Ein Mord ohne Erinnerung, Fragen an ein Vorbild und eine Reise auf den „siebenten Kontinent“ – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Das auch für das DDR-Fernsehen verfilmte und erstmals am 27. August 1989 im 1. Programm als 131. Folge der Filmreihe „Polizeiruf 110“ spannend geschriebene Buch gilt als ein Klassiker der DDR-Krimiliteratur und erlaubt zugleich Einblicke in die damalige sozialistische Gesellschaft, in der es eigentlich gar keine Kriminalität mehr geben sollte. Eigentlich …
Erstmals 1976 veröffentlichte Günter Saalmann im DDR-Kinderbuchverlag „Das Vorbild mit dem Schnauzebart“, in dem er sich mit Traditionen und dem unterschiedlichen Geschichtsverständnis unterschiedlicher Generationen auseinandersetzt. Haben Sie noch eine Ahnung, wer eigentlich Hermann Duncker war?
Es folgen zwei Bücher von Egon Richter: In dem Roman „Zeugnis zu dritt“, der erstmals 1968 im Rostocker Hinstorff-Verlag erschienen war, geht es um eine engagierte Lehrerin, deren geliebter, hochbegabter Sohn kurz vor dem Mauerbau die DDR verlässt. Und sie kann sich nicht damit abfinden, dass sie deshalb den geliebten Lehrerberuf aufgeben muss. In „Sehnsucht nach Sonne. Geschichten vom Großen Fels bis zum Stillen Ozean“, 1977 ebenfalls im Hinstorff-Verlag veröffentlicht, erzählt Egon Richter, vom „siebenten Kontinent“. Ein Mann und eine Frau bereisen das Land zwischen Großem Fels und Stillem Ozean, kriechen ins Ewige Eis und fliegen über glühende Steppen, durchstreifen enge Straßen in alten Siedlungen und wandeln auf den breiten Boulevards neuer Großstädte. Sie lernen Unbekanntes kennen und scheinbar Unverständliches verstehen.
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Das heute vorgestellte Buch spielt zu einer Zeit, als es noch hüben und drüben gab in Deutschland sowie vom 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit.
Erstmals 2009 veröffentlichte Siegfried Maaß seine Novelle „Nachtfahrten“ im Dorise-Verlag Burg. Wie in einer Novelle üblich, passiert in diesem Buch Unerhörtes: dieser schlanke Mann mit den kräftigen Händen hatte unvermittelt von sich zu erzählen begonnen, so dass sie bald die ganz unterschiedlichen Stationen seines Lebens zu kennen meinte.
Wie sie kam auch er von drüben. Aber während sie bereits seit der Kindheit hier war; hatte er sich als Erwachsener abgesetzt, war einfach während einer Reise mit einem Urlauberschiff bei einem Landausflug in Ägypten nicht wieder an Bord gegangen. Dass sie nun einem, der dies tatsächlich gewagt hatte, unerwartet gegenüber saß, beeindruckte sie. Oft hatte sie sich selbst vor die Frage gestellt, ob sie womöglich im Osten geblieben wäre und noch heute dort sein würde, wenn die Tante sie nicht damals auf ihre Art von dort ‚entführt’ hätte. Würde sie später je den Mut dazu aufgebracht haben? Vielleicht hätte sie sich eher wie ihre Freundin Mine angepasst und gewissermaßen im Chor mitgesungen, ohne sich als Solistin hervorzutun.
Hier ist eine Leseprobe, die Ihnen einen Vorgeschmack auf die Abenteuer bietet, die Sie im Buch erwarten:
Unwillkürlich war ihm beim Anblick dieses Kindes jene ,Zopfliese’ von damals eingefallen, die er anscheinend längst vergessen hatte. Der er ganz zufällig während seiner ersten Fahrt in den Westen Deutschlands begegnet war. Als es noch langer bürokratischer Entscheidungen und Genehmigungen bedurfte, bevor man das entsprechende Papier in den Händen hielt. Lange vor dem Bau der Mauer. Zu dieser Reise hatte ihn sein Vater eingeladen, den er nicht kannte und von dem er bisher auch keinen Brief erhalten hatte. Der in seinem bisherigen Leben keine Bedeutung gehabt hatte.
Eines Tages, als er aus der Schule gekommen war, hatte der Brief als Blickfang auf dem Tisch gelegen, wo er sich stets niederließ, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Seine Mutter bestand darauf, dass er nichts „auf die lange Bank schob“ und erwartete, dass er die Hausaufgaben erledigt hatte, wenn sie nach Hause kam. Dass er auf ihre Hilfe nicht angewiesen war, setzte sie stillschweigend voraus. Außerdem hatte sie ihm inzwischen längst gestanden, sich im Rechnen am besten auszukennen, wenn es ums tägliche Geld ginge.
Dafür würden ihre „Rechenkünste“ reichen und sie wundere sich manchmal selbst, dass sie es verstand, das Wenige so zu strecken, dass sie jedes Mal den Monat überstand. Doch sonst … Verlegen hatte sie gelacht und ihm voller Vertrauen über das Haar gestrichen. „Das schaffst du aber ohne Hilfe …“
Die Vase mit dem Herbststrauß hatte sie zur Seite gerückt, damit ihm nicht entging, was für ihn angekommen war. Ein weißer Umschlag mit seinem Namen und auf dem Dreieckverschluss der Rückseite als Absender noch einmal der gleiche Name. Längst war ihm entfallen, dass er genau wie sein Vater hieß. Diesen erwähnte die Mutter nicht und schien ihn aus ihrer Erinnerung gestrichen zu haben.
Der JUNGE wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Später erschien es ihm unerklärlich, den Brief nicht geöffnet zu haben. Außer Glückwünschen zu seinen Geburtstagen hatte er sonst nie Post erhalten. Bunte Karten von der Großmutter. In ihrer Schrift mit den kantigen, hohen Buchstaben, die er nur mit Mühe entziffern konnte. Diese auf dem Umschlag war jedoch gut zu lesen. Der Brief erschien ihm wie eine geheime Botschaft, die er ohne die Mutter nicht zur Kenntnis nehmen durfte. Wie er bisher nie etwas ohne sie getan hatte. Doch die Mutter war es gewesen, die den Brief seines Vater an ihn so auffällig angeordnet hatte. Wieso hatte sie ihn nicht geöffnet? Wollte sie nicht wissen, welche Nachricht er enthielt? Weil sie es ablehnte, etwas von diesem Mann, der sein Vater geworden war, zu erfahren?
Schließlich überwand er seine Bedenken und riss den Umschlag auf …
„Lieber Junge …“ Der JUNGE las die Anrede mehrmals. Er konnte nicht begreifen, dass ihn dieser Fremde so nannte. Was hatten diese Worte zu bedeuten? Auch die Lehrerin sagte morgens zum Schulbeginn: „Liebe Kinder, nun nehmt eure Stifte und Hefte heraus. Wir wollen beginnen!“
Gab es zwischen der Lehrerin und dem Mann, der sein Vater sein soll, keinen Unterschied?
