Virtuelle Welten real gestalten – Michael Bonfert in der Alumni-Sommerserie der Klaus Tschira Stiftung
Heute: Michael Bonfert, Interaktionsdesigner
Michael Bonfert ist Doktorand im Digital Media Lab an der Universität Bremen. Nach einem sozialwissenschaftlichen Studium der Medien und Kommunikation an der Universität Augsburg erlangte er 2018 in Bremen einen Masterabschluss im Fach Digitale Medien. Von der Klaus Tschira Stiftung (KTS) erhielt er anschließend bis 2022 ein Promotionsstipendium. Neben seiner Doktorandentätigkeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Großprojekt hyBit, das die grüne Wasserstofftransformation der Bremer Industrie vorantreibt.
Michael Bonfert erforscht Interaktionen mit Virtual-Reality-Systemen. Sein Fokus liegt auf dem Umgang mit Objekten, sozialen Interaktionen und dem eigenen Körper in der virtuellen Realität (VR). Sein wichtigster Beitrag für die Forschung ist ein theoretisches Modell, das den Realismus in VR-Anwendungen analysiert. Außerdem forscht er zu sozialen Faktoren im Umgang mit Sprachassistenten wie Höflichkeit oder proaktivem Verhalten.
Michael Bonfert ist ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit der MinD-Stiftung tätig und organisiert dort Freizeiten für hochbegabte Teenager. Dort leitete er über fünf Jahre das Ressort Kids & Juniors Camps. Zudem spielt und lehrt er Improvisationstheater am Alsomirschmeckts!-Theater Bremen.
Wie würdest Du einem Kind Deine Arbeit erklären?
Stell Dir vor, Du könntest in eine Fantasie-Welt eintauchen, in der Du alles machen kannst. Mit Computern, die man sich wie eine Brille auf den Kopf setzt, ist das möglich. Man nennt das eine virtuelle Realität. Das ist wie ein Traum, der sich ganz echt anfühlt, obwohl nichts davon wirklich passiert. Du erlebst diese Welt also wie ein Computerspiel oder einen Film, nur dass Du selbst mittendrin steckst.
Ich überlege mir in meinem Beruf, wie man sich in diesen virtuellen Welten am besten zurechtfindet. Wie kannst Du dort Bauklötze anfassen und stapeln, als wären sie echt? Wie kannst Du deine Freunde in so einer Fantasie-Welt treffen und mit ihnen Fußball spielen? Um das herauszufinden, probieren Menschen so eine Computer-Welt aus und sagen mir, was sie gut oder schlecht fanden. Gemeinsam erforschen wir, wie virtuelle Welten noch spannender und realistischer sein können.
Was hat die Förderung der Klaus Tschira Stiftung für Dich bewirkt?
Durch mein Stipendium war ich thematisch unabhängig in meiner Forschung. Deshalb konnte ich beispielsweise zum Beginn der Pandemie spontan eine praxisnahe Studie starten, in der wir die Meetings unserer Arbeitsgruppe in der virtuellen Realität abhielten und mit Videokonferenzen verglichen: Was ist einem persönlichen Meeting ähnlicher? Ist die Technologie so ausgereift, dass sie im Arbeitsalltag eine Alternative zu gewöhnlichen Videokonferenzen darstellt? Für eine Drittmittelfinanzierung hätten wir wohl bis nach dem Ende der Pandemie warten müssen.
Bei der KTS geht es aber weit über die reine Finanzierung hinaus: Durch meine Teilnahme am Heidelberg Laureate Forum, Stipendiatentreffen, Vorträge und das Alumni-Netzwerk habe ich einige spannende Bekanntschaften gemacht und fachlichen Input bekommen.
Was trägt Dich durch schwierige Phasen?
Der Topfpflanze neben mir mache ich keinen Vorwurf, dass sie etwas welke Blätter hat. Ich wünsche ihr, dass es ihr gut geht und bemühe mich, gut für sie zu sorgen.
Genauso bedingungslos versuche ich zu mir selbst großzügig, liebevoll und fürsorglich zu sein. Und wenn ich es selbst mal nicht schaffe, habe ich wundervolle Menschen um mich, die mich begleiten und unterstützen.
Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich vor Beginn Deiner Berufslaufbahn geben?
Du weißt noch nicht genau, wo die Reise hingehen soll? Keine Sorge, das kannst Du auch gar nicht. Das, womit Du Dich mal beruflich auseinandersetzen wirst, existiert noch gar nicht. Du findest deinen Weg schon – unterwegs eben!
Was erfüllt Dein Herz jenseits der Arbeit?
Ich finde Ausgleich am Klavier, bin mit Herzblut in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert und begeistere mich für Improvisationstheater, Yoga und Bouldern. Besonders schön ist das alles für mich in Gesellschaft von inspirierenden und wertschätzenden Menschen.
Was braucht die Wissenschaftslandschaft in Deutschland derzeit am nötigsten?
Aus meiner Perspektive muss für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Zuversicht bei der Weiterbeschäftigung an Universitäten geschaffen werden: Mehr planbare Sicherheit statt des aktuellen Bangens, ob man in drei Monaten noch ein Einkommen hat. Auch benötigt es Alternativen zu den stark umkämpften Professuren, um den Forschenden eine nachhaltige Perspektive ohne Selbstausbeutung zu gewährleisten.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de.
Klaus Tschira Stiftung gGmbH
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E-Mail: bonfert@uni-bremen.de
Volontär Kommunikation
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E-Mail: kevin.hoffmann@klaus-tschira-stiftung.de