Energie- / Umwelttechnik

Statt Beton mehr Wasser und Grün

Hitzewellen, Dürren und Starkregen – die Folgen des menschengemachten Klimawandels fordern Städte und Gemeinden in höchstem Maße heraus. Wie sie klimafest werden, darum geht es am Donnerstag (28.9.) und Freitag (29.9.) bei einer Tagung in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Die Allianz „Gemeinsam für eine wasserbewusste Stadtentwicklung“ will unter Federführung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Praxis zukunftsfähige Perspektiven für Planung und Umsetzung entwickeln.

In Städten werden steigende Temperaturen zur Gesundheitsgefahr

Hitzewellen werden zu einem zunehmenden Wetterphänomen. In Südeuropa kann durch die menschengemachte Erderwärmung alle zehn Jahre mit Hitzeperioden wie im vergangenen Sommer gerechnet werden – wenn der Planet sich nicht weiter aufheizt als die bisherigen 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Das hat ein Forscherteam der WorldWeather Attribution-Initiative um Prof. Dr. Friederike Otto herausgefunden, die Ende Oktober von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wird. Gerade in Städten und urbanen Gebieten mit viel Beton und Asphalt werden die steigenden Temperaturen spürbar und eine echte Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung. Mehr als 60.000 hitzebezogene Todesfälle wurden im Sommer 2022 in Europa verzeichnet, so Forschende des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal). Deutschland hatte nach Italien und Spanien mit mehr als 8.000 Toten die drittmeisten Hitzeopfer zu beklagen. „Für eine lebenswerte Zukunft in Städten brauchen wir widerstandsfähige, klimaresiliente Orte mit mehr Wasser und viel Grün“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. In sogenannten Schwammstädten mit ausreichend Wasserreservoirs wirken Parks, Grünflächen und Stadtbäume nach seinen Worten wie natürliche Klimaanlagen. Bonde: „Gesundheitsschutz und Ökosysteme profitieren, das Risiko für Überflutungen sinkt.“

Allianz wasserbewusste Stadtentwicklung

Neben Hitze kann die Klimakrise zudem Starkregen mit anschließendem Hochwasser vor allem wegen vielfach verbauter und versiegelter Stadtquartiere verursachen – mit bisweilen katastrophalen Verlusten und Schäden vor Ort. Um sowohl zu viel als auch zu wenig Wasser standzuhalten, hat sich die Allianz „Gemeinsam für eine wasserbewusste Stadtentwicklung“ unter Federführung der DWA zusammengeschlossen, der sich auch die DBU angeschlossen hat. „Wasser ist der Schlüssel der Klimaanpassung“, sagt DWA-Präsident Prof. Dr. Uli Paetzel. „Durch Verdunstung kühlt es die Luft. Wenn es aufgefangen und gespeichert wird, verringert Wasser sowohl Dürre- als auch Hitzestress.“ Die Wasserwirtschaft steht nach seinen Worten mit ihrem Know-how für notwendige Maßnahmen bereit. Paetzel: „Nur mit der Schwammstadt erhalten wir die Lebensqualität in unseren Quartieren.“

Schwammstadt-Konzept zentrale Schlüsselrolle

Bei der zweitägigen Tagung in der DBU spielt das Konzept einer Schwammstadt eine zentrale Schlüsselrolle. Dabei geht es um die Fähigkeit einer Stadt, „wie ein Schwamm“ zum Beispiel über Grünanlagen, Mulden, Rigolen oder multifunktionale Flächen überschüssiges Wasser aufzunehmen und zu speichern und es dann etwa durch ⁠gezieltes Bewässern von Grünflächen und Stadtbäumen wieder abzugeben. Die positiven Effekte sind enorm. Ein Beispiel: Schon wenn 30 Prozent einer städtischen Fläche mit Bäumen bedeckt wäre, könnte einer ISGlobal-Studie zufolge ein Drittel der durch Hitzeinseln verursachten Todesfälle vermieden werden.

Perspektiven für wasserbewusste Zukunftsstadt entwickeln

Ziel der Tagung ist es, politische Akteurinnen und Akteure mit Fachleuten aus Verbänden, Wissenschaft und Praxis an einen Tisch zu bringen und gemeinsam Perspektiven für eine gelingende Planung und Umsetzung der wasserbewussten Zukunftsstadt zu entwickeln. Blickwinkel von Stadt- und Raumplanung, Wasserwirtschaft, Verkehrsplanung, Landschaftsarchitektur und Investierenden stehen dabei gleichermaßen im Fokus.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen.

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