Seine Blicke huschten über das übersichtliche Schriftbild. Wie gedruckt, dachte er. Schönes weißes und glattes Papier, darauf könnte er bestimmt einen guten Aufsatz schreiben. Denn das gefiel ihm in der Schule am besten. Aber die auf dem rauen Papier kratzende Feder störte ihn und verdarb ihm manchen Satz, weil sie sich mit den Papierfasern stritt, die sich als lästiges Anhängsel über seine Buchstaben legten. Meistens brachte er seinen Aufsatz deswegen nicht zu Ende. Trotzdem lobte ihn die Lehrerin jedes Mal dafür und wollte wissen, wer ihm diese Begabung vererbt hätte. Die Mutter? Oder vielleicht dieser ihm unbekannte Vater, der sich aus Furcht vor den Russen in den Westen entlassen ließ, statt zu seiner Familie zurückzukehren?
Wollte sie ihn damit herausfordern, etwas von seinem Vater zu verraten? Wie sie auch von anderen Kindern gern erfahren wollte, wie es in deren Familien zuging?
War es Neugier? Oder glaubte die junge Frau, dass sie ihre Schüler besser beurteilen konnte, wenn sie deren Familienverhältnisse genauer kennen würde?
Aber ich hätte ihr nichts von meinem Vater berichten können, wiederholt der MANN in Gedanken, was ihm seit langer Zeit bewusst ist. Als er sich von meiner Mutter und mir verabschiedete, um seiner Einberufung zu folgen, war ich fünf Jahre alt gewesen. Ich weiß nur, dass er mit einem Koffer in der Hand die kleine Wohnung verließ, und es sah aus, als käme er in den nächsten Tagen wieder zurück. Ich hätte der Lehrerin nicht einmal beschreiben können, wie er aussah.
Während der JUNGE damals endlich den Brief las, glaubte er tatsächlich, dass er sein Talent zum Schreiben wahrscheinlich seinem Vater zu danken hatte. Der Brief war flott geschrieben und die Worte waren gewählt und gut gesetzt. So schrieb nur, wer genau wie er selbst Gefallen an Satzbildungen und „Wortmalerei“ hatte, wie es die Lehrerin bezeichnete, wenn er ihrem Wunsch gemäß seinen Aufsatz wieder einmal vor der Klasse vorgetragen hatte.
Auch dieser väterliche Brief würde sich dazu eignen. Es gehörte nämlich zu den Vorlieben der Lehrerin, ihren ‚Plagegeistern’ beibringen zu wollen, wie man einen sinnvollen Brief schrieb und ihn als Mittel des Gedankenaustauschs und der Verständigung nutzte. Aber die meisten von ihnen kauten dann an ihrem Stift und sahen sich ratlos an. Offensichtlich hatten sie nichts mitzuteilen. Anders der JUNGE. Dabei geriet dann so ein ‚Brief’ manchmal auch zu einem ausführlichen Bericht über ein Erlebnis oder eine Beobachtung.
Sein Vater lud ihn zu einem Besuch ein. Der JUNGE solle sich von der Mutter die amtliche Reiseerlaubnis beschaffen lassen und sich in den Zug setzen … Am besten zu Weihnachten, da habe er, der Vater, genügend Zeit für ihn. Da gäbe es in der Werkstatt nicht so viel wie sonst zu tun, weil die Leute vorher darauf achten, dass ihre Fahrzeuge zu den Feiertagen ,in Schuss’ sein würden. Sie würden sich viel zu erzählen haben, weil sie etwas nachzuholen hätten und bei ihm im Westen könne er sich außerdem gut erholen … Dann würden sie auch eine „Spritztour“ machen können, dazu würde sich die an Wald reiche und bergige Umgebung geradezu anbieten. „Die ist ein Prachtstück gegenüber jener Landschaft, in der Du jetzt leben musst. Dabei lernst Du dann ein schönes Stück Deutschland kennen, das Dir sonst verschlossen bleiben würde … Dann können wir irgendwo einkehren und etwas Gutes essen … Das wird Dir bestimmt gefallen … Und anschließend steigen wir auf einen Turm und ich zeige Dir die Welt von dort oben … Den Fluss auf der einen und die Berge auf der anderen Seite … Und überall atmest du pure Freiheit …“
Tauchen Sie mit dieser kurzen Leseprobe in das Buch „Drei Flaschen Tokaier“ von Klaus Möckel ein und erleben Sie die Spannung selbst.
"Ich bin da in ’ne verdammt blöde Sache reingeraten", fange ich an.
Er setzt sich auf einen hellgrünen Stuhl — der Tisch, die Anrichte, die Wände, alles ist hier hellgrün —, er zieht das Brot ran, säbelt einen dicken Kanten ab und bestreicht ihn mit Butter. Dann greift er sich die Pfanne, zerteilt den dampfenden Eierfladen einmal, ein zweites Mal, jongliert mit dem Messer ein Stück davon auf die Brotscheibe und beißt kräftig rein. Beim Kauen blinkt links unten in seinem Mund ein Goldzahn auf. "Erst mal was essen", murmelt er.
"Guten Appetit auch."
Erneut ein schiefer Blick, meine Worte klangen wohl nicht echt. "Siehst ganz grün im Gesicht aus", sagt er, mit vollen Backen mampfend, und fügt widerwillig hinzu: "Willst du auch was?"
"Ich schlag’s nicht ab, hab seit gestern Abend nichts Festes in den Magen gekriegt."
"Umso mehr Flüssiges, was?"
"Mach ruhig deine Witze, du bist’s ja nicht, der in der Klemme steckt."
Er hat’s nicht eilig, er mampft erst seine Stulle zu Ende und schneidet sich eine zweite ab, bevor er mir das Brot rüberschiebt. Ich habe mich inzwischen gleichfalls auf einem Küchenstuhl niedergelassen, ich geniere mich nicht und säble mir einen Kanten ab, der seinem kaum nachsteht. "He", sagt er, "die Bäcker machen erst am Dienstag wieder auf."
Vom Ei krieg ich nur ein Stück Weißes ab, doch ich bin nicht wählerisch. Schließlich hab ich mich selbst eingeladen. Während ich kaue, packe ich ihm meine Geschichte hin. Diesmal stottere ich allerdings nicht. Obwohl ich den Mund voll habe, geht mir alles von Anfang an viel glatter von der Zunge als vorhin bei Klette.
Müller sitzt zunächst mit einem unbeteiligten Gesicht da, er konzentriert sich voll auf seine gebratenen Eier. Doch das ändert sich schnell. Als ich das mit dem Keller erzähle, meint er noch spöttisch: "Mensch, ist ja direkt ’n Krimi", aber als ich dann berichte, wie ich Zierau gefunden habe, springt er auf und sieht mich fassungslos an. "Umgebracht, den Alten umgebracht?"
