Reisen & Urlaub

Andere Länder, andere Sitten – Die kuriosesten Bräuche und Sommertraditionen in Europa

Das Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Traditionen bietet in Europa eine faszinierende Vielfalt an Bräuchen und Festlichkeiten. Von Flamencotanzen auf den Straßen an der Costa del Sol über Heilkräutersträuße binden zum Schutz vor Unheil bis hin zum Fischerstechen auf Ruderbooten im Blauen Land – In ganz Europa haben Reisende die Möglichkeit, in eine Vielfalt an kulturellen Schätzen und jede Menge sommerliche Traditionen einzutauchen. 

Kräuterbuschen und Kräuterweihe in Garmisch-Partenkirchen

In Garmisch-Partenkirchen hat das Kräuterbuschenbinden mit anschließender Kräuterweihe am 15. August, an Mariä Himmelfahrt, eine lange Tradition. Der Brauch erinnert an die Graböffnung Mariens, bei der die Apostel Rosen, Lilien und die Lieblingskräuter der Gottesmutter vorgefunden haben sollen. An diesem Tag werden Heilkräuter zu einem Strauß gebunden, welcher von Region zu Region unterschiedlich ausfällt. Im Werdenfelser Land ziert die Mitte des Gebindes meist eine Königskerze, welche für Schutz steht. Weitere Kräuter sind der reinigende Salbei, stärkender Wermut, beruhigender Baldrian und die heilende Arnika. Viele achten darauf, dass die Anzahl der Kräuter eine magische Zahl ist, zum Beispiel sieben, neun oder 12. Im Anschluss wird der Kräuterbuschen in einem Gottesdienst gesegnet. Oft wird der gesegnete Strauß, welcher Haus und Hof vor Unheil schützen soll, nach der Weihe getrocknet und im „Herrgottswinkel“ – der Ecke in der Stube des Hauses mit Kruzifix – aufgehängt. Bei Unwetter ist es Brauch, ein paar Kräuter daraus anzuzünden und um Schutz zu bitten. Zudem waren früher gerade im Winter die wertvollen Heilkräuter ein wichtiger Vorrat, um im Fall einer Erkältung einen Tee daraus zu kochen. Wer mehr über heimische Heilkräuter in Garmisch-Partenkirchen und deren Wirkung lernen möchte, ist bei den geführten Kräuterwanderungen zum Biotop Bergwiese genau richtig.

Flamencotanzen bis zum Morgengrauen in Málaga

Seit über 500 Jahren feiert die Stadt von Málaga zehn Tage lang im August im Rahmen der alljährlichen Feria de Agosto eine Nonstop-Party. Der Ursprung des Fests reicht bis ins 15. Jahrhundert zur Zeit von König Ferdinand und Königin Isabella zurück, was es zu einem der ältesten europäischen Feste macht. Heute wird das ausgelassene, einwöchige Straßenfest mit ganz viel Flamenco und Muskatellerwein von Einheimischen und Besuchern – jung und alt – als das größte Sommerfest an der Costa del Sol gefeiert. Los geht’s in der Nacht von Freitag auf Samstag mit einer Begrüßung durch den Bürgermeister, gefolgt von die pregón, einer Liebeserklärung an die Stadt, die immer von einem Prominenten, darunter auch mal von Antonio Banderas, gehalten wird. Um Punkt Mitternacht erhellt ein gigantisches Feuerwerk den Himmel, während die Einheimischen zum Flamencotänzen aufbrechen. Wer das diesjährige Fest vom 12. bis 19. August hautnah miterleben möchte, findet im Hotel Palacio Solecio, mitten in der quirligen Altstadt gelegen, den perfekten Ausgangspunkt, um tagesüber bei der Feria de Día mitzufeiern, bevor es am Abend zur Feria de la Noche auf das Festgelände „El Real“ im Westen der Stadt geht. 

