Schwellenländeraktien 2024: „It’s politics, stupid“
„Schwellenländeraktien werden derzeit mit Bewertungsabschlägen von 30 bis 40 Prozent gegenüber ihren Pendants aus den Industrienationen gehandelt, und dies, obwohl das Gewinnwachstum in den Emerging Markets im Jahr 2024 höher ausfallen dürfte. Dies ist vor allem auf die asiatischen Schwellenländer und Unternehmen aus dem Sektor Informationstechnologie zurückzuführen“, erklärt Donald.
Die bevorstehenden Wahlen im Jahr 2024 könnten deutliche Auswirkungen auf die weltweite geopolitische Lage und globale Lieferketten haben. Sie könnten zudem die langfristigen Aussichten für Wirtschaftsreformen und die Entwicklung der öffentlichen Finanzen in einzelnen Schwellenländern haben. „Wir blicken gespannt auf das Wahljahr 2024. Als Investoren müssen wir uns auf alle Optionen vorbereiten und entsprechende Strategien entwickeln. Eine vorausschauende Asset-Allokation sollte politische Risiken bestmöglich kompensieren“, meint James Donald.
Politik kann beflügeln, birgt aber auch Risiken
Positive Impulse erwartet Donald in Indonesien und Indien: In Indonesien, dem viertbevölkerungsreichsten Land der Erde und einem wichtigen Metalllieferanten, würden beide Präsidentschaftsanwärter die wirtschaftsfreundliche Politik des scheidenden Präsidenten Joko Widodo fortsetzen wollen, wodurch Indonesien zu einem zentralen Bestandteil der globalen Lieferkette werden könnte. Ein Sieg von Indiens amtierendem Premierminister Narendra Modi für eine dritte Amtszeit würde sehr wahrscheinlich eine Fortführung des eingeschlagenen Reformkurses bedeuten und könnte zu weiterem starkem Wirtschaftswachstum führen. In den kommenden Jahren dürfte sich entscheiden, ob Indien die Chancen, die sich durch Friendshoring und China-plus-one-Strategien ergeben, für sich nutzen könne.
In einer Handvoll Schwellenländer könnten die bevorstehenden Wahlen hingegen zu einer Abkehr von der föderalen Verantwortung führen, was das Risiko der Staatsverschuldung erhöhen würde. In Südafrika beispielsweise dürfte zwar der amtierende Präsident Cyril Ramaphosa wiedergewählt werden. Es bestehe aber das Risiko, dass die Partei African National Congress zum ersten Mal seit dem Ende der Apartheid 1994 keine Mehrheit erhalte und deshalb gezwungen sein könnte, eine Koalition mit den linken Economic Freedom Fighters einzugehen. Dies könnte die ohnehin fragilen öffentlichen Finanzen des Landes weiter verschlechtern.
Ungenutzte Potentiale
Schwellenländeraktien gehören laut Donald zu den am stärksten unterbewerteten Assetklassen überhaupt. Die großen Bewertungsabschläge seien vor allem durch die niedrigen Bewertungen chinesischer Aktien zu erklären. Ohne China lägen die Abschläge der Schwellenländer im Rahmen des 10-Jahres-Durchschnitts. Derzeit werde das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den MSCI EM Index in den nächsten zwölf Monaten mit etwa dem 12-fachen gehandelt und liege damit leicht über seinem langfristigen Durchschnitt von 11,3-fach.
„Sofern keine negativen geopolitischen oder wirtschaftlichen Ereignisse eintreten, erwarten wir, dass sich der bestehende Bewertungsabschlag nach und nach verringern wird“, so der Experte. „Wir führen das auf eine Kombination aus stärkerem Gewinnwachstum, der potenziellen Steigerung der Rentabilität der Schwellenländer (bei der sich der Abstand zwischen der Eigenkapitalrendite der Schwellenländer und der der Industrieländer verringert) und der möglichen Ausweitung der Wirtschaftswachstumsprämie zurück.“
Darüber hinaus verzeichne der MSCI EM Index attraktive Dividendenrenditen von knapp unter drei Prozent – eine Entwicklung, die maßgeblich von lateinamerikanischen Energiekonzernen getragen werde. Das erwartete Ertragswachstum pro Aktie liege dieses Jahr zudem deutlich über dem der Vorjahre.
Fokus auf Indien, Indonesien, Brasilien und Mexiko
Zu den Spitzenreitern unter den Emerging-Market-Aktien gehören aus Sicht des Experten nach wie vor asiatische Unternehmen, insbesondere chinesische Internetplattformen im Entertainment- und Retailbereich. „Doch auch über China hinaus sehen wir enorme Wachstumspotentiale. Indien beispielsweise profitiert von seiner jungen Bevölkerung, während Indonesien in der globalen Wertschöpfungskette aufsteigt. Lateinamerika, besonders Brasilien und Mexiko, profitiert vom Nearshoring und ausländischen Investitionen“, sagt Donald. Die asynchrone Natur des globalen Wachstums ermögliche es Schwellenländern, enorm schnell zu wachsen, während viele Industrieländer stagnieren würden.
Stärkeres Wachstum, attraktive Preise, wachsende Erträge und steigende Aktienrenditen – aus Sicht Donalds sprechen viele Gründe dafür, im laufenden Jahr in Schwellenländeraktien zu investieren. „Wer in diese Assetklasse investiert, sollte sich zwar der geopolitischen Lage bewusst sein und mögliche Risiken einkalkulieren. Davon abgesehen steckt in den Emerging Markets ein enormes, ungenutztes Potential“, resümiert der Experte.
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