Erstmals 1976 veröffentlichte Günter Saalmann im DDR-Kinderbuchverlag „Das Vorbild mit dem Schnauzebart“. Hermy hat seinen Vornamen nach dem alten Lehrer Hermann Duncker, den Hermys Großmutter in ihrer Jugend gut kannte, und der ihr selbst immer ein leuchtendes Vorbild war. Für sie müsste er, in Bronze gegossen, auf ewig auf einem hohen Denkmalssockel stehen. Und sie bearbeitet und ermahnt mit allerlei Geschichten und Sprüchen ihren Enkel ganz in Hermann Dunckers Sinne, und Hermy wird das allmählich zu viel. Er entzieht sich, wo immer er kann, ihren Erziehungsbemühungen, entdeckt einen unterirdischen Gang, wo er und seine Freunde sich zu einem Bund verschwören, der mit Schule und Großmutter wenig in Sinn hat. Es wird gefährlich – und doch zeigt sich, dass sich die jungen Leute auf ihre eigene Weise dem "Vorbild mit dem Schnauzebart" annähern. Und Hermy erfährt, wer sein Großvater war.
Schauen Sie doch einmal rein in das Buch:
Rückt ein Stück her zum Ofen, der Vater hat heute schon ein bisschen eingefeuert, und ich mag beim Erzählen nicht so schreien. Sieghard, du Unglücksrabe, stoß nicht an mit dem gebrochenen Flügel! Hermy, mein Herr Enkel, man bietet seiner Tamara den Stuhl an und nimmt selbst den Hocker! Ja, Kinder, ich weiß: Da geht’s jemandem dreckig, da fühlt sich wer so recht verratzt, beschließt, hinfort der Welt zu trotzen – schon kommt eine Oma wie ich mit ihren Omasprüchlein: Putz dir die Nase, bis zur Hochzeit ist alles wieder gut, anderen Leuten ist es im Leben noch viel schlimmer ergangen.
Und das klingt dann wie: Schämst du dich nicht, dass du noch so jung bist? Ja, ich weiß – so was kränkt und vergällt einem den ganzen schönen Schmerz.
Aber ich lass nicht locker und erzähle euch jetzt die Geschichte, wie ich fast einmal deinen Vater, Hermy, mittendurch reißen musste. Nein, nicht quer – der Länge nach, Sieghard, wenn du es genau wissen möchtest. Aber alles hübsch der Reihe nach. Es war unter den Nazis, Herbst fünfunddreißig. Ich hatte mich längst an die Türschmierereien und Drohbriefe gewöhnt, die mir in bestimmten Abständen den Briefkasten verstopften, an diese linierten Fetzen, die nicht selten aus Schulheften herausgerissen waren:
Hauze, hauze, hauze für die Schnauze,
Hauze, hauze, hauze fürn Ballon..
So wie ich’s spreche – mit z.
Anfangs machte ich mir den grimmigen Spaß, diese Arbeiten zu korrigieren und den Absendern zuzustellen – ich kannte doch meine reizenden Schüler an der Klaue, auch wenn sie ihre Verse lieber nicht unterschrieben. Doch endlich hatte ich alle Hoffnung auf- und alle Spargroschen ausgegeben und klopfte an der gläsernen COMPTOIRtür vom Puppenfabrikanten Liesetritt um irgendeine Büroarbeit an.
Der Herr Fabrikant ließ seinen Rollschrank zuschnappen: "Ich kann heutzutage die größten Nackenschläge haben, wenn ich unbelehrbare Rote bei mir einstelle, die man sogar aus dem Schulamt weggejagt hat. Büroarbeit? Ist nicht. Aber aus alter Freundschaft zu Ihrem Herrn Vater, Ihrer Frau Mutter, Gott hab sie beide selig …" Er seufzte, schlenkerte einen Klecks Tinte aus seinem Goldfüller und schrieb mir eine Heimarbeit aus. Fortan durfte ich mit dem Küchenmesser Pappmachéreste zwischen frischgepressten Puppenfingern wegkratzen. Fürs Dutzend hatte ich sechzehn Stück zu liefern. Nebenbei wusch ich Windeln, brachte meinem Sohn, deinem guten Vater, Hermy, das Laufen bei und sein erstes Liedchen. Eines Tages nun fand ich im Briefkasten wieder einen Zettel ohne Unterschrift. Zuerst wollte ich ihn in den Ofen stecken, doch rechtzeitig sprangen mir zwei Buchstaben in die Augen:
Dein H. D. ist aus dem Zuchthaus entlassen. Triffst ihn zuzeiten im Schlosspark von Friedrichroda. Na also, der Führer ist gar nicht so!
Die maschinegeschriebenen Lettern tanzten mir vor den Augen.
H.D.!
Das konnte nur einer sein … Der Name wurde in jener Zeit kaum geflüstert, geschweige denn voll ausgeschrieben … H. D. in Friedrichroda. Das war von unserem Alleben eine Stunde Fahrt. Wenn der Brief nur nicht von einem Lockspitzel der Polizei abgefasst war und mich in eine Falle zog … "Kontaktaufnahme zur illegalen Kommunistischen Partei Deutschlands" würde dann später in der Urteilsbegründung nachzulesen sein … Aber ich musste ihn wenigstens sehen, meinen H. D., komme, was wolle! Ich verwandelte mich. Ich bleichte mir das Haar mit einem Gurgelmittel, flocht mir blonde deutsche Zöpfe, rollte sie über den Ohren zu der beliebten preußischen Schneckenfrisur "Königin Luise" und kostümierte mich als Nazimaid zurecht. Treuherzig und unauffällig, Friedrichroda sollte ja von hochgestellten Sommerfrischlern aus der Reichshauptstadt wimmeln, die von den Strapazen des "Regierens" ausspannten …
Dein Vater, Hermy, war damals drei Jahre alt. Ich setzte ihm ein Sonnenhütchen auf, nahm ihn straff an der Hand und kletterte mit ihm in die Thüringerwaldbahn.
„Zeugnis zu dritt“ von Egon Richter: Erzähler gehen – gleichsam im epischen Teamwork – dem Schicksal jener Elisabeth Möbius nach; forschen, prüfen, decken Unbekanntes auf und gelangen schließlich zu einer Lösung. Und wer ist sie, die Elisabeth Möbius? Eine talentierte Pädagogin, oder einfach eine überforderte Frau? Eine Frau, deren geliebter, hochbegabter Sohn kurz vor dem Mauerbau die DDR verlässt. Eine Frau, die sich nicht damit abfindet, dass sie deshalb den geliebten Lehrerberuf aufgeben muss. Eine Frau, die Fehler gemacht hat, aber trotzig helfende Hände ausschlägt.
