Viel Pathos im Konzertsaal
WAS
3.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Pathos“
WANN
Montag, 6. November 2023, 19:30 Uhr
Dienstag, 7. November 2023, 19:30 Uhr
WO
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen
Viel Pathos im Konzertsaal
Vorsicht! Beim dritten Philharmonischen Konzert der Bremer Philharmoniker herrscht akute Ohrwurmgefahr! Tschaikowskys Serenade und Faurés Pénélope-Ouvertüre sind wahre Klassikhits und die Orgelsymphonie von Camille Saint-Saëns ein regelrechter Publikumsliebling. Die junge Dirigentin Anna Rakitina und der Weltklasse-Organist Christian Schmitt entfalten mit dem Orchester am 6. und 7. November in der Bremer Glocke ein mitreißendes Kaleidoskop überbordender und majestätischer Klangfarben – Pathos pur!
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky gelang 1882 mit seiner Streicherserenade ein echter Coup. Bereits bei der Uraufführung forderte das begeisterte Publikum zahlreiche Zugaben ein. Seitdem hat sich die Serenade zu einem Repertoireschlager entwickelt und wurde unzählige Male für alle möglichen Besetzungen bearbeitet, und dabei entstand die Serenade nach Tschaikowskys Worten wohl eher zufällig. So schrieb er kurz nach Fertigstellung in einem Brief: „Zu meiner Überraschung habe ich eine Serenade für Streichorchester komponiert, in vier Sätzen. Ob es nun daran liegt, dass es mein neuestes Werk ist, oder weil sie gar nicht so schlecht ist, bin ich dieser Serenade sehr zugetan."
Auch die Symphonie Nr. 3 von Camille Saint-Saëns hat ihren festen Platz unter den populärsten Werken des klassischen Repertoires – und das, obwohl kein geringerer als Hector Berlioz vehement die Meinung vertrat, dass Orgel und groß besetzte symphonische Orchester generell nicht zusammenpassen. Saint-Saëns war das zum Glück herzlich egal. Er war selbst Organist und setzte sein Instrument hier meisterhaft in Szene. Kein Wunder, dass sogar die Filmindustrie auf das Werk aufmerksam wurde und das Finale der „Orgelsymphonie“ als Filmmusik in dem Familienklassiker „Ein Schweinchen namens Babe“ verwendete. Saint-Saëns widmete die Symphonie Franz Liszt, der ein langjähriger Fürsprecher seiner Musik gewesen war. Ihm hatte er auch während der Arbeit an seiner Symphonie einige Themen vorgespielt und wertvolle Anregungen erhalten. „Hier habe ich alles gegeben, was ich geben konnte… so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben“, so Camille Saint-Saëns.
Eröffnet wird das Konzert mit der Pénélope-Ouvertüre von Gabriel Fauré. Fünf Jahre arbeitete er an dieser Oper. „Was mich an dem Gedanken Pénélope fertig zu schreiben am meisten reizt, ist, mich nie wieder auf ein derartiges Abenteuer einzulassen“, schrieb Fauré in einem Brief an seine Frau. Die Mühe hat sich gelohnt: Die Uraufführung war ein voller Erfolg.
Ein großer Erfolg verspricht auch das Bremen-Debüt der russisch-ukrainischen Dirigentin Anna Rakitina bei den Bremer Philharmonikern zu werden. Als eine der gefragtesten Dirigentinnen ihrer Generation ist sie mittlerweile weltweit unterwegs. Die Bremer Philharmoniker freuen sich sehr, dass es ihnen gelungen ist, Rakitina für dieses Konzert als Gastdirigentin zu gewinnen.
