Finanzen / Bilanzen

Deutschland am Abgrund und Allzeithoch beim DAX

Die Wirtschaftslandschaft Deutschlands sieht sich mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert.

Anstiege bei den Energiepreisen, der Verlust des russischen Marktes, beträchtliche finanzielle Belastungen durch den Übergang zu erneuerbaren Energien, Unsicherheiten im Handel mit China und ein akuter Mangel an Arbeitskräften stellen nur einige der Probleme dar.

Hinzu kommen die alltäglichen Herausforderungen, die jedes Unternehmen zu bewältigen hat.

Warum steigt der DAX gerade jetzt auf neue Höchststände? Viele Anleger fragen sich das beim Blick auf die Börsentafel.

Gewinner und Verlierer

Der Dax insgesamt liegt seit Jahresbeginn nun über 19 Prozent zugelegt.

Das größte deutsche Unternehmen nach Marktkaptialisierung SAP führt mit einem Kursplus von über 54 Prozent auch die Liste der Gewinner und Verlierer an. Am schlechtesten schnitten Zalando, Bayer und Siemens Energy mit einem Minus von jeweils über 30 Prozent ab.

Global Player statt Made in Germany

Anfang der Neunziger Jahre machten Dax-Konzerne 50 % ihrer Umsätze in Deutschland. Siemens, Volkswagen und SAP sind zwar deutsche Unternehmen, generieren heute jedoch einen Großteil Ihrer Umsätze weltweit.

Die meisten DAX Unternehmen wären ohne ihre internationalen Aktivitäten viel schlechter und nicht mehr wettbewerbsfähig.

Die 40 DAX-Unternehmen machen aktuell noch lediglich 20 Prozent ihres Umsatzes in Deutschland, während etwa 20 Prozent auf Asien, rund 30 Prozent auf die USA und der Rest in anderen europäischen Ländern erzielt wird.

Linde verabschiedete sich

Das deutsche Traditionsunternehmen Linde, ein Paradebeispiel für den globalen Einfluss auf den DAX, operiert in etwa 100 Ländern weltweit.

Seine Geschäftsfelder erstrecken sich von industriellen und handwerklichen Herstellungsprozessen bis zur Medizintechnik. Linde hat sich über die Jahre von einem deutschen Unternehmen zu einem weltweit agierenden Global Player entwickelt. Ein Viertel seines Gasgeschäfts entfällt auf Europa und etwa 20 Prozent auf Asien. Der Konzern passt sich flexibel an, was sich in Verkäufen oder Verlagerungen verschiedener Bereiche zeigt.

Vier Jahre nach der Fusion mit dem US-Konzern Praxair hat Linde seinen Fokus auf die USA verlegt.

Als ehemals größter DAX-Konzern zog sich Linde im Januar 2023 von der Frankfurter Börse zurück. Die ehemals größte deutsche Aktie ist nunmehr nur noch an der Wall Street handelbar.

Nur 2 % der Welt

Weltweit sind über 40.000 Unternehmen an der Börse notiert. Im Juli 2023 betrug die Gesamtmarktkapitalisierung inländischer Unternehmen, die an Börsen weltweit notiert sind, 112 Billionen US-Dollar.

Dabei machten die Aktienmärkte in den Vereinigten Staaten über 40 Prozent der Weltaktien aus. Im Juni 2023 war Apple das erste Unternehmen, das an der Börse über drei Billionen Dollar wert war. Das ist zweimal mehr als der gesamte Dax.

Der deutsche Aktienmarkt ist sehr klein im Vergleich zu den Weltbörsen, er macht mit aktuell 1,6 Billionen (Stand 07.12.2023) weniger als zwei Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung aller Aktien aus.

Insgesamt sind nur noch zwei deutsche Unternehmen überhaupt in den Top 100 weltweit zu finden:

SAP ist das wichtigste Unternehmen im DAX. Mit 171 Milliarden Euro hat es die höchste Marktkapitalisierung unter allen 40 DAX-Unternehmen.

SAP ist damit das größte deutsche Unternehmen weltweit. Es belegt den 57. Platz. Siemens folgt auf dem 90. Platz. Siemens hat einen Marktwert von 116 Milliarden

Nur 13 Prozent Privatanleger

Privatanleger halten heute lediglich 13 Prozent der Anteile am deutschen Leitindex. Dies bestätigt die Risikoaversion abermals die vorherrschende Risikoaversion des deutschen Sparers. Während auf lange Sicht mit Aktien auch in Deutschland gutes Geld zu verdienen war, vertrauen Sparer eher Lebensversicherungen, Bausparkassen oder dem Sparbuch. Knapp 60 % aller Anteile am DAX werden heute von institutionellen Anlegern gehalten. Weitere 27 Prozent fallen auf strategische Investoren.