Hier ist eine Leseprobe, die Sie in die Welt des Autors entführt:
Keller hatte viel über alles nachgedacht: man konnte nichts Besseres tun, als der Kollegin die Internatsleitung anzuvertrauen. Es entsprach ihrem Charakter und ihrem Verhältnis zu den Kindern. Er hatte wenig Zeit, aber er hospitierte oft. Er war manchmal bei ihr gewesen, damals, als sie hergekommen war. In letzter Zeit nicht mehr, das stimmte, aber anfangs hatte er viele ihrer Stunden besucht. Er erinnerte sich noch heute an einen Wandertag und an die liebevolle Sorge, mit der sie jedes Kind umgab, wie ausführlich sie jede kleine Frage nach Blumen, Sträuchern und Tieren beantwortete. Diese Geduld war selten, diese Fürsorge bewundernswert. Es waren Eigenschaften, die im Internat die besten Früchte tragen konnten und die im hastigen Getriebe der Schulleitung oft wenig nützten und den unbefriedigt ließen, der sie besaß. Für sie war die Internatsleitung der richtige Platz. Es war wichtig, dass jeder am richtigen Platz eingesetzt wurde, dass er ihn mit größtem Nutzen für die Gesellschaft ausfüllen konnte. Keller wollte nicht, dass in diesem Land irgendwer irgendwann und irgendwo versagte. Er wollte es vor allem deshalb nicht, damit die anderen nicht auf sein Land und auf ihn deuten und sagen konnten: Seht ihr, ihr seid eben nicht fähig!
Immer fragte er sich und die anderen: Wem nützt es? Jede Entscheidung hatte von dieser Frage auszugehen, sie war Maßstab und Richtpunkt. War die Frage nicht schon zu einer Phrase geworden, oft gebraucht – aber deshalb doch nicht weniger wahr? Sie hatte doch ihre Berechtigung. Man musste nur immer wieder ihren tiefen Sinn sehen und darüber nachdenken, als höre man sie zum ersten Mal.
Überhaupt stand doch hinter jedem seiner Worte ein Gedanke. Den Vorwurf, Phrasen zu gebrauchen, konnte ihm doch niemand machen.
Keller liebte das Land, in dem er lebte, und darum hatte er es oft schwer. Die anderen drüben hatten es leichter, die Herren, sie machten im Grunde dort weiter, wo sie aufgehört hatten, immer nach altem Muster und mit den gleichen Zielen. Aber hier geschah etwas, das es in Deutschland noch nicht gegeben hatte, hier baute man ein neues Bildungs– und Erziehungssystem auf, das …
Keller unterbrach sich. Diese Worte gefielen ihm nicht. Es war doch immer zugleich ein Suchen und oft ein mühevolles Fügen von Stein auf Stein. Man müsste viel mehr Versuche machen, pädagogische Experimente, und es wäre nötig, Querverbindungen zu suchen zwischen Theorie und Praxis, enge Beziehungen herzustellen zwischen Unterricht und Produktion und jedes Mal von Neuem die Frage zu beantworten, wie dies besser zu machen sei. Neulich hatte ihm jemand empfohlen, mehr industrielle Verfahrenstechniken zu lehren. Aber das ist Unsinn! Solche Produktionsverfahren können morgen schon veraltet sein, und die Schule hat dann nur kostbare Zeit verloren. Das mit der Zeit ist überhaupt ein Problem, im Grunde ein nicht lösbares Rechenexempel.
Er hatte sich oft damit beschäftigt. Der Wissensstand der Menschheit verdoppelte sich in fünf bis sieben Jahren. Der Schule blieb nur die Möglichkeit, Teile davon zu vermitteln. Aber welche Teile … Oft genug flatterten Lehrplanänderungen auf den Tisch, jedes Jahr war vieles von dem, was gestern noch gültig schien, überholt oder neu durchdacht. Das sagte sich so schön: die Schule muss auf der Höhe der Zeit sein, aber die Höhe von heute war das Tal von morgen. Was könnte man tun, um die Schüler auf die Welt von morgen vorzubereiten?
Als er neulich eine Geschichtsstunde der Kollegin Becher besuchte, war ihm aufgefallen, nicht zum ersten Mal, aber wieder einmal, dass die junge Lehrerin vor der Klasse einen schillernden Fächer von Daten und Namen ausbreitete. Mit wie viel Gedächtnisstoff wurden die Schüler belastet! Trug das zur Entwicklung eines historischen Bewusstseins bei? Ganz sicher nicht. Er hatte lange mit der Kollegin darüber gesprochen: Der Lehrer muss entscheiden können! Er muss aus der Fülle des Materials die wesentlichen Fakten heraussuchen und mit deren Hilfe das Denken lehren und anerziehen und damit zugleich moralische Qualitäten ausbilden!
Der Lehrer brauchte Ruhe dazu und Kontinuität im Schulablauf. Keller erwartete, dass jeder den ihm zugewiesenen Platz ausfüllte und dass er überhaupt fähig war für diesen Platz. Und er fasste die Fähigkeit sehr weit. Sie beschränkte sich für ihn nicht auf spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten. Einmal, vor Jahren, als die Schule noch im Rohbau war und sie noch in drei notdürftig zurechtgezimmerten Baracken unterrichteten, hatte er einem jungen Mathematiklehrer den Stuhl vor die Tür gesetzt, weil er mit amerikanischen Zigaretten handelte. Er hatte keinen Mathematiker, und es war ihm schwergefallen. Er hatte sich beholfen und Vorwürfe einstecken müssen. Aber Lehrer mussten untadelig sein. Sie mussten in jeder Beziehung untadelig sein.
Manchmal versuchte Keller sich zu erinnern, wie die Kollegin damals ausgesehen hatte. Sie trug wohl eine bunte Flickenjacke wie die meisten Frauen und Mädchen. Aber genau wusste er das nicht mehr. Sie war wohl Brüneckes Lieblingskind gewesen, sicher wegen ihrer „reichen und tiefen Gefühlswelt“, wie der Alte sich ausgedrückt hatte. Der Professor schien ihm schon damals ein wenig sentimental zu sein, trotz seiner Erfahrungen. Brünecke hatte oft den Fleiß der Kollegin gelobt, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Liebe zu den Kindern. Aber das war lange her, über zehn Jahre, und damit allein war heute nichts mehr zu machen. Die Zeiten hatten sich geändert, sie änderten sich jeden Tag, und jeder Tag forderte andere Entscheidungen. Machte er etwas falsch?
Wahrscheinlich würde sie draußen auf dem Korridor auf Pank warten. Ihm selbst aber und seinen Kollegen misstraute sie leider, und sie hatte wohl nie das rechte Verständnis für ihn aufgebracht. Was konnte Pank nur veranlasst haben, die Kollegin ausgerechnet hierher zu schicken. Pank wusste doch, was für eine Schule dies war: ein halbes Tausend Schüler, ein halbes Hundert Lehrer und ein gutes Dutzend technisches Personal. Er musste doch wissen, dass das kein Zuckerlecken war für eine Stellvertretende Direktorin, dass das eine straffe Organisation erforderte, abgegrenzte Verantwortungsbereiche und eindeutige Zuständigkeiten und dass jeder sich da einzufügen hatte.
