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„EZB und Fed dämpfen Hoffnung auf schnelle Zinswende“ – der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Ende Juli hat die amerikanische Notenbank (Fed) das erste Mal die Gelegenheit, der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu folgen. Eine Zinssenkung der mächtigsten Notenbank der Welt hätte große Strahlkraft und würde die globale Zinswende endgültig einleiten und im Zweifel gar beschleunigen. Doch Marktbeobachter erwarten ein Festhalten des geldpolitischen Kurses. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, warum die Fed und die EZB noch zögern, die Zinsen (weiter) zu senken.

EZB und Fed dämpfen Hoffnung auf schnelle Zinswende

Seit der letzten Leitzinssenkung Anfang Juni hatte die EZB bereits Mitte Juli die Möglichkeit, eine weitere Lockerung vorzunehmen. Ein weiterhin bestehender Inflationsdruck, insbesondere für Dienstleistungen, veranlasste die EZB dies nicht zu tun, denn die Inflation fiel zuletzt nur leicht von 2,6 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent im Juni. Die Kerninflation stagnierte auf einem Niveau von 2,9 Prozent. Die EZB erwartet auch keine Änderung der aktuellen Lage, zumindest in absehbarer Zeit. Erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erwartet die EZB eine sichtbare Annäherung an das Inflationsziel von zwei Prozent. Damit sollte die Zinswende wesentlich langsamer fortschreiten, als die Zinsen in den letzten Jahren gestiegen sind.

Am 31. Juli wird sich zeigen, ob die Fed dem Schritt der EZB folgt und auch eine Zinswende einleitet. Anzeichen dafür gibt es jedoch nicht. Rund 98 Prozent der Marktbeobachter erwarten einen Verbleib auf dem derzeitigen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent. Das ändert sich aber drastisch für die darauffolgende Sitzung im September. Dort erwarten 92 Prozent eine Senkung des Zinskorridors um 25 Basispunkte. Diese Einschätzung wird unterstützt von einem abnehmenden Inflationsdruck innerhalb der letzten drei Monate. So fiel der Inflationsindex CPI (Consumer Price Index) von 3,5 Prozent im März auf 3,0 Prozent im Juni. Wie in der Eurozone liegt auch die Kerninflation in den USA leicht über der Inflation (3,3 Prozent gegenüber 3,0 Prozent). Auch hierfür werden die hohen Preise für Dienstleistungen verantwortlich gemacht. Der für die Fed präferierte Inflationsindex PCE (Personal Consumption Expenditure Price Index) lag im Mai mit 2,6 Prozent unter dem CPI (3,3 Prozent).

Sparer dürften sich an dem zögerlichen Verhalten der Notenbanken erfreuen, denn die Zinsen könnten deutlich langsamer fallen, als sie gestiegen sind. Bis wir auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren, könnten noch Jahre vergehen. Der Inflationsdruck hält sich hartnäckig und verhindert eine beschleunigte Zinswende. Zudem wird die EZB abwarten wollen, um zu sehen, wie sich die erste Zinssenkung im Juni auf die Inflationsentwicklung auswirkt. Und das bedarf Zeit. Sollte im Herbst in den USA eine Rezession eintreten, so können die Kurzfristzinsen, und somit auch die Leitzinsen, sehr schnell Richtung Süden laufen.

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