Finanzen / Bilanzen

Batteriedaten sind der neue Kilometerstand

Die Allianz fordert auf dem 11. Allianz Autotag:

– ein Zertifikat über den Batteriezustand zur Ermittlung des Werts von Elektrofahrzeugen
– ein Frühwarnsystem zur Brandvermeidung
– geeignete Diagnose- und Reparaturlösungen für Hochvoltbatterien, um Schadenkosten zu senken und Recycling zu erleichtern
– einen einfacheren Zugriff auf die Batteriedaten

Am 11. Allianz Autotag diskutierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning, welche Chancen das neue EU-Gesetz für Autobesitzerinnen und -besitzer, innovativen digitalen Unternehmen und der Verkehrssicherheit eröffnet. Das neue EU-Gesetz soll Daten aus vernetzten Fahrzeugen nutzbar machen – zum Wohl der Fahrzeughalterinnen und -halter, zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und um nachhaltige digitale Innovationen zu ermöglichen. Die Diskussionen auf der von der Allianz ausgerichteten internationalen Veranstaltung konzentrierten sich auch auf die Frage, wie Dritte in der Praxis an die Daten im Auto herankommen.

Die E-Auto-Batterie bestimmt künftig den Wert eines Fahrzeugs wie früher die Kilometerlaufleistung – gesicherte Aussagen über den Zustand des Akkus können Autofahrerinnen und Autofahrer aber derzeit kaum treffen, da die Daten nicht auf dem Display angezeigt werden.

Durch den neuen EU Data Act sollen diese und viele weitere Fahrzeugdaten auf Wunsch der Halterinnen und Halter bald schnell und einfach zur Verfügung stehen. Die Bewertung der Allianz fiel dabei eindeutig aus: "Das neue Gesetz steht für Innovation und Wettbewerb – es ist eine europäische Initiative zur Stärkung der europäischen Digitalwirtschaft. Die neue EU-Regulierung folgt einem überzeugenden Grundsatz: ‚Mein Gerät, meine Daten‘ – wir unterstützen diese Idee", sagte Klaus-Peter Röhler, Mitglied des Vorstands der Allianz SE.

Je stärker der Akku, desto höher der Fahrzeugwert

Der Ersatz einer Batterie eines Elektrofahrzeugs ist die teuerste Komponente des elektrischen Antriebs. Ihr Zustand bestimmt über die Alltagstauglichkeit und den Wert eines Fahrzeugs. "Bei Elektrofahrzeugen sind die Batteriedaten der neue Kilometerstand.

Negative Einflüsse auf den Akku können schnell zu einem gesteigerten Kapazitätsverlust von bis zu 20 Prozent führen", sagte Hanno Wienhausen, Leiter der Schaden- und Unfallversicherung und Mitglied der Geschäftsleitung der Allianz Suisse. "Langfristig führt dies zu einem deutlich erhöhten Wertverlust des Fahrzeugs. Dieser kann je nach Hersteller und Modell bis zu 25 Prozent betragen, in Einzelfällen auch darüber." Ungünstig wirken sich beispielsweise zu häufiges Schnellladen, lange Standzeiten, hohe Umgebungstemperaturen, ein zu niedriger Ladezustand sowie das Nichteinhalten der Ladeempfehlung zwischen 10 und 80 Prozent aus. Wird ein Fahrzeug zudem in das Stromnetz integriert (Car2Grid) und erfährt damit zusätzliche Lade- und Entladezyklen, hat das ebenfalls Einfluss auf die Lebensdauer, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird.

Unsicherheit über Batteriezustand hemmt den Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos

Beim Fahrzeugverkauf kann die Unsicherheit über den Zustand der Batterie ein erhebliches Hindernis für einen werthaltigen Verkauf darstellen. "Auch weil die so wichtigen Batteriedaten häufig fehlen, kommt der Gebrauchtmarkt für E-Fahrzeuge nicht in Schwung", sagte Wienhausen. "Den genauen Zustand und damit auch den Wert der Batterie zu kennen ist wichtig für alle, die ein Elektrofahrzeug kaufen oder verkaufen möchten. Wir fordern deshalb beim Verkauf oder Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs die Bereitstellung geeigneter Batteriedaten zur Vorlage eines unabhängigen Zertifikats über den Zustand der Batterie. Nur damit lässt sich sicherstellen, dass in Zukunft der Gebrauchtwagenhandel datenbasiert und korrekt abgewickelt werden kann", sagte Wienhausen.

Das Gleiche gilt für die Abwicklung von Unfallschäden. Nur ein kontinuierliches Monitoring kann den Nutzerinnen und Nutzern laufend Transparenz zum Zustand der Batterie ermöglichen. Sollte die Batterie bei einem Unfall schwer beschädigt worden sein, kann eine Zustandsermittlung und damit der Nachweis über den korrekten Zeitwert geführt werden. Dies gilt insbesondere, wenn aufgrund der Beschädigung eine Diagnose des Batteriezustands nicht mehr durchführbar ist. Sollen im Sinne der Nachhaltigkeit zum Beispiel einzelne Batteriemodule noch weiter verwendbar bleiben, müssen deren Lebensdauerverbrauch und deren chemische Zusammensetzung bekannt sein.

Allianz fordert einfachen Zugriff auf die Batteriedaten

Die künftigen Regularien des EU Data Acts ermöglichen es, dass Kundinnen und Kunden auf die von ihnen erzeugten Daten einfach zugreifen können. Dies wird künftig die Schadenbeurteilung, insbesondere die Schadenanalyse bei Akkus, deutlich verbessern. Ein idealer Prozess zur Schadenbewertung ist die Kombination von mechanischer Analyse des Batteriegehäuses und elektronischer Diagnose des Batteriezustands. Durch die Diagnose und damit verbundene Reparaturoption bei Batterien entstehen wesentliche Vorteile für die Kundinnen und Kunden – sowohl im Sinne der Reparaturkostenreduktion und verbesserter Typklassen als auch der Nachhaltigkeit der Produkte über den Lebenszyklus des Fahrzeugs hinweg. Die Allianz fordert daher, dass die wesentlichen Fahrzeugdaten für die Batteriediagnose, Zeitwertbestimmung und Batterieprognosemodelle durch die Fahrzeughersteller kontinuierlich bereitgestellt werden.

Frühwarnsystem bei Brandrisiken

Durch geeignete Sensoren, die beispielsweise CO2 und Wasserstoff erkennen, sowie eine geeignete Datenanalyse könnte künftig im bordeigenen System der Batteriezustand laufend überwacht werden. Dies ermöglicht Elektrofahrzeugen – analog zum eCall -, frühzeitig vor potenziellen Brandrisiken zu warnen. "Ein automatisches Frühwarnsystem bei Elektrofahrzeugen zur Branderkennung wäre insbesondere für die Schadenprävention ein grosser Vorteil, da potenziell schadhafte Zellen frühzeitig erkannt werden können. Aber auch nach einem Verkehrsunfall führt eine solche Überwachung zu Verbesserungen, zum Beispiel beim Einsatz der Feuerwehr oder Rettungsdienste, beim Abschleppen, Abstellen oder in der Obhut der Werkstätten", sagte Wienhausen. "Als Grundvoraussetzung für solche Warnsysteme sind künftig internationale, einheitliche Standards für die bereitgestellte Information, Datenübertragung und geeignete Reaktionen sowie Regularien für die Verantwortung der Datenübertragung zu schaffen."

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