Energie- / Umwelttechnik

„Oft fehlt es Unternehmen an Datengrundlagen“

Wie viele CO₂-Emissionen entstehen durch mein Produkt? Und was bedeutet eigentlich klimaneutral? Eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie gewinnt für die Kunststoffbranche zunehmend an Bedeutung und ist unerlässlich, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und die Reputation zu stärken. Mit unterschiedlichen Normen und Bilanzierungsmethoden, fällt es Unternehmen oft schwer, den Überblick zu behalten, um Konsumenten sowie Stakeholdern verlässliche Zahlen präsentieren zu können. Das Kunststoff-Zentrum SKZ unterstützt hierbei. 

Wirksamer betrieblicher Klimaschutz beginnt mit dem CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens (CCF) oder eines Produktes (PCF), denn sie sind die Grundlage für einen nachhaltigen Klimaschutzplan. Die Kunststoffindustrie arbeitet intensiv am Klimaschutz und die Erstellung einer CO₂-Bilanz ist ein wichtiger Schritt, um die Umweltauswirkungen eines Unternehmens und dessen Produkte zu verstehen und zu reduzieren. Das Kunststoff-Zentrum SKZ fungiert hierbei als Wegbereiter für die Kunststoffbranche und unterstützt Unternehmen bei der Berechnung und Prüfung des CO₂-Fußabdruckes. Welche Möglichkeiten das Forschungsinstitut Unternehmen bietet, erklärt Antonia Ivanda, Scientist in der Gruppe Nachhaltige und Zirkuläre Produkte am Kunststoff-Zentrum, und stellt sich unseren Fragen.

SKZ: Worin besteht der Unterschied zwischen PCF, CCF und Nachhaltigkeitsbericht?

Antonia Ivanda: Während der PCF (Product Carbon Footprint) Auskunft über die Emissionsbilanz eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus gibt, quantifiziert der CCF (Company Carbon Footprint) die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens unter Berücksichtigung der gesamten Geschäftsaktivitäten. Der PCF ist ein wichtiges Tool für die Produktentwicklung, um umweltfreundlichere Produkte zu entwickeln oder bestehende Produkte zu optimieren. Der CCF ist für ein gesundes Nachhaltigkeitsmanagement eines Unternehmens von großer Bedeutung und wird auch für die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die die EU beschlossen hat, herangezogen. Die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung greift ab 2025 für große Unternehmen und ab 2026 für kapitalmarktorientierte KMU. Die Europäische Union hat Normen für die Berichtserstattung festgelegt, die als EU Sustainable Reporting Standards (ESRS) bekannt sind. Diese Standards beschreiben, welche Kennzahlen für die Berichtserstattung verwendet werden sollen, und es ist eine beeindruckende Anzahl von 1231 Stück. Es ist jedoch ausreichend, die „Kern“-Kernzahlen des jeweiligen Unternehmens zu kommunizieren. Mit gleich zwei Wegbereiterprojekten widmen wir uns der Thematik zum Nachhaltigkeitsbericht und Kreislaufwirtschaft. Interessierte Unternehmen haben die Möglichkeit, sich als Projektpartner zu beteiligen.

SKZ: Wie wird der CO₂-Fußabdruck eines Produktes berechnet? Kannst du dies in vereinfachter Darstellung beschreiben?

Antonia Ivanda: Die Berechnung eines CO₂-Fußabdruckes lässt sich in vier Schritte unterteilen. Im ersten Schritt muss ein umfassender Überblick über alle Lebensphasen des Produktes geschaffen und Rahmenbedingungen definiert werden, um alle potenziellen Emissionsquellen zu identifizieren. Nachfolgend beginnt im zweiten Schritt die Datensammlung – hierzu müssen alle Informationen von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung bzw. Abfallbehandlung erfasst werden. Im dritten Schritt folgt die Emissionsberechnung für den Lebenszyklus eines Produktes, um die Menge an Treibhausgassen, die das Produkt verursacht, zu quantifizieren. Im letzten Arbeitsschritt werden die gewonnenen Ergebnisse analysiert, um gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausemmissionen in Bereichen, in denen der Emissionsausstoß besonders hoch ist, auszuarbeiten.

SKZ: Das SKZ bietet den Kurs „CO₂-Fußabdruck selbst berechnen“ an. Was nehmen die Teilnehmenden aus dem Kurs mit? 

Antonia Ivanda: Hersteller von Kunststoffprodukten müssen den CO₂-Fußabdruck ihrer Produkte kennen und ihren Kunden bereitstellen. Oft fehlt es Unternehmen jedoch an Datengrundlagen, die erst mühsam ermittelt werden müssen. Mit dem Kurs vermitteln wir Grundlagen zur Erstellung der Ökobilanzierung nach ISO 14040/44 und der Carbon Footprint Berechnung nach ISO 14067. Mittels gängiger Software und Datenbanken erlernen die Teilnehmenden die Vorgehensweise bei der Erstellung von Carbon Footprints anhand von relevanten Beispielprodukten aus Kunststoff. Es besteht auch die Möglichkeit, während des Seminars einen eigenen Carbon Footprint zu erstellen.

SKZ: Des Weiteren bietet das SKZ maßgeschneiderten Software-Tools zur Berechnung der CO₂-Bilanz an. Kannst du die Benefits der Berechnungstools für Unternehmen erläutern?

Antonia Ivanda: Wir bieten Tools zur Berechnung von CO₂-Bilanzen gemäß ISO 14067 und GHG Protocol, Lebenszyklusanalysen nach ISO 14040 / 14044 sowie EPDs für Bauprodukte nach EN 15804 und den Vorgaben des Institut Bauen und Umwelt e. V. an. Unsere Tools beruhen auf aktuellen Ökobilanzmethoden und -daten, sind zudem nutzerfreundlich und können an vielfältige Anforderungen angepasst werden. Darüber hinaus unterstützen wir Unternehmen umfassend bei der Implementierung der Lösungen und bieten Support sowie regelmäßige Updates und Erweiterungen.

Interview: Katrin Heilig, SKZ

Mehr Informationen und Anmeldung zum Seminar „CO₂-Fußabdruck selbst berechnen“

Die nächsten Kurstermine sind vom 15. bis 16. Oktober 2024, 24. bis 25. März 2025 und 8. bis 9. Oktober 2025.

Über FSKZ e. V.

Das SKZ ist ein Klimaschutzunternehmen und Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Diese ist ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.

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