Versorgung mit regional erzeugten Champignons steht auf dem Spiel
Eine Umfrage unter den IVG Mitgliedern zu verfügbaren Torfmengen aus Deutschland kam für den Bereich der Champignondeckerden zu einem Ergebnis, das aufrütteln sollte. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Torfmengen schon heute nicht mehr für die vollständige Versorgung der Produktion von Champignondeckerden ausreichen (ca. 300.000 Kubikmeter in den Jahren 2024 und 2025). In den Jahren 2026 und 2027 wird die Abbaumenge in Deutschland auf je ca. 200.000 Kubikmeter sinken. Schon im Jahr 2029 gehen die geplanten Torfmengen schlagartig auf unter 30.000 Kubikmeter zurück bis sie 2032 vollständig zum Erliegen kommen.
Die mittel- und westeuropäische Champignonproduktion wird also schon sehr bald auf nahezu vollständige Importe der Deckerden aus Nord- und Osteuropa angewiesen sein oder selbst den Weg der Produktionsverlagerung wählen müssen. Da die Produktivität mit dem weniger gut geeigneten Importtorf zurückgehen wird, sind Auswirkungen auf die Verbraucherpreise nicht auszuschließen. Ein Beitrag für den Klimaschutz wird in jedem Fall nicht erreicht, da zu den Emissionen aus der in diesem Fall unvermeidbaren Torfnutzung auch noch die Transportemissionen hinzukommen.
Niederländische Studie weist auf Probleme hin
Der uns vorliegende vorläufige Entwurf einer Rohstoffanalyse der Universität Wageningen errechnet den Schwarztorfgebrauch für die Deckerdenproduktion in den Niederlanden auf Datenbasis von 2021 mit ca. 500.000 m³ Schwarztorf pro Jahr. Auf dieser Grundlage wird geschätzt, dass in Europa etwa 2 Mio. m³ Torf pro Jahr für Deckerden verwendet werden. Außerdem wird prognostiziert, dass es in wenigen Jahren zu Problemen mit der Qualität der Deckerden kommen wird. Dies hängt mit dem geplanten Verbot des Schwarztorfabbaus in Deutschland und dem vorläufigen Abbaustopp in Irland sowie mit der geringeren Eignung des Nasstorfs aus dem Import für die Pilzzucht zusammen. Als realistisches Ziel der Torfreduktion für Deckerden bis zum Jahr 2030 wird diese Studie 15 Prozent nachwachsende Rohstoffe empfehlen. Bei einem höheren Anteil an nachwachsenden Rohstoffen in Deckerden beklagen die Pilzzüchter mit den aktuellen Werkzeugen allerdings starke Ertragseinbußen. Weitere Forschung ist nötig und es bedarf nun eines Moratoriums für das geplante Torfabbauverbot, zumindest für den Zielbereich der Lebensmittelproduktion, bis die notwendigen Alternativen in vergleichbaren Qualitäten verfügbar und marktreif sind.
Hintergrund: Schwarztorf aus Deutschland gilt für die Deckerdenproduktion europaweit als außerordentlich hochwertig und nahezu unersetzbar. Nach aktueller Genehmigungslage ist die für die deutsche Champignonzucht benötigte Menge an Torf aus Deutschland kurzfristig schon nicht mehr abgedeckt. Es gibt keine marktfähigen Alternativen zu Torf in Champignondeckerden. Dies hängt damit zusammen, dass Schwarztorf im Pilzanbau eine wesentliche Aufgabe bei der „Knospenbildung“ übernimmt, was bisher bei alternativen Materialien so noch nicht reproduziert werden konnte. Bereits heute wird die Versorgungslücke bei der Deckerdenproduktion dadurch gedeckt, dass dem Torf aus Deutschland ebenfalls Torf aus anderen Ländern zugemischt wird. So kann die Qualität der Deckerden auf einem konstanten Niveau gehalten und trotzdem die benötigte Quantität geliefert werden.
Weitere Informationen unter: https://erden-substrate.info/torf-fuer-den-gartenbau/torf-in-der-pilzzucht/#_ftn1
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