Das Programm
Gabriel Fauré (1845-1924)
Pénélope. Ouvertüre ´7
Uraufführung: 4 März 1913 in Monte-Carlo, 7 Minuten
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)
Serenade für Streichorchester C-Dur op. 48 ´35
– Andante non troppo – Allegro moderato
– Walzer. Moderato. Tempo di Valse
– Elegie. Larghetto elegiaco
– Finale (Tema Russo) Andante – Allegro con spirito
Uraufführung: 30. Oktober 1881 in Moskau
Pause
Camille Saint-Saëns (1835-1921)
Uraufführung: 6. November 1991 in Glasgow ´40
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 78 („Orgelsymphonie“)
– Adagio – Allegro moderato – Adagio
– Allegro moderato – Maestoso
Uraufführung: 19. Mai 1886 in London
Anna Rakitina, Dirigat
Christian Schmitt, Orgel
Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft
Anna Rakitina
Dirigat
Geboren in Moskau als Kind einer russisch-ukrainischen Familie begann Anna Rakitina zunächst ihre Ausbildung als Geigerin und studierte dann Dirigieren am Tschaikowsky-Konservatorium bei Stanislav Diachenko. 2018 gewann Rakitina den zweiten Preis beim Nikolai-Malko-Wettbewerb und weitere Preise beim Deutschen Dirigentenpreis 2017 sowie beim TCO International Conducting Competition 2015 in Taipei. In der Saison 2019/20 war sie Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic und dirigierte dessen Familienkonzerte in der Walt Disney Hall. Außerdem übernahm sie die Leitung des Youth Orchestra Los Angeles. Nach viel gepriesenen Auftritten mit Orchestern wie dem Chicago Symphony Orchestra, dem New York Philharmonic und dem Boston Symphony Orchestra hat sich Anna Rakitina als eine der gefragtesten Dirigentinnen ihrer Generation etabliert. Bis zum Sommer 2023 war Rakitina Assistant Conductor des Boston Symphony Orchestra unter Musikdirektor Andris Nelsons. Sie ist erst die zweite Frau in der Geschichte des Orchesters in dieser Position. Zu den Orchestern, mit denen Anna Rakitina bereits zusammenarbeitete, gehören neben dem Chicago Symphony Orchestra und dem New York Philharmonic das Vancouver Symphony Orchestra, Malmö Symphony Orchestra, Jenaer Philharmonie sowie das State Academic Symphony Orchestra „Evgeny Svetlanov“.
Christian Schmitt
Orgel
Christian Schmitt tritt regelmäßig in den wichtigsten Konzertsälen der Welt wie der Berliner Philharmonie, der Suntory Hall, dem Wiener Musikverein oder dem Gewandhaus Leipzig auf. Seit 2014 ist er Principal Organist der Bamberger Symphoniker, für die er die Orgelserie für die Konzerthalle Bamberg kuratiert. Christian Schmitt ist als Sachverständiger beratend für Sanierungen und Neubauten von Orgeln in Berlin, Nürnberg, Zürich, Luzern und Brünn tätig, gehört zahlreichen internationalen Wettbewerbsjurys an und engagiert sich für das Musikvermittlungsprojekt „Rhapsody in School“. Höhepunkte der letzten Zeit waren sein Debüt in der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, Aufführungen mit der Staatskapelle Berlin und die japanische Erstaufführung von Toshio Hosokawas „Umarmung“ mit dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra. 2021 übernahm Christian Schmitt zudem eine Professur für künstlerisches Orgelspiel in Rotterdam und weihte als „Artist in Focus“ des Tonhalle Orchesters Zürich unter der Leitung von Paavo Järvi die neue Orgel ein. 2023 feierte er sein Debüt in der Carnegie Hall New York unter Dennis Russell Davies. 2024 stehen die erste Zusammenarbeit mit dem Philadelphia Orchestra, der Nationalphilharmonie Warschau und eine Wiedereinladung in die Walt Disney Hall auf der Agenda.
Gabriel Fauré (1845–1924)
Pénélope. Ouvertüre
Die Fertigstellung der Oper Pénélope zog sich über insgesamt fünf Jahre hin, da Fauré aufgrund seiner Stellung als Leiter des Pariser Conservatoire nur sehr wenig Zeit hatte. Die Uraufführung im März 1913 in Monte-Carlo war sehr erfolgreich. Die Pariser Premiere im Mai desselben Jahres fand nur drei Wochen vor der Uraufführung von Igor Strawinskys berüchtigtem Ballett „Le sacre du printemps" auf der Bühne des Théâtre des Champs-Élysées statt. Die Handlung der Oper spielt in Ithaka, zehn Jahre nach dem Ende des Trojanischen Krieges. Penelope hat ein ganzes Jahrzehnt auf die Heimkehr ihres Mannes Odysseus aus einem Krieg gewartet, der auch schon ein Jahrzehnt gedauert hat. In dieser langen Abwesenheit ihres Mannes wird sie von zahlreichen Freiern umworben, die sie aber alle vertröstet. Als Odysseus schließlich zurückkehrt, erfährt er davon von seiner ehemaligen Amme. Als Bettler verkleidet spricht er zunächst unerkannt zu seiner Frau und gibt seine wahre Identität erst preis, als er als einziger die „Bogenprobe“ besteht. Die Ouvertüre ist der musikalische Auftakt zu der Oper, die in einem eher zurückhaltenden, zwischen Verzweiflung und Sehnsucht changierenden Duktus beginnt. Viele Motive werden hier bereits eingeführt und auch der dramaturgische Boden für die weitere Handlung wird hier bereitet.
