Gesundheit & Medizin

Schwere COVID-19-Verläufe: Störungen des autonomen Nervensystems nachgewiesen

Störungen des autonomen Nervensystems treten häufig bei schweren Krankheitsverläufen von COVID-19 auf – dies haben Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) festgestellt. Im Fokus ihrer Untersuchungen stand der Vagusnerv. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche Komponente des autonomen Nervensystems, die wichtige Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Verdauung und Atemfrequenz reguliert. Die Wissenschafter:innen untersuchten 323 Patient:innen mit unterschiedlichen Verläufen von COVID-19 sowie 33 mit SARS-CoV-2-infizierte Verstorbene. Sie konnten bei allen verstorbenen COVID-19-Patient:innen, bei denen die Untersuchung durchgeführt werden konnte, den SARS-CoV-2-Erreger im Nerv nachweisen. Dabei bestand ein Zusammenhang zwischen den Virusmengen und dem Ausmaß der krankhaften Veränderungen sowie der Entzündungsreaktion im Nerv. Weiterhin wurden auffällige Veränderungen in den Kerngebieten des Vagusnervs im Hirnstamm von COVID-19-Patient:innen entdeckt. Der festgestellten Beeinträchtigung des Nervs entsprechend, zeigte sich bei der klinischen Patient:innen-Kohorte eine verminderte Atemfrequenz bei schweren Krankheitsverläufen. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler:innen im Fachjournal Acta Neuropathologica veröffentlicht.

„Bemerkenswert war, dass das Coronavirus im Nerv zu einem starken Anstieg des Botenstoffs Interferon führte, der vermutlich zur Schädigung des autonomen Nervensystems wesentlich beiträgt“, sagt Erstautor Dr. Marcel S. Woo vom Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose des UKE. Eine Störung des autonomen Nervensystems wurde bei akuten Verläufen von COVID-19, aber auch bei Long-COVID und anderen neurologischen Erkrankungen auf der Grundlage von klinischen Beobachtungen angenommen, jedoch bisher neuropathologisch nicht sicher nachgewiesen. „Unsere Daten legen nahe, dass SARS-CoV-2, zumindest bei schweren Verläufen der Erkrankung, die Funktion des Vagusnervs einschränkt und damit zum kritischen Verlauf beitragen kann", sagt Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des UKE.

Literatur: Woo et al. Vagus nerve inflammation contributes to dysautonomia in COVID-19. Acta Neuropathologica. 2023. DOI: 10.1007/s00401-023-02612-x

Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Markus Glatzel, Institut für Neuropathologie; Prof. Dr. Manuel A. Friese, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose

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Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 14.900 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 543.000 Patient:innen versorgt, 89.000 davon stationär und 454.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner:innen, Zahnmediziner:innen und Hebammen aus.

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