Schwache Konjunktur und hohe Energiekosten belasten die Stahlindustrie: Brückenstrompreis dringend gebraucht!
Die Rohstahlproduktion sank von Januar bis Juni um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Juni lag der Rückgang bei 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auf die inländische Stahlnachfrage drückt vor allem die aktuell schwierige Situation in der Bauwirtschaft. Darüber hinaus belasten weiterhin insbesondere hohe Produktionskosten die Unternehmen. Vor allem die Strompreise sind gegenwärtig noch rund dreimal so hoch wie vor Beginn der Energiekrise. Beide Faktoren wirken sich bei der heute schon relativ emissionsarmen, aber stromintensiven Elektrostahlherstellung besonders stark aus: Hier gab die Produktion in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent nach.
Die insgesamt schwierige Lage der energieintensiven Industrien macht auch ein aktueller Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) deutlich. Demnach gehen fast zwei Drittel des kräftigen Nettorückgangs der Stromnachfrage in der EU im Jahr 2022 auf energieintensive Industrien zurück, die von erhöhten Energiepreisen betroffen sind.
Dazu Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die deutlich zurückgehende inländische Produktion zeigt unmissverständlich: Die Stahlindustrie in Deutschland steht unter Druck! Und das hauptsächlich bedingt durch die nach wie vor zu hohen Stromkosten in Deutschland. Dringend gebraucht wird jetzt beherztes politisches Handeln, das den Unternehmen in ihrer vulnerablen Transformationsphase hilft, im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.”
Nur eine leistungsfähige Stahlindustrie könne den großen Beitrag zu einer klimaneutralen Wirtschaft leisten, wie ihn die Unternehmen der Branche jetzt angehen und umsetzen wollen, so Rippel. „Ein zeitlich befristeter, konditionierter und intelligent gemachter Brückenstrompreis ist das, was jetzt dringend gebraucht wird!”
Am Ende profitiere davon der gesamte Wirtschaftsstandort Deutschland. Denn grüner Stahl wirke als Treiber und Verstärker beim Umbau zur klimaneutralen Wirtschaft, weil er seine CO2-mindernde Kraft über alle stahlintensiven Branchen wie etwa Bau, Automobil und Maschinenbau entfalte: „Jede Tonne grüner Stahl wirkt sich direkt auf die CO2-Bilanz der Abnehmerbranchen aus”, erklärt die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Das zum Brückenstrompreis vom wissenschaftlichen Beirat des Finanzministeriums erstellte Gutachten aus der letzten Woche lasse all dies völlig außer Acht und ignoriere zudem einen ganz wesentlichen Punkt: „Intakte Wertschöpfungsketten mit starken Grundstoffindustrien sind einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für den Industriestandort Deutschland. Und damit das so bleibt, müssen jetzt zielgerichtete und konkrete politische Maßnahmen ergriffen werden!”, fordert Rippel.
In die völlig falsche Richtung führe die im Haushaltsentwurf der Bundesregierung vorgesehene ersatzlose Streichung des Spitzenausgleichs. „In Zeiten schwacher Konjunktur und hoher Strompreise ist das für Industrieunternehmen, die sich nach wie vor zum Standort Deutschland bekennen, ein fatales Signal.“
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist die Stimme der stahlproduzierenden Unternehmen in Deutschland, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren Stahl bis 2045 CO2-neutral zu erzeugen – und damit ein Drittel der gesamten industriellen Treibhausgasemissionen einzusparen. Der Verband mit Hauptsitz in Berlin macht sich für einen politischen Rahmen stark, der einen klimaneutralen und auch in Zukunft starken Stahlstandort möglich macht. Mit rund 40 Mio. Tonnen pro Jahr weist Deutschland die größte Stahlproduktion Europas auf.
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