Apotheken und die wachsende Cyberbedrohung
Im Mittelpunkt dieser Bedrohung steht der kürzlich erfolgte Cyberangriff auf den US-amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya durch die bisher unbekannte Gruppe "REvil". Die Hacker erpressten ein Lösegeld in Höhe von 70 Millionen US-Dollar und führten zu erheblichen Beeinträchtigungen, nicht nur in den USA, sondern auch in Schweden. Dort mussten Hunderte von Supermärkten der Coop-Kette aufgrund der Kompromittierung von Kaseyas Abrechnungssystemen vorübergehend schließen. Dies verdeutlicht die globalen Auswirkungen von Cyberangriffen und die potenzielle Gefahr für lokale Einrichtungen.
Sicherheitsexperten weisen darauf hin, dass Apotheken nicht mehr nur als indirekte Ziele von Cyberangriffen betrachtet werden sollten. In einer zunehmend vernetzten Gesundheitsinfrastruktur könnten gezielte Angriffe auf zentrale Datentransferpunkte weitreichende Konsequenzen für zahlreiche Apotheken haben. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei vernetzte Geräte wie Nahinfrarot-Spektrometer, die als potenzielle Einfallstore für Hacker dienen können. Es wird dringend empfohlen, solche Geräte als Stand-Alone-Geräte zu nutzen, um die Sicherheitslücken zu minimieren.
Die rechtliche Verantwortung von Apotheken bei einem Cyberangriff wird unter Berücksichtigung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beleuchtet. Apotheken sind verpflichtet, Datenrechtsverstöße genau zu dokumentieren, zu melden und betroffene Kunden innerhalb von 72 Stunden zu informieren. Dies stellt Apotheken vor eine Herausforderung, da sie in kurzer Zeit spezialisierte Experten wie Datenforensiker und Datenschutzanwälte finden müssen.
Die Rolle von Cyberversicherungspolicen wird als entscheidend betrachtet, um Apotheken gegen finanzielle und operationelle Risiken bei einem Cyberangriff abzusichern. Die 72-Stunden-Klausel, die Apotheken dazu verpflichtet, binnen dieser Frist geeignete Maßnahmen zu ergreifen, wird als kritischer Aspekt betont. Versicherungspolicen sollten eine Rund-um-die-Uhr-Abdeckung mit Fachanwälten und IT-Forensikern bieten, um im Notfall sofort handeln und gesetzlichen Meldepflichten nachkommen zu können.
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Einführung des E-Rezepts wird gewarnt, dass die Cyberrisikoversicherung für Apotheken bald nicht mehr als Option, sondern als Notwendigkeit betrachtet wird. Experten betonen, dass sich Apotheken frühzeitig versichern sollten, um potenzielle Risiken zu minimieren. Diese Policen werden als essenzielle Schutzmaßnahme und als moderne Äquivalente zur Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts betrachtet.
Kommentar:
Die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe auf Apotheken erfordert eine umfassende Analyse und Stärkung der Sicherheitsmaßnahmen. Der jüngste Vorfall um den Cyberangriff auf Kaseya verdeutlicht die globalen Auswirkungen und die Notwendigkeit, lokale Einrichtungen wie Apotheken besser zu schützen. Die Empfehlung, vernetzte Geräte als Stand-Alone-Lösungen zu nutzen, ist ein vernünftiger Schritt, um potenzielle Einfallstore für Hacker zu minimieren.
Die rechtliche Verantwortung von Apotheken bei einem Datenleck und die Forderung nach Cyberversicherungspolicen sind Schlüsselaspekte in der Risikominimierung. Die Einhaltung der 72-Stunden-Frist erfordert nicht nur schnelle Reaktionen, sondern auch den Zugang zu spezialisierten Experten. Es ist daher entscheidend, dass Apotheken im Vorfeld geeignete Versicherungspolicen abschließen, die eine Rund-um-die-Uhr-Abdeckung und Zugang zu Fachleuten bieten.
Die Einführung des E-Rezepts stellt eine zusätzliche Herausforderung dar und unterstreicht die Dringlichkeit einer proaktiven Herangehensweise an Cybersicherheit. Apotheken sollten diese Warnungen ernst nehmen und sich frühzeitig absichern, um nicht nur finanzielle, sondern auch operationelle Risiken zu minimieren. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Bedrohungen geprägt ist, werden Cyberversicherungspolicen zu einem unverzichtbaren Schutzmechanismus, vergleichbar mit der historischen Bedeutung der Feuerversicherung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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