Alles wieder normal? Tourismus Oberbayern zieht Bilanz der Messesaison
Doch eine Frage stand von Beginn an im Raum: Wie haben sich die Messen und das Verhalten der Besucher verändert?
„Wir haben nicht erwartet, dass sich die Tourismus-Messen nach der Pandemie rasch erholen“, erklärt Oswald Pehel, Geschäftsführer des TOM e.V. die Erwartungen an die Messen 2023. „Trotz intensiver Vorbereitung jeder Messepräsenz konnten wir das Verhalten der Besucher nicht vorhersehen. Umso erfreulicher ist die überaus gute Resonanz auf die diesjährigen Messen. Wir sind sehr positiv überrascht – das beweist wie wichtig der persönliche Austausch und die Vernetzung in der Branche ist.“
Sechs Messen standen auf dem Programm des TOM e.V., um das Spektrum der eigenen Ziel- und Fokusgruppen effektiv zu erreichen, darunter reine Publikumsmessen, aber auch Fachmessen sowie Special Interest Plattformen.
Die Messen
Der Start ins Jahr war überaus vielversprechend: 265.000 Besucher zählte die Urlaubsmesse CMT in Stuttgart, die ihre Position als eine der weltweit größten Publikumsmessen behauptete. Durch das Wegbleiben einiger Ferndestinationen fokussierte sich die Aufmerksamkeit sogar noch stärker auf nationale Ziele. Und es waren deutlich mehr Fachbesucher vor Ort als vor der Krise. Die CMT hat damit gleich zu Beginn für gute Stimmung in der Branche gesorgt.
Die ITB Berlin im März war mit besonderer Spannung erwartet worden, weil sich die Messe zur reinen Fachbesuchermesse gewandelt hat. Dementsprechend zählte man in der Bundeshauptstadt nur noch rund 90.000 Besucher (2019: 160.000). Das Fazit des TOM e.V., der sich zusammen mit vielen anderen Partnern am Gemeinschaftsstand Bayerns präsentierte, fällt dennoch positiv aus. Die Konzentration auf Fachbesucher und das weltweit einzigartige Kongressprogramm zu aktuellen und künftigen Reisetrends brachte wertvolle Erkenntnisse.
Für die Ansprache breiterer Zielgruppen eignen sich nach wie vor die großen Publikumsmessen wie die Freizeitmesse Nürnberg mit rund 83.000 Besuchern und die f.re.e in München mit rund 160.000 Besuchern. Der Eventcharakter der Publikumsmessen bediente nach der Coronapause die wiedererwachte Reiselust der Bevölkerung. Dementsprechend fanden Aktionen am Stand oder auch die Präsentation der oberbayerischen Tourismushelden auf der Bayernbühne der f.re.e großen Anklang.
Mit dem E-Bike Festival 2023 im April in Dortmund und den E-Bike Days im Mai in München standen auch zwei Spezialmessen und -events auf dem Programm. Mit 60.000 Besuchern in Dortmund und 70.000 in München waren beide gut besucht. Spezialmessen, die besondere Communities und Fokusgruppen ansprechen, gelten ferner als besonders erfolgversprechend. Diese Einschätzung kann der TOM e.V. bestätigen, da durch das Themeninteresse ein schneller und intensiver Kontakt aufgebaut werden kann.
Das Fazit
Zwar haben die Besucherzahlen auf den Messen noch nicht überall das Vor-Corona-Niveau erreicht, dennoch sieht sich der TOM e.V. in der Auswahl der Messen bestätigt. „Auch wenn wir in diesem Jahr vielleicht noch weniger Kontakte gezählt haben als vor der Pandemie, hat sich doch deren Qualität ins Positive verändert“, meint dazu Sebastian Thoma, zuständiger Projektmanager für Messen beim TOM e.V. „Die Gespräche gestalten sich oft intensiver. Die Kontakte sind weniger oberflächlich und damit oft auch wertvoller für uns und die oberbayerischen Regionen.“
Diese Entwicklung gilt sowohl auf Publikumsmessen für die Gäste als auch auf Fachmessen für Branchenakteure. Der direkte, persönliche Austausch scheint in der Coronazeit von vielen vermisst worden zu sein. Die Befürchtung, dass die Menschen künftig ausschließlich digitale Austauschformate bevorzugen, bestätigt sich derzeit nicht, wie auch aktuelle Studien zeigen.
Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), das German Convention Bureau (GCB) und der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) haben kürzlich die Ergebnisse des alljährlichen „Meeting- & Event-Barometers“ vorgelegt. Und es zeigt sich: Der Veranstaltungsmarkt in Deutschland erholt sich, möglicherweise sogar schneller als erwartet. Demnach ist die Zahl von Präsenzveranstaltungen wieder deutlich gestiegen. Hybride und virtuelle Formate verlieren an Bedeutung, werden aber auch nicht wieder komplett verschwinden.
Mindestens ebenso wichtig ist dem TOM e.V. die Zufriedenheit der Regionen in Oberbayern. Die Messepräsenzen, der Messetand, die Aktionen am Stand und die Betreuung vor Ort wurden von den Messe-Partnern ebenfalls positiv bewertet. Dennoch will sich der TOM e.V. nicht darauf ausruhen, sondern die Messepräsenz beständig an aktuelle Bedürfnisse der Partner und Mitglieder und mit Blick auf die Gäste anpassen.
Die Zukunft der Messen
„Wir wissen natürlich, dass wir unsere Messeauftritte kontinuierlich weiterentwickeln müssen“, erklärt Oswald Pehel dazu. „Angesichts der Klimakrise wird die Messebranche ihre Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit intensivieren. Da sehen wir uns bereits gut aufgestellt und wollen unseren Auftritt nachhaltiger gestalten.“ Dies gilt für den Standbau, den Energieverbrauch, Materialeinsatz, die Logistik und viele andere Aspekte.
Zwar bleibt der persönliche Kontakt der zentrale Mehrwert, der Messen auszeichnet, dennoch werden sich viele Prozesse weiter digitalisieren. Analoge und digitale Kommunikation werden sich in hybriden Formaten verbinden, was die Planung einer Messe komplexer machen kann. Hinzu kommen Prozesse im Hintergrund wie z.B. ein virtuelles Briefing für das Messepersonal. Es sind demnach künftig auch neue Kompetenzen und Ideen gefragt.
Der Ausblick
Auch die Auswahl der Messen kann sich laut TOM e.V. perspektivisch weiter verändern. CMT, ITB Berlin und die f.re.e sind gesetzt. Dort wird der TOM e.V. nach jetzigem Stand wieder präsent sein. Für die weiteren Messen wird die Entscheidung je nach dem Interesse der oberbayerischen Regionen getroffen.
Und ein weiteres Highlight kündigt sich bereits an: die IAA MOBILITY 2023 in München vom 05.-10. September 2023. Dort plant der TOM e.V. einen ÖPNV-Gipfel mit den maßgeblichen Akteuren der Region, um über die Zukunft der touristischen Mobilität in Oberbayern zu beraten.
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