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Berufsmonitoring: Was jungen Ärzten wirklich wichtig ist

Medizinstudierende wünschen sich mehr Teilzeitmodelle und flexible Arbeitszeiten, berufliche Chancen nah bei ihren Heimatorten, mehr interprofessionelle Zusammenarbeit oder eine verbesserte Wissensvermittlung bei Digitalisierungsprojekten schon während der Ausbildung. Das und weitere Aspekte, was jungen Ärztinnen und Ärzten heute wichtig ist, ergab die vierte Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unter 8.600 Medizinstudierenden.

Zwischen Praxis und Privatleben

Immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte stellen ihre Karriere zugunsten der Familie zurück und bevorzugen Teilzeitarbeit. Diese Entwicklung unterstreicht den zunehmenden Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance unter den Studierenden – und erschwert es Krankenhäuser und Praxisinhaber zusätzlich, offene Stellen zu besetzen und geeignete Nachfolger zu finden. Das führt zu Verknappung der verfügbaren Arbeitsstunden, was sich wiederum auf die medizinische Versorgung auswirken kann.

Worauf es jetzt ankommt

Die Ergebnisse der Befragung zeigen nicht nur, dass junge Ärztinnen und Ärzte zunehmend flexible Arbeitszeiten und Teamarbeit schätzen. Auch die Bereitschaft zur interprofessionellen Zusammenarbeit ist hoch. Mehr als die Hälfte der Jungmediziner können sich eine Tätigkeit in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren vorstellen, am liebsten in ihrer Heimatregion. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollten daher die ambulante vertragsärztliche Versorgung strukturell weiterentwickeln.

Doch kann das den Mangel an Vollzeitäquivalenten im Gesundheitswesen verbessern? Oder braucht es neue, kreative Lösungen, um den Rollenkonflikt zwischen Beruf und Familie aufzulösen? An dieser Stelle wird der Ausbau der Digitalisierung die Zukunft des Arztberufes entscheidend beeinflussen.

Spagat zwischen digital und nah

Die Digitalisierung bietet in der Medizin große Effizienzpotenziale, beispielsweise durch Telemedizin und Deep Learning, um die medizinische Versorgung und die Work-Life-Balance des Personals zu verbessern. Trotz dieser Chancen wird die Digitalisierung bislang nur unzureichend umgesetzt. Mut zur Transformation ist dennoch gefragt: 81 Prozent der Medizinstudierenden sehen Verbesserungen bei Diagnosemöglichkeiten und Arbeitsorganisation, fühlen sich aber schlecht vorbereitet, da die Ausbildungsstätten diese Themen im Studium bestenfalls am Rande behandeln. Dabei sei es essenziell strukturelle Weiterentwicklung voranzutreiben und zukünftige Ärztinnen und Ärzte nicht nur in der Anwendung auszubilden, sondern auch für Cybersecurity zu sensibilisieren und bereits in der Aus- und Weiterbildung aktiv einzubinden.

Beispiel: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Deutschland war und ist mit der „App auf Rezept“ internationaler Vorreiter. Die DiGA kommen der Gesundheitsversorgung unmittelbar zugute. Ob Dokumentation von chronischen Beschwerden, Kommunikation mit dem Arzt oder zertifizierte Videos: Die offiziell als Medizinprodukte zugelassenen „Apps auf Rezept“ bündelt digitale Gesundheitsanwendungen. Mit einem „Fast-Track“ Verfahren prüft das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Anträge neuer Produktanbieter innerhalb von drei Monaten auf Qualität, um einen schnelleren positiven Effekt auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten durch mehr Produkte anzubieten. Bei der Prüfung geht es beispielsweise um die Sicherheit und Funktionstauglichkeit der Anwendungen. Dennoch ist auch im vierten Jahr nach Einführung des „Fast-Tracks“ beim BfArM die Bilanz in Anbetracht der Erwartungen und des zweifelsohne großen Potenzials für die Versorgung von Ernüchterung geprägt, so die Sicht des GKV-Spitzenverbands (Spitzenverband Bund der Krankenkassen, Drucksache 20/10549 vom 27.02.2024). Aktuell seien DiGA kaum in bestehende Versorgungspfade eingebettet. Darüber hinaus sei ihr Nutzen zu Beginn der Anwendung für Ärzte und Patientinnen und Patienten oft unklar. Das führt dazu, dass sie DiGA weiterhin nur selten verordnen.

Die Schere zwischen Digitalisierung und Umsetzung

Häufige Softwareabstürze, komplexe und undurchsichtige Programme und instabile Internetzugänge verschärfen die Arbeitsbelastung in vielen Praxen und Krankenhäusern. Der hohe logistische Aufwand, finanzielle Engpässe und eine überbordende Bürokratie sind weitere Hürden bei der Umsetzung eines digitalen Gesundheitswesens. Die junge Generation sieht in der Telemedizin zwar Vorteile, doch 41 Prozent der Befragten befürchten auch eine Patientenabfertigung und eine Verschlechterung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Unwissenheit führt oft zu Skepsis gegenüber neuen Technologien. Daher ist es notwendig, bereits während des Studiums verstärkt für diese Themen zu sensibilisieren und auszubilden. Darüber hinaus ist die Fähigkeit, etwa Cybersicherheitskompetenzen zu entwickeln, bereits in der Ausbildung unerlässlich. Nur so lässt sich etwa die Sicherheit von Patientendaten gewährleisten.

Fazit

Die Digitalisierung bietet ein großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Allerdings sind Krankenhäuser und Praxen derzeit nicht ausreichend auf die Datensicherheit vorbereitet. Bevor Telemedizin mit Deep-Learning-Algorithmen die Diagnostik vorantreiben und die somit die Work-Life-Balance der nächsten Ärztegeneration erleichtern kann, sind zunächst die Weichen für eine flächendeckende Digitalisierungsinfrastruktur zu stellen.

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