Hirschböen: Der Klang des Sommerendes in Frankreich

Auch gegen Ende des Sommers faszinieren und erfreuen ungewöhnliche Traditionen Einheimische und Reisende gleichermaßen. In Frankreich beginnt im September die Weinlese, eine international bekannte Tradition, die von Weinliebhabern aus der ganzen Welt besonders geschätzt wird. Die Franzosen im Loire-Tal wissen jedoch, dass, wenn die Luft kühler wird und die Blätter sich zu verfärben beginnen, eine noch einzigartigere Tradition bevorsteht – die sogenannten „Hirschböen“. Im September dreht sich in der Region alles um die Hirsche und ihr lautstarkes Paarungsritual. Einige Hotels wie das Relais de Chambord inmitten Europas größtem geschlossenen Naturschutzgebiet, der Domaine de Chambord, bieten sogar spezielle „Hirschböen-Pakete“ für Neugierige an, die dieses Naturereignis miterleben möchten. Einen besonders guten Ausblick auf das Spektakel haben Besucher vom Wachturm des Guillonniere Bauernhofs inmitten der Domaine – eine Aussicht, die früher nur dem französischen König vorbehalten war. 

Von Fischfesten und abergläubischen Traditionen: Der Sommer in Island

Andere Länder, andere Sitten? Dieses Sprichwort trifft auf Island zweifelsfrei zu: Die größte Vulkaninsel der Welt im Atlantik hat gleich mehrere Bräuche zur Sommerzeit zu bieten. Der Auftakt ist das Mittsommerfest Jónsmessa am 24. Juni: Zur Sommersonnenwende sollen Kühe sprechen können und Robben zu Menschen werden – außerdem soll es Glück bringen, sich nackt im Morgentau zu wälzen. Am ersten Montag im August findet das Þjóhátíð statt. Das Freiluftfest im Herjólfsdalur-Tal auf der Insel Heimaey bietet Besucherinnen und Besuchern vier ereignisreiche Veranstaltungstage. Von Konzert über Feuerwerk bis hin zum traditionellen Volkssingen ist so einiges geboten. Weiter geht es mit der Kulturnacht Menningarnótt. Am ersten Wochenende nach dem 18. August (oder am 18. August selbst) lockt eines der größten Festivals Islands zahlreiche Einheimische und Touristen nach Reykjavik. Die Hauptstadt verwandelt sich in ein Event-Paradies: Die Feierlustigen tummeln sich in Museen, auf Straßen und Plätzen und sogar Wohngärten. Zu guter Letzt wird am ersten oder zweiten Samstag im August der sogenannte Fiskidagurinn mikli statt. Am großen Fischtag in Dalvíkurbyggð laden Fischproduzenten und Einheimische zu einem riesigen Meeresfrüchte-Buffet ein. Zwischen 11:00 und 17:00 Uhr sammeln sich Fischliebhaber am Hafen von Dalvík und genießen gemeinsam das großzügige Angebot der fleißigen Einwohner. Wer sich selbst ein Bild der Traditionstage machen will, fliegt mit der jungen Low-Cost-Airline  PLAY von Berlin, Düsseldorf oder Hamburg kostengünstig in das Land der Naturwunder.

Fischerstechen im Blauen Land

Traditionen und Bräuche werden im Blauen Land gelebt. Das Blaue Land liegt eingebettet in die Berge des bayerischen Alpenvorlandes und beheimatet neun Orte sowie drei Seen. Ihren Namen verdankt die Region der Künstlervereinigung des „Blauen Reiters“ sowie dem Lichteinfall auf die flankierenden Bergen, welcher eine romantische, bläuliche Erscheinung hervorruft.  Jeden 15. August, an Maria Himmelfahrt, findet das legendäre Fischerstechen am Staffelsee in Seehausen statt. Erstmalig Ende des 19. Jahrhundert anlässlich einer Hochzeit durchgeführt, wurde es 1985 wiederbelebt und erfreut sich großer Beliebtheit in Oberbayern.  24 Burschen ausschließlich aus den verschiedenen Ortsteilen von Seehausen dürfen bei dem Fischerstechen teilnehmen. Auf zwei mit Holzbrettern verlängerten Ruderbooten stehend und mit einer Lanze „bewaffnet“, gilt es jeweils den Kontrahenten ins Wasser zu befördern. K.O. ist in jedem Fall der Bursche, der ins Wasser fällt. Im großen Finale wird der Fischerkönig „ausgestochen“. Ein Jahr lang darf er sich „Fischerkönig“ nennen. Gefeiert wird anschließend beim Seefest direkt am Staffelsee.

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