Gleich würden sie hereinkommen, zuerst wahrscheinlich Scharff. Er würde lächeln und sich den bequemsten Platz aussuchen. Das war so eine Äußerlichkeit. Sie war an sich bedeutungslos und zählte nicht, aber hinter Scharffs Lächeln verbarg sich Kompromissbereitschaft. Hin und wieder war es nützlich, dass Scharff diese Eigenschaft besaß, die ihm, Keller, so fremd war. Scharff wollte keinen Streit, er wünschte stets für alle Teile annehmbare Lösungen. Scharff würde nach guten und beschwichtigenden Worten suchen, sie bestimmt auch finden. Es war gut, dass Scharff da war, und es konnte einem leid tun, dass er von hier weggehen wollte. Niemand wusste genau, warum Scharff das beabsichtigte. Man hatte vergeblich auf eine Erklärung von ihm gewartet. Am Ende des nächsten Schuljahres würde er fortgehen, und jeder würde nur das Beste über ihn sagen können. Keller war sich sicher, dass er Scharff vermissen würde. Er hätte die Kollegin für Scharffs Stelle vorschlagen können, wenn sie sich geeignet hätte, aber sie eignete sich eben nicht.
Ob er sie in vielem nicht zu streng beurteilt hatte? Eines stand fest: sie war ganz sicher keine schlechte Pädagogin. Darin hatte Pank recht, und vielleicht war das der Grund, warum er sie hergeschickt hatte. Sie verfügte über eine seltene Gabe, mit Kindern umzugehen, und verstand sie ausgezeichnet zu nutzen. Jahrelang hatte das Internat keinen vernünftigen Leiter gehabt. Jahrelang war es vernachlässigt worden, und vieles dort war veränderungsbedürftig und verlangte eine ruhige, geduldige und auch liebevolle Hand. Das Internat war der noch schwache Punkt der Schule. Es war Zeit und Gelegenheit, dies endlich zu verändern. Es wäre das beste, die Kollegin dort arbeiten zu lassen, selbstständig und ungestört. Erstens wäre ihr damit geholfen, und zweitens käme es in vielen Fällen darauf an, die Menschen so zu nehmen, wie sie waren, das Beste und Klügste aus ihnen zu machen und sie dort einzusetzen, wo sie den meisten Nutzen bringen konnten. Die Übernahme der Internatsleitung war die beste Lösung für die Kollegin und für die Schule, und er hoffte sehr, dass sie das begreifen würde.
Sie war absolut nicht schlecht und steckte voller Ideen, und viele dieser Ideen waren brauchbar, manche nicht und manche noch zu sehr aus der Sicht der kleinen Dorfschule geboren, als dass sie hier verwendbar wären. Aber das alles war nicht so wichtig. Was der Kollegin in ihrer jetzigen Stellung fehlte, war das Vermögen, über ihre persönlichen Kontakte zu Schülern und Lehrern hinaus das Gesamtinteresse der Schule zu sehen und zur Grundlage für ihre Urteile und ihr Handeln zu machen. Ihm wurden die Entscheidungen nicht leicht gemacht, bewegte er doch kein totes, formbares Material, sondern Menschen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen, Ansprüchen und Leistungen. Es konnte ihm entgleiten, wenn er es nicht ordnete, streng und systematisch. Denn immer waren die anderen da, die letztgültige Entscheidungen erwarteten. In ihren Augen durfte er sich nicht irren, ihm hatte kein Fehler zu unterlaufen.
Nach Scharff würde Guschke hereinkommen, und er würde nicht lächeln. Er würde sich eher den Kopf zerbrechen. Er war ein ordentlicher Gruppensekretär, manchmal nur mit ein wenig zu viel Gemüt. Guschke suchte immer nach Wegen und besten Möglichkeiten, er war stets und ständig auf der Suche. Das war es wohl, was Guschke bisweilen zögern ließ. Das entscheidende Wort blieb oft bei ihm, bei Keller. War es wirklich nur ein Suchen, das Guschke zögern ließ?
Keller sah sich im Raum um und setzte sich an den Klubtisch. Er saß dort und hoffte, dass sie seine gut gemeinte Absicht erkennen würde, sie von einem falschen an einen richtigen Platz zu stellen. Aber Keller war sich da nicht ganz sicher. Sie sah ja so manches nicht ein, und er hatte sich oft gefragt, warum sie sich eigentlich mitunter Argumenten allzu schnell verschloss.
Als sie hierher kam, schien alles einigermaßen gut zu gehen, und er war schon fast geneigt gewesen, Panks Entscheidung vernünftig zu finden. Aber dann hatte sie diesen Mann geheiratet. Sie kannte ihn nicht, aber sie hatte ihn geheiratet. Warum hatte sie das getan? Es könnte vielleicht Einsamkeit gewesen sein, vielleicht auch Trotz, vielleicht auch Liebe. Manchmal tat sie ihm leid, und er wünschte sich, so viel Zeit zu haben, um sich um alles kümmern zu können. Aber er wusste, er hatte die Zeit nicht. Er hatte sie vor dieser Ehe gewarnt, und sie hatte nicht auf ihn gehört. Wahrscheinlich hatte sie gar keine Vorstellung davon gehabt, was es bedeutete, im Direktorium so einer Schule zu sitzen, dass da jeder auf einen schaute innerhalb und außerhalb des Hauses, dass man Maßstab war, ja ein Stück Öffentlichkeit, und dass dies Opfer verlangte, Beschränkungen selbst in der privaten Sphäre. Im Grunde hatte sie mit dieser gescheiterten Ehe ihrem öffentlichen Ansehen geschadet. Ein Lehrer hatte eben ein Vorbild zu sein, ob er wollte oder nicht.
Keller hatte nie ein Wort darüber verloren, er hatte sogar das Getuschel im Kollegium unterdrückt. Auch später, als alles vorbei war.
Manchmal war ihm schon der Gedanke gekommen, dass diese Ehe der Kollegin einen Schock versetzt hatte, den sie irgendwie auffangen musste. Vielleicht rührte daher ihre plötzliche Aktivität. Vieles von dem, was sie unternahm, war überraschend, manchmal geradezu abwegig, besonders als sie die Schülerbrigaden in ihren Klassen auflöste. Dabei handelte sie vielleicht in guter pädagogischer Absicht. Aber er durfte sich kein Schema auf drängen lassen. Ruhe und Ordnung schienen ihm unabdingbare Voraussetzungen für gute Schülerleistungen. Sie hatte Unruhe im Kollegium gestiftet. Sicher ungewollt, aber das spielte keine Rolle.
