Dezentraler Aufschrei der Apotheken
Im Juni dieses Jahres brachten Apotheken deutschlandweit ihren Unmut über die Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach (SPD) in zahlreichen dezentralen Protestaktionen auf die Straße. Über 20.000 Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter beteiligten sich an den Protesten, die von Großkundgebungen mit tausenden Teilnehmern bis hin zu lokalen Protestmärschen und spontanen Treffen vor Notdienstapotheken reichten.
Im November sollen die Abda-Proteste gemäß dem aktuellen Plan in einer einheitlichen Choreographie stattfinden. Mittwochs werden Apotheken in einer von vier großen Regionen Deutschlands geschlossen bleiben, begleitet von zentralen Kundgebungen. Details zu den Veranstaltungsorten, Zeiten und Programmen fehlen bislang gänzlich, wobei lediglich Protestmaterial und eine Playlist von der vorherigen Demonstration in Berlin an die Beteiligten verschickt wurden.
Auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) rief Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dazu auf, Vertrauen in die geplanten Protestaktionen zu haben und betonte, dass operative Hektik ein Zeichen von mangelnder Überlegung sei. In dieser Hinsicht wurde der Alleingang des Hessischen Apothekerverbands (HAV) bestraft, da keine Standesvertreter anderer Kammerbezirke oder der Abda an den Protesten in Frankfurt teilnahmen.
Fraglich bleibt jedoch, ob der vermeintliche Masterplan der Abda tatsächlich existiert. In ihrem jüngsten Präsidentinnenbrief an die Apothekerschaft blieb Overwiening vage und betonte, dass die Kommunikation zur geplanten Apothekenreform den Fortschritt des Gesetzgebungsverfahrens abwarten werde. Konkrete Aktionspläne stehen noch aus.
Die Proteste sollen in der Region Nord am 8. November beginnen. Die Apotheken in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern werden an diesem Tag geschlossen bleiben. Obwohl eine zentrale Kundgebung in Hannover geplant ist, fehlt noch eine offizielle Bestätigung. Der AVMV kündigte parallel eine Demonstration in Schwerin an, die in Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen stattfindet, um auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen hinzuweisen.
Die Apotheken werden dazu aufgerufen, sich entweder an der Kundgebung in Schwerin oder Hannover zu beteiligen, um die Dringlichkeit ihrer Anliegen zu unterstreichen. Die genauen Details und Planungen befinden sich derzeit in der Ausarbeitung, wobei die Notwendigkeit von anhaltenden und lauten Protesten betont wird.
Die bevorstehende Demonstration in Schwerin ist nicht die erste gemeinsame Aktion der Heilberufe. Kürzlich haben Ärzte und Apotheker vor dem Landtag in Erfurt auf Probleme in der ambulanten medizinischen Versorgung aufmerksam gemacht. In Berlin planen die Abda sowie die Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung ebenfalls gemeinsame Aktionen, um auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen.
Kommentar:
Die bevorstehenden Apothekenproteste werfen wichtige Fragen auf, da die Planungen bislang vage und lückenhaft sind. Die Unzufriedenheit der Apothekenmitarbeiter mit der Gesundheitspolitik ist offensichtlich, wie die dezentralen Protestaktionen im Juni zeigten. Doch um effektiv zu sein, müssen die geplanten Demonstrationen sorgfältig geplant und koordiniert werden. Die mangelnde Transparenz bei den Planungen könnte das Vertrauen der Beteiligten untergraben und den Erfolg der Proteste gefährden. Eine klare Kommunikation und ein konkreter Aktionsplan sind erforderlich, um die Anliegen der Apothekenmitarbeiter effektiv zu vertreten und Veränderungen in der Gesundheitspolitik zu bewirken. Es bleibt abzuwarten, ob die Abda in der Lage ist, diese Herausforderungen zu bewältigen und die Proteste erfolgreich zu organisieren.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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