Der DAX gehört dem Ausland

Die Eigentümerstruktur des DAX ist internationaler, denn je. Statistiken der Beratungsgesellschaft EY belegen, dass ausländische Investoren mittlerweile eine dominierende Rolle spielen. Im Durchschnitt befindet sich aktuell mehr als jede zweite Aktie eines DAX-Unternehmens in ausländischen Depots.

Nur 31,3% der DAX-Aktien sind in Händen deutscher Anleger, über 52% gehören ausländischen Investoren. Bei 24 der 40 DAX-Konzerne liegt die Mehrheit der Aktien in ausländischen Händen.

Ausländische Investoren übernehmen eine dominierende Rolle. Sie beeinflussen Entscheidungen über Klimaziele, Chefvergütungen und Personalrochaden.

Trotz geopolitischer und wirtschaftlicher Krisen im Jahr 2022 haben US-Investoren ihre Beteiligung am Dax weiter erhöht. Sie halten durchschnittlich mit 21,8 Prozent mehr als jede fünfte Aktie eines DAX-Konzerns. Sowohl aktiv verwaltete als auch passive Fonds spielten dabei eine Rolle.

Insbesondere die USA sind ein wichtiger Markt und Sitz vieler Investoren. Sie beeinflussen aktiv die Strategien deutscher Unternehmen.

Die 10 größten Käufer, mit einer Ausnahme, stammen alle aus den USA.

BlackRock, Vanguard und Co.

Die BlackRock-Gruppe war Ende 2022 der größte Investor im DAX. Ihr Anteil am DAX betrug 87,8 Mrd. US-Dollar, was ca. 10,4% des verfügbaren Aktienkapitals entspricht.

An zweiter Stelle steht die Vanguard Group mit Kapitalbeteiligungen von rund 51,3 Milliarden US-Dollar.

Die DAX-Familie und das wahre Bild

Während der DAX neue Höchststände markiert, bieten MDAX und der SDAX ein realistischeres Bild der deutschen Wirtschaft.

Im Gegensatz zum DAX umfassen sie mehr mittelgroße und kleine Unternehmen. Diese Unternehmen sind meistens stärker auf den deutschen Markt ausgerichtet.

DAX-Unternehmen erzielen nur noch etwas mehr als 18% ihres Umsatzes in Deutschland. In den USA machen sie jedoch fast 25% ihres Umsatzes und in China fast 10%.

MDAX notiert 27 % unter seinem Höchststand

Der MDAX notiert derzeit bei rund 26.500 Punkten. Der Index notiert damit 9.840 Punkte oder 27 % unter seinem Höchststand aus dem Jahr 2021!

Unternehmen aus dem MDAX erzielen rund 30 Prozent Ihres Umsatzes in Deutschland. Der Index enthält die Aktien der 50 größten Unternehmen in traditionellen Branchen. Diese Unternehmen stehen direkt hinter den DAX-Werten in Bezug auf Marktkapitalisierung und Börsenumsatz. Dieser Index bildet die Kursentwicklung von mittelgroßen, sogenannten Mid-Cap-Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, ab.

SDAX notiert 24 % unter seinem Höchststand

Der SDAX notiert derzeit bei 13.000 Punkten und liegt damit ebenfalls deutlich unter seinen Höchstständen aus dem Jahr 2021. Ihm fehlen aktuell noch mehr als 4.500 Punkte zu einem neuen Rekord.

Der SDAX, der „deutscheste“ der vier Indizes, verzeichnet im Durchschnitt 43 Prozent des Umsatzes seiner Unternehmen in Deutschland. Der SDAX enthält 70 große Unternehmen. Diese Unternehmen gehören zu klassischen Branchen. Die Unternehmen im SDAX sind weniger wertvoll als die im MDAX gelisteten Unternehmen.

Historie des DAX

Der DAX startete am 1. Juli 1988 mit einem Wert von 1.000 Punkten. Dieser Wert wurde rückwirkend auf den 21. Dezember 1987 berechnet.

Der deutsche Aktienindex DAX besteht heute aus den 40 größten und wichtigsten Unternehmen, die an der deutschen Börse gehandelt werden.

Der DAX ist ein Performanceindex, der Dividenden in die Wertentwicklung einbezieht, im Gegensatz zu anderen großen internationalen Indizes.

Die Kriterien für die Gewichtung, Aufnahme und das Ausscheiden von Unternehmen aus dem Auswahlindex sind klar definiert. Unternehmen müssen mehrere Voraussetzungen erfüllen, um in Betracht gezogen zu werden: Sie müssen den Transparenzstandards des Prime Standards entsprechen, kontinuierlich auf Xetra gehandelt werden, entweder in Deutschland ansässig sein oder einen wesentlichen Teil ihrer Geschäftstätigkeit dort ausüben, und mindestens zehn Prozent ihrer Anteile müssen im Streubesitz liegen.