Es war Keller nicht klar, warum sie diesen Medizinalratssohn nicht durchschaut hatte. Sie war doch sonst klug und einfühlsam genug. Wie konnte sie nur die sichtbaren Leistungen als einzigen Maßstab nehmen? So etwas konnte doch trügen. Dieser Junge war unwahrhaftig, verzogen, ohne Zweifel intelligent. Er hatte nicht das Format seines Vaters, der ein hervorragender Fachmann war und das Krankenhaus mit Tatkraft leitete. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass er schon einen Vorvertrag für Hamburg in der Tasche und ein Konto auf einer Bank der anderen Seite hatte. Bei solchen Leuten wusste man das nie. Ihr Anspruch stieg bisweilen ins Unermessliche, und sie versteckten ihn hinter hohlen Bekenntnissen. Dies war es, was der Junge von seinem Vater übernommen hatte, den Anspruch, dass ihm alles zuzufallen habe und alle ihm zu hofieren hätten. Der Junge heuchelte, und seine Mitschüler wussten das. Jedenfalls ein paar, er machte das sehr geschickt. Wurde so etwas honoriert, dann machte es Schule. Breitete sich das aus, war die Erziehungsarbeit gefährdet. Und ein Mitglied der Schulleitung ließ sich blenden davon und verteidigte das auch noch! Nicht nur hier, sondern auch noch in der Öffentlichkeit. Was mochte sie zu dieser Disziplinlosigkeit veranlasst haben? Trotz, Stolz, Unvermögen?
Jedenfalls musste getan werden, was notwendig war. Das war für Keller nichts Neues. Als er aus der Gefangenschaft gekommen war, hatten sie gar nicht erst lange gefragt. Sie hatten ihn in Brüneckes Fürstenpalast gesteckt und erwartet, dass er dort alles vernünftig organisierte, auch gründlich sein Fach studierte und stets politisch vorbildlich wirkte.
Nein. Man hatte nie Rücksicht auf ihn genommen. Als das Gröbste geschafft war und er meinte, in Ruhe arbeiten zu können, da hatten sie ihn weggeholt und vor eine riesige Baugrube gestellt. Sie hatten ihm und Pank auf die Schultern geklopft und gesagt: Hieraus macht ein modernes Schulkombinat, Muster und so weiter! Und es blieb einem gar keine Wahl. Er wusste heute nicht mehr, ob er sich eine Wahl überhaupt gewünscht hatte. Er hatte den Willen, dies zu schaffen, und es gelang ihm mit Unnachsichtigkeit und straffer Organisation und hin und wieder eben auch mit schnellen und mitunter schmerzhaften Entscheidungen. Sicher hatte er manchem wehgetan und nie genug Zeit gehabt, darüber nachzudenken.
Was notwendig war, musste getan werden, auch wenn die, die es betraf, ihn nicht verstehen sollten. Auch dann, wenn sie ihn hart und herzlos und berechnend nennen sollten. Er musste, obwohl ihn manchmal die Wut packte, immer kühl und sachlich bleiben.
„Sehnsucht nach Sonne. Geschichten vom Großen Fels bis zum Stillen Ozean“ von Egon Richter erschien 1977. In Geschichten und Berichten, in Wort und Bild beschreibt dieses Buch Leben und Treiben auf dem „siebenten Kontinent“. Es erzählt vom sagenumwobenen Mangaseja und vom Ursprungsland der Indianer, von einem Pelzkaufmann, der Amerika erobern, und einem Reporter, der keinen rohen Fisch essen wollte, von einem Kaiser, der Alaska verkaufte, und einem Mann, der eine diamanthaltige Friedenspfeife rauchte, von einem Schriftsteller, der eine Eisenbahn baute und nebenbei eine Millionenstadt gründete, von dem ältesten See der Welt und dem Wunderkraut Tshen-tshen. Das Buch berichtet über einen Professor, der die Stadt seiner Vorfahren versinken ließ, und über den Kosakenhetman, der ein Tatarenreich eroberte, sowie über einen Schamanen, der sein Kostüm verschenkte. Es schildert die dramatische Rettung von Schiffbrüchigen und den Zustand eines Marineoffiziers, der eine vergessene Flussmündung wiederfand sowie die Reise in einem Flugzeug, in dem ein Schaukelpferd reitet. Von Pferdehirten, Goldgräbern und Diamantenschürfern ist die Rede, von Eiswüsten, in denen Tomaten wachsen und Milch in Kiloblöcken verkauft wird, von einem Fernsehturm, der aus einem alten Kran besteht, von Männern, die niemals Glatzen bekommen, und von einer Stadt, in der Computer Erdölfelder „errechnen“. Berichtet wird von einem See, in dem man Fische zwischen Lärchenwipfeln fängt, und von einem voreiszeitlichen Urwald, in dem Tiger und Wölfe hausen und Bären aus den Bäumen springen.
Ein Mann und eine Frau bereisen das Land zwischen Großem Fels und Stillem Ozean, kriechen ins Ewige Eis und fliegen über glühende Steppen, durchstreifen enge Straßen in alten Siedlungen und wandeln auf den breiten Boulevards neuer Großstädte. Sie lernen Unbekanntes kennen und scheinbar Unverständliches verstehen – überall treffen sie Menschen, die im Kampf mit den Unbilden der Natur einen Erdteil mit unermesslichen Reichtümern erschließen und die das einst unwirtliche Gebiet in ein Land unbegrenzter Möglichkeiten verwandeln.
Macht Sie die folgende Leseprobe neugierig auf eine Reise ins ferne Sibirien?
Der Baikal ist ein See der Superlative und der Wunder. Leider hat bisher niemand festgestellt, dass er m. E. auch der kälteste aller Seen ist. Zweifellos ist derjenige zu bewundern, der es fertig bringt, darin zu baden: die gesamte Wassermasse von der Oberfläche bis zum Grund hat in den eisfreien Monaten eine konstante Durchschnittstemperatur von 3,5 bis 4 °C. Selbst im Hochsommer erwärmen sich die obersten Wasserschichten höchstens auf 9 °C, die gleiche Temperatur, mit der Väterchen Baikal auch seine schöne Tochter Angara ziehen lässt. In der Zeit von Januar bis Mai friert der See zu, aber der Seeverkehr wird nicht eingestellt: LKW- und PKW-Trassen verbinden ein Ufer mit dem anderen, Motocrossrennen und Segelschlittenregatten werden auf der Eisfläche veranstaltet. Bevor die Transsib in ihrem kompliziertesten, weit tunnelreichsten Bauabschnitt in engem Bogen um den Baikal geführt wurde, setzte man die Waggons im Sommer auf Fähren über; im Winter verlegte man die Gleise einfach über das Eis. Im Mai springt das Eis krachend auf, der See erwärmt sich langsam und wird wieder zum flüssigen Transportelement. Doch Silinskis Behörden haben auch hier einschneidende Schutzmaßnahmen getroffen: Die Holzflößerei, die für die großen Zellulosebetriebe, Möbel- und Baukombinate unerlässlich schien, aber auf dem Baikal selbst wie auch auf seinen Zuflüssen starke Verunreinigungen verursachte, wurde vollständig auf den, wenn auch kostenaufwendigeren, Straßen- und Schienenverkehr umgelagert. Die Sowjetmacht scheut keine Mittel, den Baikal und seine Umgebung als Naturwunder, Forschungsgegenstand und „Gesundheits-Industrie“ in unverminderter Schönheit zu erhalten. In den nächsten Jahren sollen am See eine 2 000 km lange Ringstraße, Touristenzentren, Bärenjagdmotels, Sanatorien und Nationalparks angelegt werden. Rockefellers Prophezeiung wird sich nicht erfüllen. Der Baikal stirbt nicht.
