Barmer Theologische Erklärung: Strahlkraft für Kirchen weltweit
In ihren Grußworten unterstrichen Präses Dr. Thorsten Latzel von der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vizepräsident Ulf Schlüter von der Evangelischen Kirche von Westfalen die Bedeutung der Barmer Theologischen Erklärung als wichtigstes Dokument für den heutigen Protestantismus in Deutschland.
Weltweite theologische Bekenntnisse im Geist der Barmer Theologischen Erklärung
Dr. Andar Parlindungan, Generalsekretär der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), beleuchtete in seinem Grußwort die weltweite Strahlkraft, die die Barmer Theologische Erklärung bis heute für die Kirchen im globalen Süden hat. „Kaum ein theologisches Dokument hatte mehr Einfluss auf die weltweite Christenheit als die Barmer Theologische Erklärung. Vielleicht ist der Nachhall der Erklärung für die Kirchen im Süden sogar inspirierender, motivierender und anregender als in Europa und Deutschland, wo sie entstanden ist“, so der leitende indonesische Missionstheologe.
Als Beispiele nannte er das Bekenntnis von Belhar aus dem Jahr 1982, das die schwarze christliche Gemeinschaft im südlichen Afrika dazu inspirierte, sich gegen die rassistische Politik der Apartheid durch den Staat und seine Politik der weißen Vorherrschaft zu erheben. Aber auch die Menschen in seiner eigenen Kirche, der Protestantischen Toba-Batak-Kirche in Indonesien, fühlten sich durch die Barmer Theologische Erklärung Ende der 1990er Jahre ermutigt, Widerstand zu leisten gegen die interventionistische, diktatorische Regierung unter Suharto, der die kritische Stimme seiner Kirche für die Armen und Unterdrückten zum Schweigen bringen wollte.
Zudem enthielte das Bekenntnis von Accra den Geist der Barmer Theologischen Erklärung. Kernteil des auf der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra (Ghana) im August 2004 verabschiedeten Bekenntnisses ist eine Erklärung gegen wirtschaftliche Ungerechtigkeit und ökologische Zerstörung. Nicht zuletzt diente die Erklärung auf der Klimakonferenz 2019, die die VEM gemeinsam mit der KiHo, der Evangelischen Mission Weltweit, Brot für die Welt und dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Wuppertal veranstaltete, als Grundlage für Diskussionen und der daraus abgeleiteten Empfehlungen.
Aufgabenstellungen für die Kirche heute
Den im Publikum zahlreich anwesenden leitenden Theolog*innen gab Parlindungan zwei Aufgabenstellungen mit, die sich seiner Ansicht nach aus 90 Jahren Barmer Theologische Erklärung heute ergeben:
Angesichts der aktuellen Zunahme von rassistischer Gewalt und Sympathien für migrantenfeindliche Parteien, forderte er die evangelische Kirche in Deutschland auf, mutiger gegen rechtspopulistische, rechtsextreme, rassistische, minderheitenfeindliche und völkisch-nationalistische Einstellungen einzutreten.
Außerdem sei er als Vertreter der internationalen christlichen Gemeinschaft besorgt darüber, dass die deutschen Kirchen aufgrund von Sparmaßnahmen ihre Unterstützung für die Realitäten von Armut, Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierung im globalen Süden zurückfahren. „Seit 90 lehrt uns die Barmer Theologische Erklärung, hoffnungsvoll zu bleiben und dass die Kirche niemals aussterben wird, solange sie auf der Seite der Opfer und Marginalisierten steht. In der weltweiten Kirche finden die Menschen Hoffnung, Schutz und Sicherheit, weil sie in der Kirche Christus finden“, so Parlindungan.
Seiner Meinung nach werde eine Kirche, die ihre Aufmerksamkeit nur auf Budgetfragen richtet, bedeutungslos und für ihre Mitglieder unattraktiv, weil sie nur für sich selbst steht und keinen wirklichen Einfluss auf die Christenheit und globale Gesellschaft ausübe. Hier wünsche er sich, dass die Barmer Theologische Erklärung die Kirche heute dazu inspiriere, mutig für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten und dabei die weltweite Gemeinschaft der Gläubigen zu stärken.
Historischer Hintergrund der Barmer Theologischen Erklärung
Am 31. Mai 1934 verabschiedeten 139 Delegierte der Barmer Bekenntnissynode die „Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche“ in der Gemarker Kirche im Wuppertaler Stadtteil Barmen. Gemeinsam formulierten Lutheraner, Reformierte und Unierte sechs Thesen, mit denen sie sich gegen die vom Nationalsozialismus beeinflusste Theologie und Kirchenpolitik der „Deutschen Christen“ wendeten. Sie formulierten sechs Thesen, in denen sie ihr Bekenntnis zu Gott und den unverrückbaren Grundwahrheiten des evangelischen Glaubens zum Ausdruck brachten. Sie richteten sich damit gegen die falsche Theologie und das Kirchenregime der „Deutschen Christen“ und grenzten sich so von der nationalsozialistischen Weltanschauung ab.
Das Originaldokument der Barmer Theologischen Erklärung wird vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen verwahrt.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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