Wie will ich übermorgen leben? Toolbox für Xtopien animiert zu aktiver Zukunftsgestaltung
Wie können wir mit unseren Zukunftsherausforderungen umgehen? Welche Ideen und Methoden können bei der Ideenentwicklung helfen? Aus positiven, negativen und ambivalenten Vorstellungen lassen sich innovative und erlebnisorientierte Zukunftsvisionen entwickeln. Diese „Xtopien“ gilt es sicht- und nutzbar zu machen.
Die „Toolbox für Xtopien“ ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts „Urbane Xtopien – Freiräume der Zukunft“, an dem die Universität Kassel, das Deutsche Institut für Urbanistik, das Karlsruher Institut für Technologie, die Westfälische Hochschule sowie Freiberufler*innen beteiligt waren. In dem von der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekt hat das Forschungsteam die „Xtopie“ als Konzept für die Zukunftsgestaltung entwickelt und deutschlandweit in der Praxis erprobt. Xtopien ermöglichen die Reflektion über Zukunftsvorstellungen und laden Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen dazu ein, eigene neue Visionen für eine wünschenswerte Zukunft zu formulieren. Im besten Fall motivieren sie dazu, zukünftige Veränderungen im Sinne der notwendigen Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit aktiv mitzugestalten.
„Ziel der von unserem Forschungsteam entwickelten Toolbox für Xtopien ist es, Menschen zu ermöglichen, auf spielerische Art neue, eigene Zukunftsvisionen zu entwickeln, sich mit anderen auszutauschen und die eigenen Visionen kritisch zu reflektieren“, so Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und Co-Projektleiterin Dr. Jasmin Jossin. Thematisch fokussierte sich das Projektteam vor allem auf zukünftige Mensch-Natur-Beziehungen, die Zukunft der Arbeit und Visionen zum vorbereitenden Umgang mit dem Tod. Die Toolbox steht kostenfrei als PDF zur Verfügung. Die Toolbox eignet sich auch für andere Zukunftsthemen und richtet sich vorrangig an Bildungsakteure, Kulturschaffende, Aktivist*innen, Personalentwickler*innen und Förderer; aber auch für privat Interessierte kann die Nutzung spannend sein.
Die Toolbox besteht aus einer einführenden Publikation, die Leser*innen zunächst ins `xtopische Denken´ einführt und einige Xtopien beispielhaft vorstellt. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und Checklisten lädt sie Zukunftsgestalter*innen praxisnah dazu ein, eigene Xtopien zu entwickeln. Dazu hat das Forschungsteam acht Tools entwickelt, die auch als methodische Elemente in einem Gruppenprozess genutzt werden können – beispielsweise in Bildungskontexten, kulturellen Veranstaltungen oder in der Persönlichkeitsentwicklung. Fünf der acht Tools können auch von Einzelpersonen oder Familien in Eigenregie ausprobiert werden.
Beispiel-Tools aus der Toolbox:
– Gedankenreise in die Zukunft:
Eine geleitete Meditation als Audio-Datei lässt eigene Bilder und Visionen zur städtischen Zukunft bewusstwerden.
– PerspekTIERwechsel:
Rollenkarten führen in die Perspektive eines freilebenden Tieres ein und erweitern damit die eigene Wahrnehmung der städtischen Umgebung.
– Spielraum-Xperiment:
Eine Anregung dazu, eine persönliche Freiraum-Utopie zu entwickeln und diese im Anschluss zu reflektieren.
– Cohabitat:
Ein Rätsel- und Rollenspiel für Gruppen ab 4 Personen offenbart aktuelle Mensch-Natur-Konflikte und regt zu Ideen für zukünftige Formen des Zusammenlebens an.
– Der digitale Todomat:
Ein Hinterlassenschaftskonfigurator, der seinen Nutzer*innen To-dos empfiehlt, um ihren Tod in einer unbestimmten Zukunft vorzubereiten – mit heute realen und fiktiven Wahlmöglichkeiten.
Drei weitere Tools sind inhaltsoffen, erfordern umfangreichere Vorbereitungen und entfalten ihr Potenzial in einem geleiteten Gruppenprozess:
– Moodboards als Türöffner:
Eine Anleitung, wie mit großformatigen Collagen aus Fotos, Bildern und Grafiken das Nachdenken über Zukünfte angeregt werden kann.
– Installation zum vernetzten Denken:
Eine dreidimensionale Installation im Raum, die hilft, Zusammenhänge von zwei vielschichtigen Zukunftsthemen aufzuspüren.
– Xtopisches Zirkeltraining:
Das Konzept für ein interaktives Format mit mehreren Stationen, das Entwickler*innen wie Besucher*innen gedankenexperimentell für die Zukunft trainiert.
Die Tools bestehen jeweils aus einem Kurzprofil, das sich vor allem an Gruppenleiter*innen richtet, sowie einer Anleitung und Download-Material oder anschaulichen Praxisbeispielen. Die Toolbox und weitere Materialien stehen kostenfrei zum Download zur Verfügung.
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.
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