Angst in Psychiatrie und Gesellschaft
„Als 12jähriges Kind habe ich nur in Angst gelebt“, bekannte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in ihrem Grußwort vor über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Freistaat: „Angst um mein Leben, aber noch mehr um das meiner Retter“.
„Ängste sind tatsächlich überlebensnotwendig, denn sie dienen dem Schutz vor potentiellen Gefahren,“ unterstrich daher auch die Oberpfälzer Bezirksrätin Gabriele Bayer, Vorsitzende des Fachausschusses Psychiatrie des Bayerischen Bezirketags, die Präsident Franz Löffler vertrat. „Im Zuge der zunehmenden Verunsicherung im Rahmen der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise ist das Thema Angst ganz besonders in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt“, was die Aktualität des gewählten Tagungsthemas unterstreicht. Vor allem aber können übertriebene, unrealistische und unangemessene Ängste die Lebensgestaltung von Menschen erheblich einschränken und die beruflichen, familiären und sozialen Aktivitäten stark beeinträchtigen.
So erhielten die Teilnehmenden profunde Einblicke in Diagnostik und Therapie von Angststörungen, die etwa 15% aller psychischen Erkrankungen ausmachen und im Laufe eines Menschenlebens etwa jeden vierten betreffen. „Angst ist lebenswichtig, kann aber auch krankhaft sein. Vor allem aber ist sie in unseren bezirklichen Kliniken und Einrichtungen dann auch gut behandelbar”, lautete das Fazit von Professor Peter Zwanzger, der als Präsident der deutschen Gesellschaft für Angstforschung und Autor zahlreicher Publikationen als ausgewiesener Experte zum Thema Angst gilt.
Im Verlauf des Symposiums wurden Erleben, Verhalten und Häufigkeit von Angst und Angststörungen (Prof. Dr. Jürgen Hoyer, Dresden) thematisiert, aber auch Umwelt- und genetische Einflüsse (Prof. Dr. Angelika Erhardt, München), Psychopharmakotherpie bei Angsterkrankungen (Prof. Dr. Borwin Bandelow, Göttingen), analoge und digitale psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten (Prof. Dr. Andreas Schuld, Ingolstadt), virtuelle Realität gegen Angsterkrankungen (Dr. Julia Diemer, Wasserburg am Inn) und Achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren bei Ängsten (Prof. Dr. Thomas Kraus, Engelthal) vorgestellt. Ebenso spannend waren Einblicke in gesellschaftliche Realitäten von Ängsten, so in „Angst in der Kunst“ (Prof. Dr. Katharina Domschke, Freiburg) oder „Angst und Medien“ (Dr. Joachim Käppner, Süddeutsche Zeitung, München).
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