Beruflicher Quereinstieg in die Zukunft
Die Pilotmaßnahme lief von März bis August 2023 und wurde über den Bildungsgutschein finanziert. Zu den Berliner Betrieben, die sich beteiligten, gehörten AEMtec, EPIGAP OSA, TDK und First Sensor/TE. Sie sind im Verein proANH e. V. organisiert und im Bereich Mikro- und Nanotechnologien tätig. Die Arbeit findet, mit Ausnahme bei EPIGAP OSA, vor allem im Reinraum statt, in dem mikroelektronische und mikrooptische Baugruppen gefertigt werden.
Uta Voigt, ANH Berlin: “In dieser Qualifizierung haben sich Firmen zusammengetan, die zum Teil nicht nur auf dem Markt, sondern auch in Bezug auf Arbeitskräfte in Konkurrenz zueinanderstehen. Trotzdem sind sie sich einig, dass der Nutzen des gemeinsamen Netzwerkes ANH allemal größer ist als die Gefahr, sich gegenseitig Mitarbeiter wegzunehmen.“
Die Agentur für Arbeit Berlin Süd hat über 3.000 Arbeitssuchende über diese Maßnahme informiert und ca. 400 zu Infoveranstaltungen eingeladen, von denen sich mehr als 150 für die Vorkurse angemeldet haben. Voraussetzung für die Teilnahme an der Qualifizierung sind Erfahrungen oder Interesse an technischen Tätigkeiten, eine ruhige Hand, eine ausgeprägte Feinmotorik sowie eine sorgfältige Arbeitsweise.
In vier Monaten Theorie wurden die Teilnehmer*innen durch Dozent*innen des bbw u. a. in Elektrotechnik, Grundlagen der Chemie, Halbleiter-, Mikrosystem- und Gerätetechnik fit gemacht. Hinzu kamen Kurse in Kommunikation, Arbeitsrecht, Englisch, Arbeitssicherheit, EDV, Qualitätsmanagement und Projektarbeit.
In einem Praktikum konnten die Teilnehmer*innen vier Wochen lang die gelernte Theorie anwenden. Viele von ihnen arbeiteten unter Reinraumbedingungen. Das hieß, mit Schutzanzug von Kopf bis Fuß, Mundschutz und Handschuhen kleine Baugruppen zu fertigen und zu prüfen, die dafür notwendigen Arbeitsmittel, Werkzeuge und Maschinen zu bedienen und die Arbeitsschritte und Prüfergebnisse zu dokumentieren.
Die Teilnehmenden hatten einige Herausforderungen zu bewältigen und die Unternehmen gingen in Vorleistung, indem sie Zeit und Personal zur Verfügung stellten. Aber es hat sich für alle Beteiligten gelohnt: Von 24 Teilnehmern und Teilnehmerinnen haben 17 einen festen Vertrag zum 1. September erhalten und sind sehr stolz darauf. Die Unternehmen sind glücklich über die neuen, dringend benötigten Arbeitskräfte. Und die Initiatoren der Qualifizierung – das Aus- und Weiterbildungsnetzwerk Hochtechnologie (ANH Berlin), die Agentur für Arbeit Berlin Süd und das bbw Bildungswerk der Wirtschaft – freuen sich über den Erfolg der Maßnahme. Es ist angedacht, das Modell auf andere Regionen Deutschlands zu übertragen.
„Natürlich erfordert ein derartiges Qualifizierungsprogramm nicht unwesentliche Anstrengungen von allen Beteiligten. Doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels freuen wir uns über die Möglichkeit dieser Herausforderung gemeinsam entgegenwirken zu können. Die Erfolge der ersten Runde und die überaus positive Resonanz der Teilnehmer unterstreichen dies eindrucksvoll.“ Mathias Reich, Head of Production bei der AEMtec GmbH.
Die zweite Runde der Qualifizierung „Fachkraft Elektronikfertigung“ läuft bereits. Eine dritte Qualifizierung ist für 2024 schon in Vorbereitung. Am 7./8. und 14./15. November finden die Informationsveranstaltungen für die neue Qualifizierung statt – Informationen gibt es bei bbw:
https://www.bbw-gruppe.de/ueber-uns/projekte/fachkraft-elektronikfertigung.html
Das Aus- und Weiterbildungsnetzwerk Hochtechnologie (ANH Berlin) – ist ein Netzwerk aus mehr als 20 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Hightech-Bereich in Berlin und Brandenburg. Es vernetzt ausbildende Betriebe und unterstützt sie bei ihren Aus- und Weiterbildungsaktivitäten. Ebenso informiert ANH Jugendliche über die Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Sektor und hilft, den passenden Ausbildungsplatz zu finden. Für das Cluster Optik und Photonik in Berlin-Brandenburg, zu dem mehr als 400 Unternehmen und Institute gehören, ist das Netzwerk die erste Ansprechadresse in Sachen Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung. ANH arbeitet dabei in enger Kooperation mit dem Clustermanagement. Vier Mitarbeiterinnen des Ferdinand-Braun-Instituts koordinieren das Netzwerk.
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