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Zinskommentar

Schon seit zwei Jahren kämpft die amerikanische Notenbank (Fed) gegen die anhaltende Inflation, doch seit 12 Monaten stagniert die Inflation auf dem Niveau von drei Prozent, und das trotz eines Leitzinskorridors in Höhe von 5,25 und 5,50 Prozent. Nachdem die Spendierfreude der amerikanischen Regierung die hohe Inflation erst auslöste, ist sie weiterhin verantwortlich dafür, dass die Preise weiterhin zu stark steigen. Und das könnte die Zinswende unnötig hinausschieben. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars wie die amerikanische Regierung und die Fed gegen- statt miteinander arbeiten.

Biden´s Inflation “Turbo“ Act

Um rund 4,5 Billionen US-Dollar stieg die amerikanische Staatsverschuldung allein im Jahr 2020 (Vgl. Abbildung 1). Die amerikanische Regierung verteilte sogar Blankoschecks an Staatsangehörige, die im Ausland lebten. Das alles, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abzufangen. Die Folge war ein Anstieg der Inflation auf bis zu knapp 9 Prozent. Nachdem die Fed die Zinsen zu spät, dafür signifikant stark anhob, entspannte sich auch die Preisentwicklung wieder langsam. Diese konnte sich bis heute nicht dem Ziel von zwei Prozent annähern. Und das liegt an der Fortsetzung der äußerst spendablen Haushaltspolitik der amerikanischen Regierung. Diese nahm neue Schulden in Höhe von über 3 Billionen US-Dollar allein in den letzten 12 Monaten auf (Vgl. Abbildung 1). Die Staatsverschuldungsquote beläuft sich inzwischen auf 120 Prozent, was einem Anstieg von 10 Prozentpunkte innerhalb von nur 4 Jahren entspricht. Der Schuldenberg wird bald 35 Billionen US-Dollar betragen. Hält die Administration an dem derzeitigen Tempo fest, muss die amerikanische Wirtschaft jedes Quartal um über 2 Prozent wachsen, um die Staatsverschuldungsquote stabil zu halten. Ein äußerst unrealistisches Unterfangen, insbesondere auf lange Sicht.

Ein Teil des Geldes ist für den sog. Inflation Reduction (IRA) gedacht. Das Gesetz sieht unter anderem Investitionen in „Energiesicherheit“ und „Klimawandel“ in Höhe von über 430 Milliarden US-Dollar vor. Zwar soll das Programm über neue Steuerreformen refinanziert werden und letztendlich das Haushaltsdefizit um $ 300 Milliarden senken, doch steht die Summe in keinem Verhältnis zu der derzeitigen massiven Ausweitung der Staatsverschuldung. Joe Biden verfolgt mit seiner Großzügigkeit sicherlich auch politische Ziele, denn die Investitionen bringen kurzfristiges Wirtschaftswachstum (Vgl. Abbildung 2) und eine geringe Arbeitslosigkeit . Eine starke Wirtschaft ist für viele Amerikaner ein gutes Argument für eine zweite Amtszeit. Der Preis dafür wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

Während die Demokraten mit Hilfe von Billionen von US-Dollar an einer starken Wirtschaft und einer zweiten Amtszeit arbeiten, versucht die Fed mit hohen Zinsen die Inflation in Griff zu bekommen. Doch die hohen Zinsen scheinen angesichts der massiven Ausgaben nur begrenzt zu wirken. Die US-Regierung trägt mit dazu bei, dass die Wirtschaft eher heißer läuft, obwohl diese abkühlen müsste, um die Preissteigerungen abzusenken. Die Unabhängigkeit der Fed lässt auch keine Beeinflussung der Regierung zu. Politiker sollten eigentlich verstehen, dass man Inflation nicht mit mehr Geld bekämpft, sondern mit weniger. So gesehen wird aus dem Inflation Reduction Act leider ein Inflation Turbo Act.

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