„Halt mich fest, halt mich fest“, ruft Ljuba und greift nach meinem Arm, „bestimmt glitsche ich hier noch aus.“ Der Weg von den steilen Uferhöhen in den dichtbewaldeten Talkessel, in dem längs einer einzigen schmalen Straße das kleine Dorf liegt, ist lehmig und nass.
Die Sonne, die wieder von einem klaren sibirischen Himmel scheint, hat den frühen Schnee in Matsch oder Lachen verwandelt, die nur langsam aufgesaugt werden. Jenseits des Dorfes ragen fern hinter tannen- und lärchengrünen Gebirgszügen die höchsten schneebedeckten Gipfel des Baikalgebirges in das kühle Himmelsblau. Schuld an unserem stolperigen Dorfausflug ist eine braunbunte Kuh mit dem Gehabe eines ausgehungerten spanischen Arenastiers. Ljuba und ich betrachteten vom hohen Steilufer gerade staunend das unübersehbare Indigo des Baikal – nach allen einschlägigen Auskünften sollte er eigentlich grünes Wasser haben -, als plötzlich mit Gebrüll jene Kuh, eine junge Lärche samt Wurzel auf den ungewöhnlich langen Hörnern, hinter einem Langholzstapel hervorpreschte und uns in die Flucht schlug.
Auf den waldigen Bergkuppen treiben Männer und Frauen Schafe und Kühe mit scheppernden Glocken ins Dorf. Hier und da steht vor den bunt gestrichenen Holzhäusern ein Ziehbrunnen. Einige Häuser sind mit Blechplatten gedeckt, andere mit Schindeln, vereinzelte Neubauten auch mit Ziegeln. Auf einem Hof wird ein Hammel geschlachtet. Ein lehmiges Rinnsal treibt die steil ansteigende Dorfstraße herab. Nur ein knatternder hellroter Traktor, ein jaulendes Kofferradio hinter einem Brennholzstoß und ein paar messingfarbene Fernsehantennen auf den niedrigen Häusern am Berghang widersprechen Ljubas Feststellung: „Hier sieht es so aus wie in einem alten Bilderbuch!“ Und mir fällt wieder ein, was Mark in Irkutsk und Viktor in Nowosibirsk über die einsamen Taigadörfer der Pelztierjäger sagten: „Am schönsten ist es dort im Winter.“ Im Frühling und Herbst erinnern die Straßen an morastige Bergbäche – Bohlenstege auf Rundhölzern oder halbmeterhohen Pfählen dienen als Bürgersteige; die sengende Sonne des kontinentalen Sommers verwandelt den Boden in lästigen Staub und die Luft zum Lieblingsaufenthalt der großen sibirischen Mücken. Im Winter aber werden die Straßen zu schneeweißen, hart gefrorenen Pisten, die trockene Luft ist klar und frei von Insekten, in den verschneiten, immergrünen Wäldern ziehen Bär und Zobel, Eichhörnchen und Schneehase ihre Fährten – dann beginnt die Jagd. Dann öffnet die Rauchwarensammelstelle in Irkutsk den pelzbeladenen Jägern aus den Taigadörfern ihre Pforten, dann klingeln die traditionellen Troikas durch die Dörfer, und moderne Propellerschlitten gleiten über die Taigatrassen. „Im Winter“, sagte Mark einmal, „im Winter musst du kommen. Dann gehen wir bei -55° Bären schießen, wenn der Frost knackt und die heißen Pelmeni erst richtig schmecken!“ Ljuba meinte damals, zwischen 45° Plus im Sommer und 55° Minus im Winter bestände ja immerhin eine Temperaturdifferenz von über 80°, und das auszuhalten sei sie nicht imstande.
Von den weiß bemützten Bergen weht ein kalter Wind. Über Waldpfade staksen wir wieder zum Baikalufer. Nach langer Bergwanderung erreichen wir den Hafen von Listwjanka. Im flachen „Baikal“-Restaurant mit der hellblauen Holzschuppenfassade feiert eine japanische Gesellschaft Doppelhochzeit: Nachodka, der fernöstliche sowjetische „Fährbahnhof“ für die Überfahrt nach Japan, liegt ja nahebei, einige Hundert Kilometer näher als Moskau. Ljuba bestellt „eine von den tausend Fischsorten in diesem See“, bedauert, dass es weder Renke noch „gebackenen Seehund“ gibt und trinkt genießerisch das Baikalwasser, das in hohen Glaskaraffen auf den Tischen steht. Nach dem Essen sagt sie: „Komm, wir werfen Geld ins Wasser, damit Baikal zufrieden ist und wir wiederkommen dürfen.“ Nach alter Sitte klettern wir über die Ufermauer, stolpern auf den murmelgroßen Kieseln bis zum Ufer und werfen wie an Ob und Angara Kopeken und Pfennige ins klare Wasser. Nur damit, sagen die Sibirier, „erkauft“ man sich das Recht, noch einmal an den gleichen Ort zurückzukehren. Der Ufersaum des Baikal ist mit schimmernden kleinen Münzen übersät – niemand holt sie (wie etwa in Rom) mit Magneten und Tauchflossen wieder heraus.
Von Listwjanka bringt uns das Tragflügelboot „Raketa“ mit siebzig Stundenkilometern über die Angara wieder nach Irkutsk. „Es ist wie im Flugzeug!“, meint Ljuba. Und das stimmt in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur die bis zur Decke verglasten eleganten Passagiersalons der schnellen Boote, die auf zahlreichen Streckenabschnitten den Personenverkehr auf den sibirischen Strömen abwickeln, sind mit Flugzeugsesseln ausgestattet, die Bootskörper selbst erheben sich, nur das Heck eingetaucht, über die Wasserfläche und brausen, Gischtstreifen hinter sich, wie Düsenjäger dahin. Im Winter aber, wenn Sibiriens Ströme und Seen in dicke Eispanzer gehüllt sind, liegen die schnellen „Raketas“ still und nutzlos an verschneiten Ufern. Gerade dann, wenn die Flüsse des Landes zu Strudel- und stromschnellenfreien Eisbahnen weiden, sind sie unbrauchbar. Diese Tatsache hat einige Schiffskonstrukteure nicht ruhen lassen: Sie entwickelten mit dem turbinengetriebenen Luftkissenschiff „Sormowitsch“ ein stromlinienförmiges Fünfzig-Personenfahrzeug, das in der Lage ist, mit 100 km/h (!) über das Wasser und auch über Eisflächen zu „fliegen“, Ufersteigungen bis zu 5° zu überwinden und selbst dort Passagiere aufzunehmen und abzusetzen, wo es (wie in manchen einsamen sibirischen Stromsiedlungen) keine Häfen und Anlegestellen gibt. Sibiriens zukünftiger Flusstransport schwebt also über dem Wasser. Und hier hat Ljuba buchstäblich recht, wenn sie behauptet, in Sibirien läge „alles in der Luft“.
