Libanon: ADRA setzt sich für die Gesundheit und Würde von Frauen ein
Wenn Frauen und Mädchen während der Periode nicht die Möglichkeit haben ihre hygienischen und sanitären Bedürfnisse zu decken, können Infektionen entstehen. Sie können zudem während ihres Zyklus nicht oder nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie verpassen beispielsweise wichtige Unterrichtstunden in der Schule oder können ihrer Arbeit nicht nachgehen. Kurz- und mittelfristige Maßnahmen sollen Frauen helfen, einen Ausweg aus der derzeitigen Krise zu finden. Im Bezirk Baalbek im Norden des Landes verteilt ADRA Hilfspakete mit Hygieneartikeln und Menstruationsprodukten an 180 Frauen und Mädchen. Ein Hilfspaket enthält neben Einweg-Damenbinden, Unterwäsche, Handtücher, Seife, Shampoo, Waschpulver, Wasch- und Bleichmittel zudem wiederverwendbare Damenbinden aus recyclebarem Material, um örtliche Müllproduktion zu minimieren und die Umwelt zu schonen. Im Laufe des Projektes erhält jede Person zwei Hilfspakete, um ihre Grundbedürfnisse zehn Monate lang decken zu können. Durch die Verteilung der Hygieneartikel sollen die Würde und öffentliche Teilhabe von Frauen, Müttern und Mädchen, die sich in schwierigen Umständen befinden, gestärkt werden. Die Hilfe werde gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der begünstigten Gemeinden umgesetzt, informiert ADRA Deutschland.
Stärkung der Gleichberechtigung
Gleichzeitig werden Sensibilisierungssitzungen über Menstruationsgesundheit und Hygienepraktiken mit Frauen und Mädchen abgehalten. Die Hygieneprodukte die sie erhalten, werden ihnen vorgestellt, sowie über die Vorteile von wiederverwendbaren Binden gesprochen. Außerdem tauschen sich die Teilnehmerinnen in den Sitzungen über Probleme im Alltag aus und entwickeln gemeinsame Lösungsansätze, um als gleichberechtige Partnerinnen in der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert zu werden. Damit Frauen wieder ihren Lebensunterhalt bestreiten können, lernen sie in Weiterbildungskursen neue Fähigkeiten, die sie auf dem Arbeitsmarkt unter Beweis stellen können. Sie werden zudem ermutigt ein kleines Geschäft zu eröffnen, um eigenes Geld zu verdienen. Dafür erhalten sie eine finanzielle Starthilfe sowie Beratung in Unternehmensführung.
Die Hilfe komme Frauen und Mädchen zugute, die von anderen Hilfsorganisationen keine Unterstützung erhalten hätten, so ADRA Deutschland. Auch die „Aktion Deutschland hilft“ unterstütze das Projekt. Spenden für dieses Projekt sind über das ADRA-Spendenformular https://adra.de/spenden/ möglich.
Nachstehend die Schilderung eines typischen Schicksals:
Die Geschichte von Abeer
Abeer ist ein 16-jähriges Mädchen in der 9. Klasse in Baalbek im Libanon. Sie ist ein echtes Vorbild für Stärke und Willen, obwohl sie mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Inmitten einer schwierigen Familiensituation, einschließlich einer angespannten Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, macht Abeer unbeirrt mit ihrer Ausbildung weiter. Sie hat sowohl verbale als auch körperliche Verletzungen erlitten und beweist dennoch bemerkenswerten Mut. Sie nimmt an allen Unterrichtsstunden teil, um mehr über Frauenrechte, Menstruationshygiene und die Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu erfahren.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Familie durch den Gesundheitszustand des Vaters in eine finanzielle Krise geraten ist. Aufgrund eines Bandscheibenleidens kann er nur eingeschränkt arbeiten und Geld verdienen. Trotz all dieser Schwierigkeiten bleibt Abeer nicht nur in der Schule am Ball. Sie ist außerdem eine psychische und emotionale Stütze für ihre Geschwister. Trotz all dieser Belastungen und Widrigkeiten beeindruckt Abeer durch ihre unerschütterliche Begeisterung fürs Lernen und konzentriert sich auf ihren Unterricht an der staatlichen Schule in Baalbek.
Ein wichtiger Lichtblick dabei ist das Unterstützungsprogramm von ADRA, das Abeer sowohl in pädagogischer als auch in psychischer Hinsicht als Rettungsanker dient. Sie berichtet, dass sie durch das Programm viel über den Menstruationszyklus gelernt hat, da sie während ihrer Periode mit hormonellen Problemen zu kämpfen hatte.
Abeer dankte dem Team von ADRA, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr geholfen haben, ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Sie möchte im ADRA-Zentrum Baalbek die Klassen der Sekundarstufe besuchen und ihre Ausbildung fortsetzen.
Auch Abeers Mutter, die auf der Suche nach einer Arbeit ist, um ihre Familie mit dem Nötigsten zu versorgen, nimmt an den Sitzungen des Projekts teil. Sie ist dankbar, dass ihr diese Treffen die Möglichkeit geben, als Frau einen aktiven Beitrag in ihrer Gesellschaft zu leisten. Sie ermutigt andere Frauen, an dem Projekt teilzunehmen. Abeers Mutter nimmt an Kursen in Kosmetik und Teppichweben teil, um sich so eine berufliche Perspektive zu schaffen.
Über ADRA
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfswerk ADRA (Adventist Development and Relief Agency) wurde 1956 gegründet und führt weltweit Projekte der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe in Katastrophenfällen durch. ADRA ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation und wird von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen. ADRA International besteht aus einem weltweiten Netzwerk mit 118 eigenständigen nationalen Büros und etwa 7.500 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Informationen: www.adra.org.
ADRA Deutschland e. V. mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt wurde 1987 gegründet und hat rund 50 Angestellte. ADRA Deutschland ist unter anderem Gründungsmitglied des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), der „Aktion Deutschland Hilft“ und „Gemeinsam für Afrika“. Informationen: www.adra.de.
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