„Unsichere Förderpolitik verstärkt Krise der Gebäudesanierung“
„Wir sind ernsthaft besorgt, dass wir in einen dramatischen Mangel an Energieberaterinnen und Energieberater schlittern“, stellt DEN-Vorständin Dipl.-Ing. Marita Klempnow fest. „In Berlin scheinen viele Entscheider immer noch nicht erkannt zu haben, dass der Erfolg von Förderprogrammen und die Motivation von Bauherren, in ihre Immobilien zu investieren, entscheidend mit den beratenden Effizienzexperten zu tun haben. Energieberaterinnen und Energieberatern kommt eine Schlüsselfunktion bei der Umsetzung von Klimazielen zu. Wenn man diese Multiplikatoren durch Überregulierung, mangelnde Unterstützung oder ein unzuverlässiges wirtschaftliches Umfeld gefährdet, stellt man die eigenen größeren energie- und klimapolitischen Ziele in Frage.“
Die Vorständin verweist auf den bereits jetzt bestehenden Mangel an Fachkräften, der sich auch in den Reihen der Energieberaterinnen und Energieberater bemerkbar mache. „Wenn jetzt auch noch durch kurzsichtige Entscheidungen unser Fachkräftenachwuchs wegbricht, wird dies dramatische Folgen haben. Derzeit entwickeln wir im Deutschen Energieberater-Netzwerk und in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren ein Berufsbild für Energieberaterinnen und Energieberater. Es geht darum, sich mit anerkannten Abschlüssen eine berufliche Zukunft in einem immer wichtiger werdenden Bereich zu schaffen. Dies funktioniert aber nur, wenn die politischen Grundlegenden und wirtschaftlichen Voraussetzungen dazu gegeben sind.“
Marita Klempnow betont, dass die Ausbildung zur Energieberaterin oder zum Energieberater eine teure Angelegenheit sei und im Wesentlichen nicht gefördert werde. Im Gegensatz zur Meisterausbildung gebe es für die Energieberater-Ausbildung noch nicht einmal BAföG. Wer sich also für praxisorientierte Lehrgänge entscheide, wie sie etwa von der DEN-Akademie angeboten werden, greife in die eigene Tasche und investiere in die eigene Zukunft. Klempnow: „Dieser Beruf ist ausgesprochen wichtig und attraktiv. Wenn die Ausbildung zu unabhängigen und kompetenten Energieberatenden einheitlich und übersichtlich organisiert wäre, würden sich wohl viele junge Leute für diese Laufbahn entscheiden. Nicht zuletzt, weil in den kommenden Jahren viele ältere Kolleginnen und Kollegen ihre Büros in jüngere Hände legen wollen. Es wäre fatal, wenn diese Büros mangels Nachwuchses schließen müssten und die umfangreiche Expertise zur Gebäudesanierung verloren ginge.“
Die Ingenieurin drängt darauf, die derzeit völlig unplanbare Förderung im Bereich der Energieberatung und Gebäudeenergieeffizienz neu zu organisieren und auf eine sichere Basis zu stellen, weil anderenfalls der Fachkräftemangel massiv verstärkt werde. Klempnow: „Diese Neuorganisation wäre auch ökonomisch sehr sinnvoll, denn sämtliche Förderprogramme im Gebäudebereich haben erhebliche volkswirtschaftliche Effekte zur Folge. Die Aufwendungen für die Energieberatung werden allein schon durch die Mehrwertsteuereinnahmen bei den ausgelösten Sanierungsmaßnahmen kompensiert. Wenn die Politik und bestimmte Ministerien diese dramatische Situation nicht erkennen und heute gegensteuern, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie massive Akzeptanzprobleme bei der Gebäudesanierung verursachen und deshalb morgen ihre manchmal vollmundig formulierten Klimaziele kassieren können.“
Das Lehrgangsprogramm der DEN-Akademie findet sich hier.
Es umfasst auch Grundausbildungslehrgänge zur Listung für die Energieeffizienz-Expertenliste für die Förderprogramme des Bundes.
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. ist ein Zusammenschluss über 1.200 Ingenieuren, Architekten und Technikern. Alle Mitglieder verbindet das gemeinsame Arbeitsgebiet der Beratungs- und Planungsleistungen zur effizienten Energienutzung und Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand, der Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie für Kommunen. Ihre Beratung erbringen sie neutral und unabhängig.
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