt mindestens für eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 sowie ein Verbot besonders gefährlicher Pestizide in Land- und Forstwirtschaft stark zu machen.

Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz – und in Thüringen darüber hinaus mit Mitteln der Stiftung Naturschutz Thüringen – gefördert.

Weitere Informationen:

www.bund-thueringen.de/gartenschlaefer/

www.gartenschlaefer.de

biodiversität – schützen.nutzen.leben: Spurensuche Gartenschläfer (bfn.de)

Gartenschläfer-Fotos: www.bund.net/service/presse/pressebilder/aktionen/#c12092

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