Lorenz Adlung und die sonderbare Welt der Fettgewebe
Bei Menschen, die übergewichtig sind, muss nicht automatisch das Krankheitsrisiko steigen. Hintergrund ist – das hat Lorenz Adlung herausgefunden –, dass diese sogenannten gesunden Übergewichtigen im Fettgewebe auch noch eine Menge anderer Zellen, beispielsweise solche des Immunsystems, aufweisen. „Das Fettgewebe wirkt auf den ersten Blick homogen, ist aber auf der molekularen Ebene hoch komplex und auch noch von Mensch zu Mensch unterschiedlich“, erläutert der Systembiologe. „Diese Komplexität mit mathematischen und molekularbiologischen Methoden handhabbar zu machen, das begeistert mich am allermeisten“, so Adlung.
Und weiter: „Der Schlüssel zu wissenschaftlichem Erfolg in solchen komplexen Fragen liegt in der Zusammenarbeit über Disziplingrenzen hinaus.“ Seiner Ansicht nach wird die Wissenschaft in Zukunft vor allem interdisziplinär zu großen Durchbrüchen gelangen, vor allem, indem man nicht nur in Projekte investiert, sondern in Menschen.
Wie unterstützt der Klaus Tschira Boost Fund ihn dabei, seiner Forscherneugier zu folgen? Wegen seines Labors gibt es zwar bereits die Infrastruktur für das Projekt, aber die finanzielle Unterstützung durch den Fund bietet Adlung die Freiheit, ungewöhnliche Wege auszuprobieren. Doch das ist nicht alles: „Dazu kommt das Netzwerken und das Coaching, beides hilft auch, mit Momenten des Scheiterns oder vermeintlichen Scheiterns umzugehen und zu erkennen, dass man nicht allein unterwegs ist.“
Wie entspannt man eigentlich bei so viel Wissenschaft? „Wir haben zu Hause geschätzt 3000 tropische Asseln in Terrarien mit Achatschnecken, Einsiedlerkrebsen und Rosenkäfern. Da ist unheimlich viel los und irgendwie auch nicht, das entschleunigt total“, erzählt er lachend. „Dort kann ich fünfminütige Sabbaticals machen.“
Und sonst noch? Bei seiner Doktorarbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum verspürte er eines Nachts die Neigung, seine Wissenschaft in Form von Rap für Laien zu erklären. Gut, dass damals Science Slams in Deutschland aufkamen und Lorenz Adlung auf den Zug aufspringen konnte. „Dabei habe ich gelernt, gut zu erklären auch für ein Laienpublikum. Inzwischen braucht man niemandem mehr zu erklären, warum das Spaß macht und einen voranbringt.“ Auch wenn es innerhalb der Wissenschaft noch einiges an Skepsis gibt. Das hängt seiner Ansicht nach damit zusammen, dass die erfolgreichsten Kommunizierenden aus der Forschung nun komplett in die Wissenschaftskommunikation gewechselt sind. „Da brauchen wir mehr Vorbilder, die beides machen“, meint er. Lorenz Adlung könnte so einer sein.
Der Klaus Tschira Boost Fund ist ein gemeinsames Programm der German Scholars Organization und der Klaus Tschira Stiftung zur Förderung von Forschenden der Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik.
Gestärkt werden exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch:
- flexible Fördergelder zur Schaffung von Freiräumen für eigene, riskantere sowie interdisziplinäre Projekte,
- Unterstützung beim Aufbau von (internationalen) Kooperationen und Netzwerken,
- gezielte Begleitung und Beratung zur professionellen und persönlichen Weiterentwicklung.
Ziel ist es, Karrierewege von (jungen) Forschenden flexibler zu gestalten, zu beschleunigen und eine frühe Unabhängigkeit zu fördern.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de.
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