Die Entscheidung über die Aufnahme basiert dann allein auf dem Orderbuchumsatz und der Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien. Abgesehen von außerordentlichen Anpassungen, wird die Zusammensetzung des DAX halbjährlich, im März und September, überprüft.

Fazit und Ausblick

  • Der Deutsche Leitindex hat heute kaum mehr etwas mit unserem Land zu tun. Weder auf Seiten der Anteilseigner noch aufseiten der Umsätze sind globale Konzerne von der Entwicklung in Deutschland abhängig.
  • Wer an Adidas glaubt, sollte überlegen, ob US-Jugendliche eher Nike oder den Konkurrenten aus Herzogenaurach bevorzugen.
  • Wer heute beispielsweise eine Volkswagen-Aktie kaufen möchte, der sollte sich besser mit dem Wirtschaftsausblick in China beschäftigen. Insgesamt verkaufte der Konzern weltweit über 8,2 Millionen Fahrzeuge. Nur knapp jedes zehnte Auto wurde innerhalb Deutschlands verkauft, jedoch nicht zwingend hier produziert.
  • Große Unternehmen denken, handeln, produzieren und verkaufen global. Apple verkauft seine Smartphones genauso weltweit wie Mercedes seine Autos.
  • Wer in einen Index mit den größten Unternehmen investiert, investiert meistens in globale Konzerne. Das gilt für Deutschland und andere Märkte. Das größte französische Unternehmen LVMH macht nur 8 % seiner Umsätze in Frankreich. Über 37 % der Umsätze kommen aus Asien, einschließlich Japan.
  • Bayer fusionierte mit dem US-Konzern Monsanto, Linde fusionierte mit dem US-Konzern Praxair. Das nicht börsengelistete Unternehmen Viessmann wurde vom US-Unternehmen Carrier übernommen. Die Globalisierung wird auch in den nächsten Jahren die Eigentümerstruktur vieler Unternehmen verändern. „Made in Germany“ bedeutet dann nicht mehr unbedingt, dass ein bekanntes deutsches Traditionsunternehmen auch noch in Deutschland und im DAX gelistet sein wird.
  • Die OECD sagt voraus, dass Deutschland 2024 weniger Wirtschaftswachstum haben wird als die meisten anderen Industrienationen.
  • Ein noch schwächeres Wachstum von lediglich 0,5 Prozent wird lediglich für die Niederlande erwartet. Im Gegensatz dazu wird für die 38 OECD-Mitgliedsländer insgesamt ein Wachstum von 1,4 Prozent prognostiziert.
  • Deutschland wird 2025 voraussichtlich weniger wachsen als der Durchschnitt der OECD-Länder. Das Wachstum beträgt 1,2 Prozent statt 1,8 Prozent.
  • 2023 wird Deutschlands Wirtschaft um 0,1% schrumpfen, während die OECD-Staaten insgesamt um 1,7% wachsen.

Setzen Sie auf Global Player in einer globalen Welt

Der DAX hat nicht viel mit Deutschland zu tun. Das Gleiche gilt für andere Länderindizes. Bei Ihren Investitionen sollten Sie länder-, branchen- und firmenübergreifend denken und handeln.

In einer globalisierten Welt ist es klug, auf Global Player zu setzen.

Diese Unternehmen sind weltweit aktiv und haben großen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Sie profitieren von verschiedenen Märkten und tragen so zur Stabilität und zum Wachstum bei.

Global Player sind oft führend in Innovation und Technologie. Dadurch können sie sich schnell an Marktveränderungen und Trends anpassen. Ihre Ressourcen und ihr Netzwerk bieten Vorteile in Forschung, Entwicklung, Produktion und Marktzugang. In einer globalisierten Welt sind Global Player wichtige Akteure für Wachstum und Fortschritt.

Wenn Sie nach einer einfachen und kostengünstigen Möglichkeit suchen, in den globalen Aktienmarkt zu investieren, ist die Investition in die 50 größten Aktiengesellschaften der Welt eine Option. Nutzen Sie hierzu beispielsweise den iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF (DE) | DE0006289382

Über fondsfueralle.de | Inhaber Martin Eberhard

fondsfueralle.de wurde 2003 von Martin Eberhard gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Augsburg ist spezialisiert auf die Vermittlung und Beratung zu ETFs und Investmentfonds und betreut heute rund 750 Mandate mit über 60 Millionen Anlagevolumen.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

fondsfueralle.de | Inhaber Martin Eberhard
Schertlinstraße 23
86159 Augsburg
Telefon: +49 (821) 45040-540
Telefax: +49 (821) 45040-541
http://www.fondsfueralle.de

Ansprechpartner:
Martin Eberhard
Inhaber
Telefon: 004982145040540
E-Mail: eberhard@fondsfueralle.de
Für die oben stehende Story ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel