Energie- / Umwelttechnik

Tödlicher Lärm in den Meeren – zum „Internationalen Tag gegen Lärm“

Am 24. April ist der „Tag gegen Lärm – International Noise Awareness Day“. Er wurde 1996 vom Center for Hearing and Communication (CHC) aus den USA ins Leben gerufen. Mit dem Tag gegen Lärm soll das Bewusstsein für schädliche Auswirkungen von Lärm auf das Gehör, die Gesundheit und die Lebensqualität der Bevölkerung geschärft werden. In Deutschland gibt es den Anti-Lärm-Tag seit 1998. Das diesjährige Motto in Deutschland lautet: „Ruhe gewinnt, die Zukunft beginnt“.

Zum diesjährigen Tag gegen Lärm macht die Deutsche Stiftung Meeresschutz darauf aufmerksam, dass immer mehr Lärm nicht nur an Land, sondern auch in den Meeren zu einer krank machenden, mitunter tödlichen Umweltbelastung geworden ist.

Im Meerwasser breiten sich Schallwellen 4- bis 5-mal schneller aus als in Luft

Besonders sich vorwiegend akustisch orientierende Meerestiere wie Wale und Delfine sind vom Lärm im Meer betroffen. Wenig erforscht sind bisher die Auswirkungen von Lärm auf Knochen- und Knorpelfische oder Meeresreptilien wie Meeresschildkröten.

Lärmquellen im Ozean sind dabei ebenso vielfältiger Natur wie Lärmquellen an Land:

  • militärische Sonare
  • Unterwassersprengungen von Altmunition
  • militärische Übungen oder Gefechte bei kriegerischen Auseinandersetzungen
  • Lärm von Schiffspropellern und Fahrgeräuschen der internationalen Handelsflotten, von Kreuzfahrtschiffen und Freizeitbooten
  • 3D-Fächersonare zur Suche von Rohstoffquellen (Öl und Gas) im Meeresboden (Airguns)
  • Rammarbeiten beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen

Mittelmeer und Nord- und Ostsee sind lärmintensive Lebensräume

Das Mittelmeer und die Nord- und Ostsee gehören zu den am stärksten mit Lärm belasteten Meeresgebieten. Wenn Meeressäuger wie Delfine oder Schweinswale Hörschäden erleiden, sind sie weniger erfolgreich bei der Jagd. Zudem können Kälber den Kontakt zur Mutter verlieren, wenn diese schwerhörig ist.

„Lärm verursacht Stress, schädigt das Immunsystem der Tiere, vertreibt sie aus ihren Lebensräumen und senkt ihren Fortpflanzungserfolg. In der Folge von militärischen Sonareinsätzen oder Minensprengungen kommt es immer wieder zu Massenstrandungen“, erklärt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.

Im Februar 2023 strandeten an der Westküste Zyperns 12 der extrem tief tauchenden Cuvier-Schnabelwale nach einer Marineübung im östlichen Mittelmeer.

Im August 2019 stranden 24 Schweinswale, nachdem die Bundesmarine im Meeresschutzgebiet Fehmarnbelt zu Übungszwecken 42 britische Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt hatte.

Weitreichende Störungen beim Einsatz von Airguns bei seismischen Untersuchungen des Meeresbodens

Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zeigte bereits 2014, dass die impulshaften Schallemissionen von Airguns (Schallkanonen) noch in 2.000 Kilometern Entfernung Meeressäuger stören. Airguns kommen zum Einsatz, um Gas- und Ölfelder im Meeresboden zu lokalisieren. Der Störeffekt kann dabei sowohl die Physis als auch die Psyche der Tiere verschlechtern.

In Entfernungen ab 1.000 km wandeln sich die ursprünglich sehr kurzen Schallimpulse zu einem kontinuierlichen Rauschen. Das kann die Verständigung von Delfinen und Walen auf nur ein Prozent des natürlichen Verständigungsraumes einengen. Es ist, als ob man sich plötzlich ohne künstliche Beleuchtung in ständigem Dämmerlicht zurechtfinden müsste.

Blue Speeds: Langsamere Schiffe erzeugen weniger Lärm und Klimagase

Im März 2021 legte das belgische Umweltministerium zwei Studien vor, die zeigten, dass bei einer Senkung der Fahrgeschwindigkeit von Frachtschiffen um 25 % nicht nur signifikant weniger Klimagase und Ruß entstehen. Auch das Ausmaß des Unterwasserlärms sinkt deutlich. Zudem hätten große Wale bessere Chancen, den für sie meist tödlich verlaufenden Kollisionen mit Schiffen zu entgehen, wenn Schiffe mit drei Viertel ihrer Maximalgeschwindigkeit, der sogenannten Blue Speed, fahren.

Das Blaue Manifest: Für weniger Lärm in den Meeren

Mit dem auch von der Deutschen Stiftung Meeresschutz unterstützten Blauen Manifest fordern 102 Umweltschutzorganisationen eine deutliche Verringerung des Nutzungsdrucks auf europäische Meere bis 2030.

Die Organisationen betonen, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um größere, irreversible Schäden abzuwenden.

Über Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)

Die Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM) ist eine Treuhandstiftung, die 2007 gegründet wurde. Ziel unserer Arbeit ist es, der Ausbeutung der Weltmeere und der Vernichtung ihrer Bewohner etwas entgegenzusetzen. In Kooperation mit engagierten Forschern und Organisationen rund um den Globus fördern und verwirklichen wir Projekte und Aktionen zum Erhalt des Lebens in den Meeren. Ermöglicht wird dies durch Spenden.

Wir sind Mitglied im europäischen Meeresschutzbündnis Seas At Risk (SAR / seas-at-risk.org), in der Deep Sea Conservation Coalition (DSCC / deep-sea-conservation.org) und sind Netzwerkpartner der UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung (2021 – 2030) in Deutschland (Ozeandekade / ozeandekade.de).

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