Klassische Pille immer unbeliebter
Die Gründe für diese Entwicklung sieht Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, vor allem in der wachsenden Informiertheit und in einem größeren Bewusstsein der Mädchen und jungen Frauen um die Nachteile der klassischen Pille. "Dass eine hormonelle Verhütung auch Risiken hat, wird gerade in den sozialen Medien immer stärker thematisiert", so Eymers. Zudem würden Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen auf Grundlage der medizinischen Vorerkrankungen und individuellen Lebensumstände beraten und über unterschiedliche Risiken aufklären.
Verordnungsanteil der risikoärmeren Präparate steigt
Der Anteil der Präparate mit einem höheren Risiko für die Bildung von Thrombosen und Embolien liegt laut der aktuellen Auswertung bei 47,8 Prozent und ist gegenüber 2021 (48,2 Prozent) nur leicht gesunken. In Sachsen wurden im vergangenen Jahr 43,7 Prozent jener Präparate verordnet, der zweitniedrigste Wert hinter Bremen (43,5 Prozent). "Damit liegen wir zwar unter dem bundesweiten Durchschnitt, jedoch fallen auch in Sachsen die Verschiebungen in Richtung der risikoärmeren Wirkstoffe jedes Jahr geringer aus", weist Hannelore Strobel, Pressesprecherin der AOK PLUS, hin. 2013 lag der Anteil der risikoreicheren Pillen an den sächsischen Verordnungen bei 65,1 Prozent.
Gleicher Verhütungsschutz von risikoärmeren Pillen
Je nach Wirkstoffen und deren Kombination wird in Ein-, Zwei- oder Dreiphasen-Präparate unterschieden. Kombinierte hormonale Verhütungsmittel wie die Pille enthalten immer zwei Arten von Hormonen: Östrogene und Gestagene. Als risikoärmer gelten kombinierte orale Kontrazeptiva, die unter anderem die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat enthalten. In Bezug auf Schwangerschaftsverhütung sind sämtliche Gestagene gleich wirksam.
Verordnungsanteil der Minipille gestiegen
Frauen, die Kombinationspräparate nicht vertragen, können alternativ die Minipille nehmen, die ausschließlich Gestagen enthält. Der Verordnungsanteil der Minipille stieg von 0,85 Prozent in 2013 auf 2,78 Prozent in 2022. Andere Verhütungsformen wie Vaginalring und Hormonpflaster machen einen Anteil von zwei Prozent aus (2013: 1,0 Prozent). "Sie sind jedoch ebenso Hormonkombinationspräparate mit einem erhöhten thromboembolischen Risiko", sagt Dr. Eymers. Alternativen wie die hormonfreie Kupferspirale oder die Levonorgestrel-Spirale spielen bei den Anwenderinnen in der Altersgruppe zwischen 15 und 22 Jahren keine Rolle.
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