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)
Streicherserenade C-Dur op. 48
Mit der Serenade für Streicher op. 48 wollte er nicht zuletzt seiner „Mozart-Verehrung Tribut zollen“ und in der Tat sind Parallelen unverkennbar. Das 1880 vollendete und 1881 in St. Petersburg uraufgeführte Werk ist eine gelungene Mischung aus Mozartscher Leichtigkeit, deutsch-romantischer Innigkeit und französischer Eleganz. Der erste Satz beginnt mit einem ebenso schlichten wie majestätischen Choral, der vom gesamten Orchester intoniert wird. Es folgt das erste Thema, das mit viel Brio von den Celli zu einer langsamen Begleitung der hohen Streicher gespielt wird. Das zweite Thema ist deutlich agiler. Die beiden Themen werden deshalb im zweiten Durchlauf nur wiederholt und mit der Wiederholung der langsamen Einleitung abgeschlossen. Der zweite Satz ist ein anmutiger Walzer, der die erforderliche Tanzbewegung, die zu Mozarts Zeiten ein stattliches Menuett gewesen wäre, auf eine zeitgemäßere Tanzform aktualisiert. Es ist ein Kontrast zum Eröffnungssatz des Werks und zum breiten, lyrischen und entschieden dunkleren Klang des folgenden Satzes. Der dritte Satz mit dem Titel „Elegie“ zeichnet sich durch beschwörende Harmonien aus. Der letzte Satz beginnt mit gedämpften Streichern. Dieser langsame Abschnitt, der auf einem russischen Volkslied basiert, steht in krassem Gegensatz zum Kern des Satzes, einem sehr schnellen und ausgelassenen Finale, das auf einer anderen russischen Volksmelodie basiert – diesmal einer Tanzmelodie. Es scheint fast so, als würde sich das Stück immer weiter steigern und scheinbar immer schneller werden, bis Tschaikowsky gewissermaßen die Notbremse zieht: Gerade als das Stück zu enden scheint, greift Tschaikowsky auf den Anfang der Serenade zurück statt die erwartete Schlusskadenz zu bringen – den Choral aus der Einleitung des allerersten Satzes. Doch die schnelle Tanzmusik kehrt noch einmal zurück und drängt schließlich immer schneller und schneller zum eigentlichen Ende des Stücks.
Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 78 („Orgelsymphonie)
1871 reiste Saint-Saëns zum ersten Mal nach England, wo er von der Londoner Philharmonischen Gesellschaft beauftragt wurde, ein Werkzu komponieren, dass er in einem ihrer Konzerte dirigieren sollte. Saint-Saëns hatte zufälligerweise bereits einige Ideen für eine neue Symphonie im Kopf. Diese bildeten die Grundlage für das Werk, das im Mai 1886 in London uraufgeführt wurde: eine eigentlich viersätzige Symphonie, die auf den ersten Blick jedoch nur aus zwei Teilen zu bestehen scheint. Obwohl Saint-Saëns als konservativer, wenn nicht gar reaktionärer Komponist galt, ist seine 3. Symphonie somit in vielerlei Hinsicht höchst originell und innovativ, sowohl was die Form und die thematische Entwicklung als auch was die Instrumentierung anbetrifft. Nach einer kurzen und ruhigen Adagio-Einleitung wird das Allegro moderato mit einem leicht unruhigen Thema eingeleitet. Aus diesem Thema wird im Laufe der Symphonie viel Material generiert. Im Weiteren nimmt das Allegro moderato seinen Lauf und geht in ein Poco adagio über, in dem die Orgel zum ersten Mal in Erscheinung tritt und die orchestrale Textur auf hier noch zurückhaltende Weise bereichert. Der zweite Satz beginnt mit einem Scherzo, das in einem gemäßigten, aber stark akzentuierten Allegro moderato gehalten ist. Plötzlich nimmt die Musik aber einen anderen Charakter an: Aus den Tiefen des Orchesters baut sich Spannung auf. Das Klavier lässt Tonleitersalven los, ähnlich wie im Scherzo, während sich das Orchester zu einem allgemeinen Crescendo steigert. Doch auf einmal wird es still, allgemeines pianissimo, die Musik verklingt scheinbar im Nichts. Dann aber bricht mit aller Macht ein strahlender C-Dur-Akkord herein und ein machtvoller Choral im Wechsel von Orgel und Orchester hebt an, bis Saint-Saëns das Tempo anzieht und das Werk in einem majestätischen C-Dur-Finale beendet.
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