Im Augenblick allerdings ist Ljuba von einer Traube Wodka trinkender Amerikaner umgeben. Wortreich stellt sie ihnen das ferne Purjatien am anderen Baikalufer als „die Brutstätte der sibirischen Menschheit“ dar. Sie vergisst dabei, wie so oft, darauf hinzuweisen, dass es nach Meinung vieler Wissenschaftler (und nicht nur sibirischer!), darüber hinaus auch das Ursprungsland der nordamerikanischen Indianer ist. Das Baikalgebiet gilt als der Ausgangspunkt für die Besiedlung Sibiriens und (über die damals noch existierende Landbrücke nach Alaska) Nordamerikas. Die mongoloiden Ursiedler sollen von hier die Flussläufe entlang in Richtung Osten, Norden und Westen gezogen sein und sich der jeweils neuen Umgebung angepasst haben. Fernöstliche Wissenschaftler halten die paläoasiatischen Völker der Jukagiren, Korjaken, Kamtschadalen und Eskimos, nicht zuletzt ihrer Sprache wegen, für Nachfahren baikalischer und Vorfahren amerikanischer Ursiedler. Auch die Archäologie hat Anhaltspunkte für eine Völkerwanderung vom Baikal in Richtung Norden, Nordosten und Westen. Es wird angenommen, dass auf dem nordamerikanischen Kontinent keine anthropologische Entwicklung vor sich ging, sondern der Mensch ihn als homo sapiens betrat – und das einige Tausend Jahre vor Kolumbus, der – nebenbei gesagt – seinen Fuß ja nie auf amerikanisches Festland setzte, ebenso wenig wie Grigori Schelechow. Die Besiedlung, Nordamerikas erfolgte, nach Annahme vieler Archäologen, von Westen, von Ostasien nach Osten und Süden. Die: später als „Rothäute“ bezeichneten. Ureinwohner Amerikas hatten keineswegs eine rote, sondern eine bräunlich-gelbe Hautfarbe wie ihre sibirischen Verwandten. „Rot“ war nur die künstliche Kriegsbemalung. Die Trittschneeschuhe, mit denen die nordamerikanischen Indianer im Winter auf Jagd gingen, sind denen der sibirischen Ureinwohner zum Verwechseln ähnlich. Auch war es unter den „jüngeren“ sibirischen Stämmen nur bei den paläoasiatischen Tschuktschen üblich, dass sich das Amt des Schamanen ausübende Männer wie Frauen gebärdeten. Einzig bei den nordamerikanischen Indianern tauchte diese Sitte wieder auf. Selbst die wenigen Keten am Mittellauf des Jenissei, deren Sprache keinem größeren Stammesbereich zuzuordnen ist, zeigen noch heute physiognomische Züge und Merkmale, wie sie nur den amerikanischen Indianern eigen sind. Doch, wie gesagt, nicht das erzählt Ljuba den wodkaseligen Amerikanern, die alles „wonderful“ finden, das ungewohnt klare Wasser, die hohen grünen Ufer und Ljubas Englischkenntnisse. Ljuba schildert den Touristen aus Arkansas vielmehr die transbaikalische Sammlungsbewegung unter dem Mongolen Temudshin, der sich 1206 zum Dschingis Khan ausrief und von hier aus „aber bestimmt die halbe Welt“ unterwarf. Ein winziger Teil davon war das Khanat Sibir, das Jermak im Kampfe mit Kutschum eroberte. Und als stolzer „Rest“ jener Völkerschaften sind die Burjaten zu betrachten, die vom Südufer des Baikalsees aus einst ganz Ostsibirien besiedelten, einige Hundert Jahre später zu sesshaften Viehzüchtern wurden und heute in Ulan-Ude mit dem Bau des Mittelstreckenflugzeuges AN 24 begonnen haben. – Die Amerikaner lassen Ljuba und den Baikal einschließlich der Burjaten hochleben, und niemand von ihnen denkt dabei an den Gouverneur non New York, der dem Leben spendenden See, auf dem wir gerade mit D-Zug-Geschwindigkeit dahinbrausen und an dessen Ufern auch die Vorfahren der ersten Amerikafahrer geboren wurden, einen baldigen Tod vorausgesagt hat. Im Gegenteil: Hier ist alles voll zukunftsträchtiger Lebendigkeit.
Und haben Sie sich schon für ein Angebot aus dieser Post aus Pinnow entschieden? Auch wenn Weihnachten inzwischen auch schon wieder ein paar Tage her ist, lohnt sich der Klaus-Möckel-Krimi „Drei Flaschen Tokaier“ noch immer. Da am Ende alles ganz anders kommt als man denkt. Selbst die Ermittler tappen zunächst mehr oder weniger im Dunklen oder in die falsche Richtung. Bis ein überraschender Hinweis alles verändert. Viel Vergnügen bei den eigenen Ermittlungen.
Aber auch die anderen vier Sonderangebote des heutigen Newsletters lohnen das Ansehen und Zugreifen. Das gilt sowohl für die Diskussion über Traditionen in „Das Vorbild mit dem Schnauzebart“ von Günter Saalmann und die beiden Bücher von Egon Richter sowie erst recht für die Novelle „Nachtfahrten“ von Siegfried Maaß, auch wenn man sich Jahre nach der Wende immer schwerer daran erinnern kann, wie es war, als es noch hüben und drüben gab in Deutschland. Und welche Folgen das für die Menschen damals hatte.
Ansonsten hoffen wir, dass auch Sie gut und gesund durch die ersten Tage des neuen Jahres gekommen sind. Bleiben Sie auch künftig weiter vor allem schön gesund und munter. Und bleiben Sie Freundinnen und Freunde der Bücher. Auch im neuen Jahr viel Vergnügen beim Lesen. Der neue Lesestoff wird gerade zusammengestellt.
In der nächsten Woche steht auch der autobiografisch geprägte Roman „Der weiße Stuhl“ von Hans-Ulrich Lüdemann zur Auswahl. Ende Juni 1983 erwacht der Schriftsteller Jochen Vierck in einem renommierten Ostberliner Krankenhaus für Querschnittgelähmte, im Volksmund bekannt als „Waldhaus“. Vierck weigert sich strikt, seine Identität anzuerkennen. Stattdessen flüchtet er in das etwas jüngere Ego Jörg Vosslow, Hauptfigur eines gerade abgeschlossenen Romans. Ein SFB-Kameramann, der während der Weltfestspiele 1973 aus privaten Gründen beschließt, im Ostteil Berlins zu bleiben. Und was hat das alles mit dem mysteriösen „weißen Stuhl“ zu tun?
EDITION digital war vor 29 Jahren ursprünglich als Verlag für elektronische Publikationen gegründet worden. Der Verlag gibt Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) sowie Kinderbücher als barrierefreie E-Book heraus, einige auch als Hörbuch. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Bücher ehemaliger DDR-Autoren werden als E-Book neu aufgelegt. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, mehr als 1.300 Titel. Die Printsparte des Verlages war Ende vergangenen Jahres von Ralf Jordan vom Geschichtlichen Büchertisch als Imprint übernommen worden.
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