Finanzen / Bilanzen

Saarkonjunktur weiter ohne Schwung

Der Saarwirtschaft fehlt es auch zum Herbstanfang an konjunkturellem Rückenwind. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden Monate. Zwar verbesserte sich der IHK-Lageindikator angesichts etwas positiverer Lageeinschätzungen in der IT-Branche und in der Logistik nach vier Rücksetzern in Folge nun erstmals wieder leicht gegenüber dem Vormonat. Das magere Plus von 0,5 Punkten ist aber bei weitem zu gering, um von einer echten Trendwende sprechen zu können. Auch liegt der Lageindikator mit 21,2 Zählern im Ergebnis noch um rund zehn Prozentpunkte unter seinem langjährigen Durchschnitt. Weit im roten Bereich verharrt der IHK-Erwartungsindikator, der im September 0,2 Punkte einbüßte.

„Wegen des nach wie vor schwachen Konsums und der geringen privaten wie öffentlichen Investitionstätigkeit findet die Saarkonjunktur nicht aus ihrer Flaute heraus. Daran ändern auch die zaghaften Impulse nichts, die derzeit vom Außenhandel kommen. Um wieder mehr Dynamik zu entfachen, muss die Wirtschaftspolitik vor allem verlorenes Vertrauen der Unternehmen sowie der Bürgerinnen und Bürger zurückgewinnen. Dies gelingt am besten mit einer angebotsorientierten Politik, die die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte stärkt. Die Kabinettsklausur von Meseberg hat hierfür zwar erste wichtige Beschlüsse gefasst. Diese reichen aber angesichts der zahlreichen strukturellen Herausforderungen und der multiplen Krisen bei weitem nicht aus, um die Wachstumsschwäche zu überwinden und den Wirtschaftsstandort Deutschland fit für das nächste Jahrzehnt zu machen. Mehr Mut, mehr Umsetzungsstärke und mehr Vertrauen in die Kraft des Unternehmertums sind daher das Gebot der Stunde.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der September-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten 35 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 51 Prozent mit befriedigend und 14 Prozent mit schlecht. Gut bis sehr gut laufen die Geschäfte in der Elektroindustrie, in Teilen der Stahlindustrie sowie in einzelnen Segmenten des Fahrzeug- und Maschinenbaus. Überwiegend befriedigend ist die Lage dagegen im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, im Stahlbau, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen, in der Medizintechnik sowie bei den Gießereien. Die Bauwirtschaft hingegen meldet angesichts der Schockstarre beim Wohnungsbau schwache Geschäfte.

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 91 Prozent der befragten Unternehmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Weiterhin gut laufen die Geschäfte in der IT-Branche. Bei den Banken und Versicherungen ist die Lage ebenso überwiegend befriedigend wie im Verkehrsgewerbe. Uneinheitlich ist das Stimmungsbild bei den unternehmensnahen Dienstleistern. Die Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes verzeichnen dagegen erstmals seit Längerem wieder mehrheitlich eine gute Geschäftslage. Ursächlich hierfür sind saarlandweit deutlich steigende Übernachtungszahlen in den Segmenten Urlaubsreisende und Geschäftsreisende.

Wachstumsschwäche überwinden

Für die kommenden sechs Monate bleiben die Aussichten der Saarwirtschaft weiterhin nur verhalten. Lediglich drei Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 16 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Die verbleibenden 81 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. „Angesichts der immer deutlicher zu Tage tretenden Wachstumsschwäche Deutschlands muss die Bundesregierung weit über die Maßnahmen hinausgehen, die sie im Wachstumschancengesetz vorgesehen hat. Es ist deshalb höchste Zeit, mit guten wirtschafts- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen den Standort wieder leistungs- und wettbewerbsfähig zu machen. Dazu braucht es dringend signifikante Fortschritte bei der Reduzierung der hohen Standortkosten, eine Investitionsoffensive für den Erhalt und den Ausbau unserer Infrastruktur sowie eine forcierte Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung bei gleichzeitigem Abbau der lähmenden Bürokratie. Denn neues Wachstum und mehr Wohlstand gibt es nur dann, wenn die Unternehmen endlich wieder in die Lage versetzt werden, ihre innovative Kraft entfalten zu können“, sagt Thomé.

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